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Eine total mißglückte Afrikafahrt 1991


Große Pläne hatte ich für dieses Jahr. Im Juni hatte ich ausgelernt und würde dann "richtig verdienen"! Nach meiner damaligen Vorstellung hätte ich dann ja "Geld ohne Ende"... Der Termin wurde für Oktober anberaumt. Ich wollte mit dem Motorrad nach Genua fahren, dort nach Tunis übersetzen und dann nach Algerien fahren. Von dort wollte ich mich Richtung Süden begeben und via Tamanrasset die Grenze zum Niger überqueren. Ziel war die südliche afrikanische Westküste, Togo oder Ghana oder so (ich weiß es schon nicht mehr genau...).
Dort wollte ich mein Mopped dann möglichst noch verkaufen und mir ein Flugticket nach Hause besorgen. Gut fünf Wochen Urlaub hatte ich für dieses Vorhaben Zeit.
In Algerien war es damals übrigens noch einigermaßen friedlich.

Ein Motorrad wollte ich mir besorgen. Erst sollte es eine XT 500 sein, aber irgendwie waren die mir damals mit Preisen ab 3000,- DM aufwärts zu teuer. Über einen Kollegen verschaffte ich mir eine uralte Honda 125er sonstnochwas Enduro. Das leichte Gefährt erschien mir ganz günstig für Wüstenfahrten. Daß sie nicht ganz in Ordnung war wußte ich, aber irgendwie überforderte der Zustand der Maschine doch meine Motivation, so daß ich froh war sie mit nur 50,- DM Verlust wieder loszuwerden.
Durch Zufall kam ich für 500,- DM an eine fahrbereite CB400 N Fahrschulmaschine heran. Nur der Anlasser sollte mackig sein. Der Austausch des Anlassers sollte für mich wohl kein Problem sein.. Die CB400 N ist zwar eine Straßenmaschine, aber ich hatte schon mal so ein Gerät besessen und nach einem geplatzten Kolben ziemlich weit auseinandergenommen und wieder zusammengebaut und kannte dieses Motorrad eigentlich in- und auswendig. Irgendwie würde ich schon durch die Wüste kommen, die Autoschieber befahren diese Strecke schließlich sogar mit ihren Straßenmercedessen (oder wie ist die Mehrzahl von Mercedes?).
Der defekte Anlasser entpuppte sich dann aber als defekter Anlasserfreilauf und zu dessen Reparatur war ich dann leider doch nicht in der Lage.
Allerdings war der Defekt eigentlich insgesamt gar nicht so schlimm, nur bei (sehr) kaltem Motor rumpelte und krachte der Anlaßvorgang ganz fürchterlich, bei warmem Motor war alles ganz normal. Aber auch bei kaltem Motor ist die Maschine immer zuverlässig angesprungen. Also ließ ich den Fehler wie er war, die eine Fahrt würde das Teil schon noch überstehen und notfalls konnte ich immer noch anschieben.

Ich besorgte noch einen neuen Kettensatz für die Maschine, natürlich den billigsten der aufzutreiben war. Irgendwie fehlte hinten im Kettenrad ein Teil, und zwar ein Ring der im Inneren des alten Kettenrades angebracht war.
Mit allerrohester Gewalt konnte ich den Ring aus dem alten Kettenrad entfernen und mit noch roherer Gewalt konnte ich ihn in das neue Kettenrad reinklopfen. Natürlich gingen einige Späne dieses Ringes verloren, so daß er nicht mehr ganz so fest saß. Von der Möglichkeit des Erhitzens beim Auseinanderbauen und des Kühlens beim wiederzusammenbauens (Aufschrumpfen)  wußte ich damals nichts.
Ich hatte auch mal etwas von Problemen und Stürzen bei der Verwendung von billigen CB400N-Kettensätzen gehört, aber irgendwie nicht ernstgenommen.
Die Mühle lief auch und ich fuhr damit einige Zeit zur Arbeit und sonstwo rum.

