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Kanutour auf dem Fegensee Ostern 1997

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Wir (Heike, Tim und ich) planen über die Ostertage eine Kanutour auf dem Fegensee in Südschweden zu machen. Uns ist klar, daß eigentlich noch keine Saison für mehrtägige Kanutouren in Schweden ist. Da der Winter aber auch in S üdschweden relativ milde ausgeklungen ist gehen wir davon aus, daß sich zumindest kein Eis mehr auf dem See befindet.

Ein Kanuführer beschreibt den Fegensee als nahezu ideales Kanurevier: Von Norddeutschland aus schnell erreichbar, landschaftlich schön und touristisch nicht überlaufen.

Heike und Tim haben noch keinerlei Kanuerfahrung, ich habe vor ein paar Jahren mal eine mehrwöchige Kanutour auf dem Femundsee und dem folgenden Trysilälven gemacht. Wir wollen das Kanu in Hamburg mieten, da wir in unserem knapp bemessenen Oster urlaub nicht noch Zeit damit verschwenden wollen vor Ort ein Kanu zu organisieren. Tim bucht das Kanu für Mittwoch den 26.3. in Hamburg vor.


Mittwoch, 26.3.97
Wir treffen uns am Nachmittag um das Kanu abzuholen. Leider ist bei dem Kanuverleih der Verantwortliche nicht anzutreffen, niemand weiß bescheid. Also gehen wir erst einmal einkaufen. Danach gehen wir wieder zum Kanuverleih, noch immer ist der Chef nicht da. Man sagt uns aber, daß er irgendwann wohl gegen 18 Uhr noch käme, um die Halle abzuschließen. Wir gehen nun ein Eis essen. Danach sagt man uns, daß die Ehefrau des Chefs gerade da war, jetzt aber wieder weg sei, aber es we rde bald wieder jemand kommen. nungut, wir warten (schon etwas nervös) nun direkt beim Kanuverleih, irgendwann kommt dann die Frau des Chefs wieder. Es ist Ihr ein wenig peinlich, daß der Termin vergessen wurde, aber wir bekommen unser Kanu (3- sitziger Kanadier), laden es auf den VW-Golf, binden die Paddel hinein und fahren von dannen.

Abends packen wir dann noch unsere Tonnen und laden sie ins Auto. Wir verwenden wasserdichte Tonnen um unsere Klamotten zu transportieren. Wir hoffen zwar nicht zu kentern, aber für den Fall des Falles bleiben die Sachen wenigstens trocken.


Donnerstag, 27.3.97
Morgens müssen wir leider alle noch arbeiten. Heike, der das Auto gehört, fährt nun mit Kanu auf dem Dach zur Arbeit und muß sich die dummen Sprüche ihrer Kollegen gefallen lassen. Gegen 15:30 Uhr treffen wir uns alle bei Tim. Do rt laden wir noch sein Gepäck in das Auto und fahren los.


Heike vor ihrem Auto mit Kanu


Auf einmal funktioniert der Blinker nicht mehr, ein schöner Urlaubsstart. Naja, der ist ja nicht lebenswichtig, dann müssen wir eben etwas vorsichtiger fahren. Ein Wackeln am Blinkerrelais löst dieses Problem dann aber doch kurzfristig.

Wir fahren Richtung Puttgarden. Dir Fährverbindung der Vogelfluglinie ist zwar nicht die billigste, aber da alle halbe Stunde ein Schiff fährt und wir in unserem kurzen Urlaub keine Zeit verschwenden wollen indem wir auf irgendwelche Fähren warten, haben wir sie gewählt. Außerdem sind wir zu dritt, da fallen die Mehrkosten nicht so ins Gewicht.

Um 19:02 Uhr kommen wir in Puttgarden an, gerade noch rechtzeitig um die Fähre um 19:05 Uhr zu erwischen, so ein Glück. Eine Stunde fahren wir nun bis Rødbyhavn. Genug Zeit um eine Tafel Marabu- Schokolade zu kaufen und zu erwerben. Die F ahrt durch Dänemark ist, wie immer, langweilig, und deshalb verschlafe ich sie. Durch die Kreisverkehre in Helsingør wache ich auf. Hier haben wir nicht so ein Glück mit der Fähre nach Helsingborg, wir müssen 40 Minuten warten.< BR>
In Schweden angekommen finden wir auch bald die richtige Straße, wir müssen noch ca. 150 km durch Schweden fahren.