Dummerweise hatte ich direkt vor der geplanten Reise eine Wehrübung. Ich hatte zwar nachträglich verweigert, aber meine Verweigerung war nicht anerkannt worden. Immerhin hatte ich so eine der letzten richtigen althergebrachten Verweigerungszeremonien in Deutschland erleben dürfen, mit Vorsitzern und Beisitzern vor einer deutschen Flagge. Tatsächlich wurden Fragen in der Richtung "Was würden sie tun wenn sie Ihr Leben nur dadurch retten könnten in dem sie jemanden anders töten" gestellt. Unglaublich, wie in einem schlechten Roman!
Naja, so schlimm war das mit der Wehrübung eigentlich auch nicht, denn in der Firma habe ich damals absoluten Frust geschoben. Ich diente zwar nur sehr ungern dieser Mördervereinigung*, aber es war immerhin eine Abwechslung.

Als Kraftfahrer hatte ich eigentlich nicht viel auszustehen, aber da ich einen Tag zu früh vom Dienst abgehauen bin und den nächsten Tag zu spät wieder angetreten bin schrammte ich nur äußerst knapp an einem Disziplinarverfahren vorbei.
Die Zeit während der Wehrübung konnte ich noch dazu nutzen französische Vokabeln zu lernen die man im französischen Afrika gut gebrauchen kann. Meine Schulkenntnisse waren mager aber vorhanden, Grammatik war auch nicht so doll, aber ich bin davon ausgegangen daß man mich schon versteht, wenn ich die Vokabeln irgendwie aneinanderreihe. Meine Motivation war tatsächlich so hoch, daß ich vor der Reise fast 2000 neue Vokabeln im französischen gelernt hatte.

Nach der Wehrübung packte ich mein Motorrad, zwei 20 Liter Reservekanister durften natürlich auch nicht fehlen. Einer war voll, einer war leer. War zwar nicht erlaubt, aber was soll's...
Frohgemut fuhr ich los, die erste Etappe ging nach Altusried im Allgäu wo ich noch eine Nacht bei Verwandten bleiben wollte. Ich konnte mir für die Fahrt nach Genua etwas Zeit lassen, da die Fähre sowieso erst in drei Tagen fuhr.  In Altusried blieb ich dann noch einen Tag und besorgte mir einen neuen Tachoantrieb, denn der hatte seinen Geist aufgegeben. Am nächsten Tag fuhr ich dann weiter Richtung Süden, erst bei Bregenz durch Österreich, dann durch Liechtenstein und dann in die Schweiz. Da ich nicht gewollt warAutobahngebühren zu zahlen und noch Zeit hatte fuhr ich Landstraße. Zu allem Überfluß funktionierte der Tacho plötzlich wieder nicht.

Auf einmal hörte ich ein komisches Geräusch aus der Gegend des Hinterrades. Ich hielt lieber an und schaute mir die Sache an. O je, das Kettenrad hat sich von dem komischen Ring gelöst, genau der Defekt vor dem in den Zeitschriften immer gewarnt wurde. Zum Glück hatte ich ihn so rechtzeitig bemerkt, daß das Hinterrad noch nicht zerstört wurde.

Da saß ich nun in der Einsamkeit! Zum Glück war ich noch nicht in Afrika. Naja, ich reparierte den Defekt indem ich einen Lappen(!) in den entstandenen Spalt stopfte und mit einem Meißel festhämmerte, was besseres fiel mir nicht ein. Nun machte ich mich auf zu einer Motorradwerkstatt, um mir einen neuen Kettensatz zu besorgen. Erstaunlicherweise fand ich auch schon nach ca. 20 km eine Honda-Werkstatt, aber dort sagte man mir nur, daß es dieses Modell in der Schweiz garnicht gibt und ich mein Glück wohl in Deutschland versuchen müsse. Naja, nach Deutschland waren es rund 80 km, ich war guter Hoffnung, daß meine Lappenkonstruktion noch so lange hält. Um einen kürzeren Weg zu haben fuhr ich auf die Autobahn, die fehlende Vignette war mir in dem Moment echt egal. Die Lappenkostruktion hielt nur noch 20 Kilometer, dann gab es ein komisches Geräusch und ich hielt schnell auf dem Seitenstreifen an.

Nun war die hintere Felge von dem sich verkantenden Kettenrad zerstört worden. Zum Glück hatte ich das Problem so schnell gehört, daß ich wieder nicht gestürzt bin. Weiterkommen war mit diesem Motorrad jetzt aber völlig unmöglich! Mist!
300 Meter weiter war ein Rasthof. Dort schob ich die Maschine hin. Dann besorgte ich mir eine Telefonkarte und rief um Hilfe in Altusried an. Meine Cousine Sonja und ihr Mann holten mich und mein Gepäck von dem Rasthof ab.

In mir reiften aber bereits neue Pläne: Zu Hause hatte ich ja noch meine Honda CX 500 stehen. Mit der war ich dieses Jahr schon durch Skandinavien gefahren.
Nun, die Fähre in Genua würde ich nicht mehr kriegen, aber nächste Woche fährt ja wieder eine. Meine Reisepläne reduzierte ich auch eine Stippvisite in der Wüste, ich würde dann entweder mit der gleichen Fähre zurückfahren, oder über Marokko und die Meerenge von Gibraltar nach Hause fahren.
Am nächsten Tag holten wir erst einmal die defekte Maschine aus der Schweiz. Sie wurde zunächst bei meiner Cousine Sonja in der Scheune verstaut. Am Abend setzte ich mich in Kempten in den Zug und fuhr wieder zurück nach Hamburg.

Die Honda CX 500 war leider abgemeldet und benötigte noch einen neuen Hinterreifen. Das ließ sich aber auch an einem Tag regeln. Da ich eigentlich gar nicht zu Hause sein wollte, fuhr ich noch an dem Nachmittag wieder los nachdem ich den neuen Hinterreifen bekommen hatte. Ich schaffte es bis Fulda. Dort übernachtete ich in einer Jugendherberge. Es war schon verdammt kalt, nachts fror es.

Den nächsten Tag hatte ich nun noch viel Zeit wieder nach Altusried zu gelangen. Ich mied Autobahnen komplett und kam am Abend wieder in Altusried an.

Am nächsten Tag baute ich den Gepäck- und Kofferträger an die CX 500 um. Obwohl er ursprünglich von diesem Motorrad stammte, hatte ich doch meine Schwierigkeiten, aber irgendwann war es geschafft.
Einmal übernachtete ich noch in Altusried doch dann zog es mich wieder nach Süden. Ich fuhr wieder die gleiche Stecke und passierte wehmütig die Stelle an der ich vor einer Woche verreckt war. Nun, etwas weiter warich diesmal schon gekommen. Zu allem Überfluß fiel plötzlich auch bei diesem Motorrad der Tacho aus. Es gibt aber schlimmeres.

Ich überquerte die Alpen über den Sankt-Bernhard Paß und erfreute mich an der Landschaft. Es war zwar schweinekalt, aber auf der italienischen Seite ließ es sich bei 15°C wieder aushalten. Heute schaffte ich es bis Mailand. Die Suche nach der Jugendherberge dauerte drei Stunden und trieb mich an den Rand des Wahnsinns. Ich eierte kreuz und quer durch die Stadt und fragte ständig Leute nach dem Weg was aber in völliger Verwirrung endete.
Irgendwann entdeckte ich, daß an den Bushaltestellen Stadtpläne sind. Ich suchte wo ich hin muß und hielt nun wirklich an jeder Bushaltestelle an um mich neu zu orientieren. Diese Strategie führte mich letztendlich zur Jugendherberge.

Dort übernachtete ich. Ich war schon einigermaßen genervt und garnicht mehr so richtig in Reiselaune. Aber am nächsten Tag würde ich nach Genua fahren, und übermorgen bringt mich die Fähre nach Afrika; dieser Gedanke befreit mich von meiner schlechten Laune.