Wir wollen kurz vor Fegen noch irgendwo wild campen. Hinter Torup finden wir auch recht schnell eine kleine abgelegene Stelle an einem Weg. Wir bauen unser Zelt auf, und es beginnt zu regnen. Na toll. Allerdings ist der Regen nicht so schlimm, und eigentl ich schauert es auch nur ab und zu. Gegen 02:00 Uhr schlafen wir dann ein. Leider ist genau unter meiner Liegestelle ein riesiger Knubbel, den wir beim Zeltaufbau nicht bemerkt haben, so schlafe ich ziemlich schlecht.


Freitag, 28.3.97
Nachts hat es immer noch etwas geregnet, als wir aufstehen verziehen sich die Wolken aber schon und die Sonne kommt durch. Wir packen unsere Sachen zusammen und wollen nun noch Fleisch (zum grillen) einkaufen. Auch wenn heute Karfreitag ist, sind wir gute r Hoffnung offene Supermärkte zu finden. Wir fahren zurück nach Torup. Der große Konsum-Markt hat geschlossen, allerdings ist ein kleinerer Supermarkt auf. Der hat aber kein Frischfleisch. Wenigstens bekommt Heike eine Zahnbürste, die hat sie nämlich zuhause vergessen. Außerdem kaufen wir zwei Pakete abgepackte Würstchen, die bestimmt nicht schmecken, aber es gibt ja nichts anderes.

Wir fahren nun nicht direkt nach Fegen, sondern noch einen kleinen Umweg über Ätran, aber auch der dort geöffnete Laden hat kein Frischfleisch. Wir kaufen dort aber noch drei Liter Milch, die wir vorher vergessen haben. Dann geht es weiter nach Fegen. Dort angekommen können wir den schönen See schon bewundern. Direkt an unserer geplanten Einsetzstelle ist eine Tankstelle mit Laden, aber auch dort gibt es kein Frischfleisch. Pech. Wir müssen uns wohl an die Würstchen halt en.

Der Tankstelle angegliedert ist sogar ein Kanuverleih, aber wir haben ja unser eigenes Kanu dabei. Das laden wir nun vom Dach unseres VW-Golf ab und lassen es zu Wasser. Ein kleiner Steg erleichtert uns das Beladen des Bootes.


Gleich geht es los



Erst haben wir leichte Befürchtungen, daß das Boot bei drei Personen inklusive (viel) Gepäck und Lebensmittel für die nächsten fünf Tage etwas überladen ist, als wir aber drin sitzen und lospaddeln bestätigt sich d ies doch nicht. wir haben von innen rund um das Boot eine Leine gespannt, wo wir all unser Gepäck mit Karabinerhaken einhängen. Im Falle einer Kenterung würde so das Gepäck wenigstens nicht davontreiben. Wir hoffen aber inständig, daß wir nicht kentern würden, weil das Wasser noch eiskalt ist.

Die Sonne scheint, wir haben sogar leichten Rückenwind und wir kommen gut voran. Es gibt einige Inseln und Inselchen im Fegensee. die meisten davon sind Vogelschutzgebiet, das heißt, man darf sie zwischen dem 1.4. und dem 15. 7. nicht betreten, aber ich glaube auch das ganze Jahr nicht drauf campen. Wir haben jedenfalls eine Insel ins Auge gefaßt, die kein Vogelschutzgebiet ist und hoffen darauf unser Lager errichten zu können.

Als wir nach einigen Stunden Paddelei dort ankommen stellt sich die Insel leider als völlig ungeeignet heraus, da das Anlanden an sich schon recht schwierig ist, und die Insel überall voller Gestrüpp oder Sumpf ist. Am gegenüberliegend en "Festlandufer" finden wir jedoch eine geeignete Stelle, wo wir das Kanu auch einigermaßen gut an Land ziehen können, ohne es zu beschädigen. Wir haben nur ein relativ einfaches Kanu aus GFK oder einem ähnlichen brüchigen Mater ial gemietet, das lackiert ist. Der Lack blättert natürlich leicht ab, wenn man über Steine schrammt, aber wir bemühen uns, dies zu vermeiden.