Am nächsten Tag fuhr ich über tolle kurvige Straßen Richtung Genua. Erst genoß ich die Fahrt, doch nach drei Stunden Hin- und Herkurverei wurde auch das nervig, weil man irgendwie doch nicht so recht vorankam. Plötzlich erblickte ich das Mittelmeer, zum ersten mal seit 1974 wo ich als Kind auf Mallorca gewesen bin. Das Wetter war schön und meine Laune hob sich wieder. Ich suchte den Kai wo die Fähre nach Tunis verkehrt. Obwohl ich in Mailand einen Stadtplan von Genua geschenkt bekommen habe fuhr ich bestimmt fünf mal die Küstenstraße hin und her, bis ich endlich dort ankomme. Ich ging zum Schalter und wollte mein Ticket, das ja eigentlich für die Fahrt letzte Woche ausgestellt ist, für die morgige Fahrt umbuchen. Dort offerierte man mir, daß der Fahrplan geändert wurde, und die Fähre bereits gestern gefahren sei. Die nächste Fähre fuhr dann in fünf Tagen.
Ich war am Boden zerstört und völlig bocklos und wollte mich am liebsten in mein Bettchen legen und die Welt nicht mehr sehen. Das stand aber leider 1800 km weiter nördlich.

Ich  wollte nun erst einmal die Jugendherberge von Genua suchen. Nach einigem Umherirren und einigem Gefrage stellte sich heraus, daß es diese Jugendherberge nicht mehr gab. Völlig unmotiviert fuhr ich zurück nach Mailand. Diesmal benutzte ich aber die mautpflichtige Autobahn und war nach einer knappen Stunde in Mailand angekommen. Die Jugendherberge fand ich diesmal dank meiner Bushaltestellenstrategie schneller. Nun war ich wieder da wo ich morgens losgefahren bin.

Ich wollte nochmal eine Nacht schlafen und morgen früh entscheiden wie es weitergeht. Hier in Mailand auf die Fähre warten kam nicht nicht in Frage, Städte nerven mich und interessieren mich nicht. Sonst stand noch zur Debatte vielleicht zwei bis drei Tage durch die Alpen zu gondeln und dann wieder nach Genua zu fahren um die nächste Fähre zu nehmen. Allerdings hätte ich dann auch nur noch knapp drei Wochen bis ich wieder zu Hause sein müßte. Ich könnte natürlich auch Richtung Gibraltar fahren und mir Marokko angucken. Das würde mich zwar schon eher interessieren, aber es sind doch rund 2500 Kilometer bis dahin und die 2500 Kilometer müßte ich dann ja auch wieder zurückfahren. Außerdem sind die Autobahnen in Frankreich und Spanien überwiegend kostenpflichtig. Ich beschloß erst einmal eine Nacht darüber zu schlafen und mich dann zu entscheiden.

Am nächsten Morgen war mir klar: Ab nach Hause! Und zwar auf direktem Weg. Ich hatte keine Lust mehr. Ich zahlte die italienische Autobahngebühr, und kaufte für 40 Franken eine schweizer Autobahnvignette.

Nördlich der Alpen ist es schweinekalt. Richtige Thermoklamotten hatte ich nicht dabei. Über der normalen Unterwäsche trug ich noch ein T-Shirt und eine lange Unterhose, darüber meine Motorradlederklamotten und darüber einen Jogginganzug und zu guter Letzt noch meinen Regenkombi. Das Hauptproblem waren meine kalten Hände. Die linke Hand konnte ich ja ganz gut am Zylinderkopf wärmen, aber mit der rechten Hand muß ich ja den Gasgriff halten... (Ich könnte natürlich versuchen mit den Zähnen den Gasgriff zu halten, aber das ging wegen dem Integralhelm nicht). Also blieb mir nichts anderes übrig als an fast jedem Rastplatz anzuhalten und meine rechte Hand am Auspuff aufzuwärmen.

So kam ich dann wieder bis nach Fulda. Die Jugendherberge kannte ich ja schon. Am nächsten Tag fuhr ich dann schnell nach Hause und verbrachte den Rest meines Urlaubs mit Gammeln So etwas war mir die letzten Jahre noch nie passiert, Urlaub und zu Hause. Auch bis heute (1999) ist das nie wieder länger als 2-3 Tage der Fall gewesen.

Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende, denn die kaputte CB400 N stand ja noch in Altusried in der Scheune:

Im Januar 1992 wollte ich übers Wochenende eine Freundin in Bregenz besuchen. Auf dem Rückweg könnte ich dann ja das Motorrad mitnehmen. Ich baute aus meinem uralten VW-Polo (Bj. 1978) den Beifahrersitz und die Rückbank aus, da würde ich das Motorrad schon irgendwo unterbringen. Ich fuhr also Freitag nach der Arbeit los und raste mit Vollgas nach Süden. Auch wenn die Kiste superklapprig war fuhr sie doch ihre 160 km/h. Da ich mal die Tachonadel versehentlich falsch angeklebt hatte zeigte der Tacho immer ca. 20 km/h zu viel an. Damit hatte ich mal einen Mitfahrer aus Mitfahrzentrale verängstigt, als er dachte, daß ich mit 180-190 km/h über die Autobahn jage.

An der österreichischen Grenze werde ich mißtrauisch beäugt. "Wo kommen Sie her?"
"Aus Hamburg!". Der Grenzer guckte mich erstaunt an und sagte: "Aber doch nicht mit dem Auto...". Sehr nett!
Irgendwann wurde ich dann aber doch rübergelassen und fahre nach Bregenz. Ganz spontan fuhren meine Bekannte und ich noch nach Zell am See, wo gerade zwei Freunde von mir ihren Skiurlaub verbracht haben. Der Versuch heimlich in deren Ferienzimmer zu übernachten scheiterte, weil die Wirtin es gemerkt hat und Ärger verbreitete. So nächtigten wir im Auto, was nicht so toll und sehr kalt war.
Der nächste Tag an dem wir alle zusammen Ski fahren entschädigte uns aber dafür.

Einmal übernachte ich noch in Bregenz und am nächsten Morgen will ich kurz in Altusried vorbei das Motorrad holen und dann nach Hause.
Ich brach um sieben Uhr auf. Es begann zu schneien.

Der Schnee lag immer höher, das Vorankommen wird immer schwieriger. Ich hatte sogar Schneeketten dabei. Nur leider passten sie nicht auf mein Auto. Mit Ach und Krach gelange ich noch nach Altusried und fahre zu meiner Tante. Meine Cousine, wo das Motorrad steht, wohnt etwas außerhalb. Ich telefoniere mit ihr und sie meint, daß ich bei dem Wetter keine Chance habe mit dem Wagen zu ihr raus zu kommen. Da bin ich fast 900 km gefahren und nun scheiterte es an den letzten vier Kilometern! Naja, aber vertan war die Fahrt ja nicht, ich hatte wenigstens ein schönes Skiwochenende.