Das Zelt ist schnell aufgebaut, eine Feuerstelle schnell fertiggemacht, der Hunger groß, also wird Essen gekocht. Da wir ja kein Frischfleisch bekommen haben verzichten wir notgedrungen auf das Grillen und bereiten uns leckere Spaghetti mit Schinken , Champignons und Sahnesoße zu. Die Nudeln kochen wir auf dem Feuer, die Soße auf einem kleinen Benzinkocher. Das Kochen auf dem Feuer ist immer ein großer Spaß, der Topf ist von außen schwarz, rußig und klebrig, man br aucht gar nicht erst den Versuch machen ihn zu reinigen, man packt ihn nach Gebrauch am besten zweimal in Plastiktüten und das reicht dann auch schon.

Zum Kochen nehmen wir Seewasser, unsere vier Liter mitgebrachtes Trinkwasser wollen wir uns erst einmal in Reserve halten. Am Anfang ist dies für einen zivilisationsgeschädigten Mitteleuropäer zwar ein komisches Gefühl, aber man gew&ou ml;hnt sich schnell dran und wir sind auch noch alle gesund. Micropurtabletten haben wir zwar mit, aber wir wollen unser schönes schwedisches Seewasser nicht mit unnötiger Chemie belasten.

In einer kleinen Seitenbucht sehen wir noch dünne Eisschollen, die wohl noch vom Winter übriggeblieben sind.


Sonnenuntergang


Nach Anbruch der Dunkelheit genießen wir neben dem Lagerfeuer noch einen Ausblick auf den Kometen Hale-Bopp, der wirklich gut zu sehen ist


Das allabendliche Lagerfeuer


Dann gehen wir schlafen. Die Nacht ist relativ kühl, doch mit unseren Schlafsäcken und unserer Polartec-Kleidung sind wir gut gerüstet.


Samstag, 29.3.97
Morgens werden wir durch die Sonne geweckt. Als ich zum p.... gehe, sehe ich, daß die Pfützen im Sumpf gefroren sind, es war also unter Null Grad. Wir haben aber trotzdem gut geschlafen. Die Sonne scheint genau auf unsere Anlegestelle, die wir nun spontan zur Waschstelle umfunktionieren. Wir baden zwar nicht richtig, aber trotzdem ist uns beim Waschen erstaunlich warm, wir hatten viel mehr Angst vor dem kalten Wasser.

Wir frühstücken. Wir backen Aufbackbrötchen, indem wir sie auf Stöcke spießen und diese dann nahe dem Feuer in die Erde stecken. Man muß ziemlich aufpassen, das Brötchen oft genug zu drehen, sonst verbrennt die dem Feu er zugewendete Seite ganz schnell. Bis die Brötchen jedoch durchgebacken sind vergeht eine ganze Zeit, aber wir haben es ja nicht eilig.


Brötchen aufbacken


Danach wird noch ein ganzes Paket Schokomüsli vertilgt. Dazu gibt es Kakao. Echt gemütlich. Nur der Wind kann sich nicht entscheiden, in welche Richtung er den Qualm blasen will, so müssen wir immer wieder kurz flüchten. Nach dem Fr ühstück wird dann in aller Ruhe das Zelt abgebaut und das Kanu beladen. Wir haben uns schon auf der Karte eine neue Insel ausgeguckt, die kein Vogelschutzgebiet ist. Dort wollen wir übernachten.


Der Fegensee


Als wir lospaddeln, ist es fast windstill. Wir sehen noch, daß das Eis in der Bucht inzwischen aufgetaut ist. Wir kommen gut voran. Wir fahren an vielen kleinen Inselchen vorbei auf denen schon manchmal Vögel (vorallendingen Gänse) nist en. Gelbe Schilder, deutlich sichtbar weisen darauf hin, daß das Betreten der Inseln vom 1.4. bis zum 15.7. nicht gestattet ist.