Ich fuhr nun also weiter in Richtung Hamburg. Etwas komisch fand ich wie schnell die Tankanzeige sinkt, die Temperaturanzeige ging auch immer weiter runter und die Scheibenwischer wurden immer langsamer. Irgendwann wurde mir klar: AAAArrrrgh, die Lichtmaschine ist kaputt. Da das Batterielämpchen schon lange nicht mehr funktionierte konnte es mich auch nicht rechtzeitig vorwarnen. Schnell habe ich die Stromverbraucher aufs Nötigste beschränkt und fuhr die nächste Autobahnabfahrt ab. Ich fuhr nach Aalen und hielt an einer Tankstelle mit Bosch-Service. Dort fragte ich, ob man mir eine Lichtmaschine einbauen könnte. Könnte man, aber leider erst am nächsten Tag. Das nützte mir nichts! Ich erkundigte mich noch, ob es irgendwo die Gelegenheit gäbe eine gebrauchte Lichtmaschine zu kaufen und man teilte mir sogar einen Höker mit. Dort ging ich hin und erstand für 100,- DM eine gebrauchte Lichtmaschine. Das war recht teuer, bei Kiesow in Hamburg kostete eine gebrauchte Lichtmaschine nur 30-40 DM. Egal, die wollte ich dann selbst einbauen. Meinen Werkzeugkasten hatte ich immer dabei. Leider paßte die Lichtmaschine aber nicht! Ich war völlig genervt!. Nun kaufte ich doch für 350 DM eine Lichtmaschine von dem Bosch-Service. Geld hatte ich keines mehr, aber man streckte mir die Lichtmaschine vor. Ich wollte nach dem Einbau versuchen das falsche Teil zurückzugeben und aus einem Geldautomaten Geld holen.

Die Bosch-Lichtmaschine paßte und ich bekam noch eine geladene Autobatterie geliehen um meiner inzwischen völlig entladenen Batterie Starthilfe zu leisten. Das klappte dann auch. Ich bin aber inzwischen pitschenaß, denn das was im Allgäu Schnee war ist hier Regen.
Supernetterweise lieh mir der Mann von der Tankstelle dann noch ein Auto mit dem ich in die Stadt fahren konnte um die Lichtmaschine zurückzugeben und Geld zu holen.

Der Schrotthöker wollte die Lichtmaschine natürlich nicht mehr habenn; nicht einmal zum halben Preis wie ich ihm vorschlug. Ich werde verarscht, man schickte mich zum angeblichen Chef und der sagt der Chef ist nicht da. Zu guter Letzt bekam ich einen Warengutschein im Wert von 100,- DM. Der nützte mir unheimlich viel, da ich ja nur rund 700 Kilometer von hier entfernt wohnte! Die Typen verpissten sich und ich stand hier nun mit der Lichtmaschine in der einen Hand und dem Warengutschein in der anderen. Naja, so nehme ich beides wieder mit und weiß mit beidem nichts anzufangen.

Nun fuhr ich zur nächsten Bank und wollte Geld holen. Als hätte ich nicht schon genug Ärger, akzeptiert der Automat meine Karte nicht. Ich versuchte es noch bei der Bank gegenüber, auch da klappt es nicht! Die Karte hat wohl etwas gelitten, als ich mit nassem Hinterteil unter dem Auto lag und die Lichtmaschine eingebaut habe.
Ich versuche es noch bei einer dritten Bank, aber auch da war ich erfolglos. Ich fragte noch am Schalter was ich denn machen könnte um Geld zu kriegen und man schickte mich zu Sparda-Bank am Bahnhof. Die Sparda-Bank war meine Bank. Dort versuchte ich noch pro forma Geld aus dem Automaten zu bekommen, tippe die Geheimzahl ein, dann den Betrag und es erschien "Bitte entnehmen Sie Ihre Karte". Ich entnahm die Karte und ging zum Schalter. Auf dem Weg zum Schalter dachte ich daß der Automat ja eigentlich gar keinen Fehlerhinweis gegeben hat. Ich laufe zurück zum Automaten und da lag mein Geld glücklicherweise noch im Ausgabeschacht! Ich hatte schon überhaupt nicht mehr damit gerechnet daß es klappt. Da hatte ich noch einmal Glück gehabt!

Ich fuhr mit dem geliehenen Auto zurück zur Tankstelle und schenkte dem Mann der mir so nett geholfen hatte den Warengutschein von dem Schrotthöker. Der freute sich ganz ehrlich, er schien dort doch öfters mal Teile zu kaufen. Erst wollte er ihn garnicht annehmen, aber als ich im gesagt habe daß ich in Hamburg damit nichts anfangen kann, konnte ich ihn doch überzeugen. Die olle Lichtmaschine lagerte ich übrigens noch zwei Jahre zu Hause, dann konnte mein Bruder sie gebrauchen.

Ich bezahlte meine Bosch-Austauschlichtmaschine und begab mich dann zur Autobahn. Gut drei Stunden hat mich diese Aktion gekostet, ich bin eigentlich noch einigermaßen im Zeitplan.

An der nächsten Autobahnraststätte hielt ich an, ich wollte meinen Werkzeugkasten etwas sortieren weil mich das Geklapper nervte.
Als ich wieder losfahren wollte springt der Wagen nicht mehr an! Ich nödele und nödele, aber nichts passiert. Kein Zündfunke. Na toll. Das jetzt auch noch! Ich bin noch keine 200 Kilometer vorangekommen seit heute morgen!

Nach kurzer Ratlosigkeit besann ich mich auf meine ADAC-Mitgliedschaft. Das hätte ich bei der Lichtmaschine vielleicht auch schon tun sollen. Nach einer knappen Stunde kam der Mann vom ADAC. Er suchte den Fehler und suchte und suchte... Ich fragte ob vielleicht die Zündspule den Geist aufgegeben hat. Er meinte daß das zwar theoretisch sein kann, aber Zündspulen eigentlich so gut wie nie kaputt gingen. Nach einigem Gesuche versuchte er es dann doch mit einer neuen Zündspule, und siehe da der Wagen lief wieder.

Die Spule hat mich keine 50,- DM gekostet und ich war froh wieder weiterfahren zu können. Mittlerweile ist es dunkel geworden und wieder unter Null Grad. Das Salz von der Straße schlug sich unangenehm auf der Windschutzscheibe nieder.
Bei dem Polo betätigte man die Scheibenwaschanlage noch mechanisch über eine Fußpumpe. Offensichtlich war das Waschwasser in den Düsen aber schon gefroren, es passierte nichts. Da die Waschanlage eben noch ging trat ich nun mit Gewalt auf den Fußknopf. Das einzige was passierte war daß der Schlauch von der Pumpe abplatzte und mir das Scheibenwaschwasser nun über die Füße lief. Naja, das einzige war es eigentlich nicht, denn das Wasser lief auch über die Scheibenwischerschalterkontakte, so daß diese nun anfingen wie wild über die vertrocknete Salzkruste zu wischen. Die Sicht war nahe Null. Ich schaffte es noch während der Fahrt die Drähte ganz aus der Verankerung zu reißen, so daß wenigstens das Gewische aufhörte. Den Schlauch konnte ich auch noch während der Fahrt wieder aufstecken. Am nächsten Rastplatz stellte ich die Elektrik dann wieder so weit her, daß die Scheibenwischer funktionierten.

Nun mußte ich alle paar Kilometer meine Windschutzscheibe mit Schnee reinigen damit ich wieder sehen konnte. Glücklicherweise lag bis Harburg (das ist ein südlicher Stadtteil von Hamburg) auch noch Schnee, doch nachdem ich die Elbe unterquert hatte war kein bischen Schnee mehr da. Wie immer in Hamburg...

Einen krönenden Abschluß hatte der Tag dann noch: Als in in Hamburg-Stellingen die Autobahn verließ fiel der Auspuff ab. Mir war das alles dann so egal daß ich mit funkensprühendem schepperndem Auspuff die letzten zwei Kilometer nach Hause fuhr.

Am nächsten Wochenende war ich übrigens wieder im Zell am See Ski fahren, diesmal aber mit der Bahn.
Gewohnt habe ich dort, wo meine beiden Freunde auch wohnten. Die Wirtin hat mich immer so komisch angeguckt sie war sich wohl nicht sicher ob ich derjenige war, den sie eine Woche vorher verjagt hatte.

Das Motorrad habe ich übrigens irgendwann im Frühjahr mit dem gleichen Auto völlig undramatisch und ohne Pannen nach Hamburg zurückgeholt. Nachdem ich Kettensatz und Hinterrad erneuert hatte konnte ich es sogar noch zu einem guten Preis verkaufen...

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