Auf dem Fegensee


Nachdem wir eine ganze Zeit gepaddelt sind, machen wir auf einer anderen Insel Pause, trinken etwas und vertilgen eine ganze Menge Ostereier. Das Wetter sieht inzwischen garnicht mehr ganz so toll aus, immer mehr Wolken ziehen auf, teilweise recht dunk le. Vorallendingen frischt der Wind ziemlich auf, leider von vorne.

Wir paddeln weiter, die Wellen sind schon recht hoch. Wir fühlen uns etwas mulmig in unserem offenen Kanadier, aber die Insel zu der wir wollen, kommt schon in Sicht. Allerdings müßten wir quer über denn See fahren um die Insel zu err eichen, und das wagen wir dann doch nicht bei dem kalten Wasser. Teilweise schwappt bei hohen Wellen schon etwas Wasser an Bord, aber es hält sich noch in Grenzen. Man kommt gegen den Wind so gut wie garnicht voran, wir bewegen uns mit dem Tempo eine r alten Oma.


Wellengang...


Als wir dann auch noch am Ufer eine geeignete Stelle zum Zelten finden, beschließen wir dort zu bleiben und auf die Inselübernachtung zu verzichten.


Unser Lager


Wir bauen wieder unser Lager auf, machen Feuer und kochen uns ein Reisgericht. Da wir uns ein wenig überfressen haben fallen wir schon gegen acht Uhr ins Bett. Diese Nacht ist spürbar kälter als die vorige, ich schätze vielleicht so -5 C. Wir frieren aber nicht.


Sonntag, 30.3.1997
Morgens scheint die Sonne, der Himmel ist blau, der See spiegelglatt.


Morgendlicher Ausblick auf den Fegensee


Etwas weiter weg sieht der See so komisch aus, fast als wenn er zugefroren wäre. Wir nehmen noch vor dem Frühstück das leere Kanu und fahren zu dieser Stelle hin. Tatsächlich, über Nacht ist der See doch tatsächlich ü ber eine ziemlich große Fläche zugefroren. Das Eis ist ganz dünn und auch schon wieder im auftauen begriffen. Es macht aber wahnsinnig Spaß mit dem Kanu durch das frische Eis hindurchzufahren.


Eisfahrt


Danach bereiten wir uns ersteinmal das Frühstück. Es gibt, wie gestern, am Feuer aufgebackene Brötchen und Müsli. Außerdem gönnen wir uns heute Rührei mit Speck.


Lecker, lecker...


Nach dem Frühstück machen wir uns wieder langsam auf den Weg. Es ist an dieser Stelle besonders schwiering, das Kanu zu Wasser zu lassen, da überall Steine im flachen Wasser zu sehen sind. Merkwürdigerweise haben einige Steine blaue Flecken, genau in der Farbe unseres Bootes...

Da wir nicht wissen, was uns bevorsteht geht es jetzt wieder zurück, wir haben noch gut zwei Tage Zeit zum paddeln, da wir spätestens Dienstag mittags wieder am Auto sein wollen, lieber früher, damit wir abends noch das Kanu abgeben kö nnen.

Am Anfang haben wir leichten Rückenwind, der dann aber bald in recht starken Gegenwind umschlägt. Die Wellen die uns entgegenkommen werden wieder beunruhigend hoch, wir versuchen uns in der Nähe des Ufers aufzuhalten. Das ist manchmal schwi erig, weil es deutlich besser ist direkt gegen die Wellen anzufahren, als parallel zu den Wellen zu fahren. Insofern war es manchmal geschickter bei irgendwelchen Buchten den direkten Weg zu nehmen, als am Ufer zu bleiben. Trotzdem ist es irgendwie ein ko misches Gefühl über eine größere Bucht zu fahren, wenn man weiß, daß man bestimmt 15 Minuten braucht, lieber nicht wenden sollte (wegen der Wellen) und auch nicht weiß, wie sich der Wind in den nächsten 15 Minut en entwickelt. Sicherer hätten wir uns mit Spritzdecke gefühlt, aber die haben wir ja nicht. Irgendwie kommenwir aber dann doch noch über jede Bucht hinüber. Ich habe immer besondere Angst, Tim und Heike sind da etwas cooler.

Naja, irgendwie meistern wir den Wind. Nachdem wir eine kurze Rast an unserer Übernachtungsstelle von vorgestern gemacht haben, wollen wir eine kleine Bucht anfahren, die auf der Karte so aussieht, als ob sie für ein Nachtlager geeignet wär e. Wäre sie auch, doch leider ist der hintere Teil der Bucht noch komplett zugefroren, und zwar mit zentimeterdickem Eis. Wir versuchen uns noch an der Seite am Eis vorbeizuschummeln, aber das klappt nicht, wir müssen kapitulieren.


Packeis...


Wir finden aber in der nächsten Bucht eine andere schöne Stelle. Das Wetter ist inzwischen recht schlecht geworden, es nieselt leicht. Im Wald dringt der Nieselregen aber nicht bis zum Boden, es ist schön trocken. Wir bauen wieder unser Nachtlager auf und machen Feuer. Das Zelt steht komplett auf weichem, frischem Moos.

Heute braten wir uns erst bayrischen Leberkäse mit Spiegelei, danach gibt es die schwedischen Würstchen, die wirklich etwas eklig schmecken. Da das Grillen der Würstchen am Stock aber so einen Spaß bringt essen wir dann doch eines der beiden Pakete komplett auf. Auf dem Würstchenpaket ist als Zutat an zweiter Stelle (nach dem Fleisch) Kartoffelmehl angegeben. So schmecken sie auch. Den Schweden scheint das zu gefallen, weil man dort fast nur solche Würstchen bekommt.

Wir gehen wieder recht früh schlafen und das, obwohl uns durch die Umstellung auf Sommerzeit eine Stunde verlorengegangen ist. Heute Nacht ist es deutlich wärmer, wir entledigen uns ziemlich schnell unser Polartec-Kleidung und schlafen nun in Un terwäsche im Schlafsack. Die Nacht ist eine der bequemsten, da unser Zelt wiegesagt auf weichem Moos steht.


Montag, 31.3.97
Wir stehen morgens recht früh auf. Es ist bedeckt und windig, aber trocken. Zum Frühstück gibt es am Feuer gebratenen Speck mit Rührei und wie gewohnt, die Aufbackbrötchen. Müsli ist leider alle.

Wir sind recht träge an diesem Morgen. Nach dem Frühstück naschen wir noch Süßigkeiten. Wir haben auch noch viel Zeit. Fegen, wo unser Auto steht ist nicht mehr weit weg. Wir wollen möglichst nah heranfahren und dort campen, damit wir morgen früh nur noch eine kleine Strecke zum Auto paddeln müssen. Irgendwann mittags kommen wir dann aber doch los. Wir wollen noch auf der anderen Seite des Sees in eine Bucht fahren und diese anschauen. Es ist wieder recht windig, d er Wind kommt natürlich von vorn, und ich habe ein ungutes Gefühl beim überqueren des Sees. Da aber in der Mitte ungefähr eine etwas größere Insel ist, hat man nie das Gefühl allzuweit vom Land enttfernt zu sein. Allerd ings nützt einem so eine Insel wenig, wenn man nach einer Kenterung naß, durchgefroren und ohne Gepäck auf ihr ankommt. Es gibt eine Abkürzung in die Bucht, da vor Anfang der Bucht eine längliche großere Insel ist, vor der man durchfahren kann.

Allerdings sieht das Wasser in der Bucht ziemlich aufgewühlt aus. Wir legen an der Insel an, und tatsächlich, in der Bucht fängt sich der Wind wie in einem Trichter, die Wellen sind so groß, daß wir auf eine Besichtigung per Kan u verzichten. Leider müssen wir nun noch einmal den Fegensee überqueren (Der Fegensee ist einige zehn Kilometer lang, aber meist nur ca. einen Kilometer breit).

Das Ostufer an dem wir uns befinden ist ziemlich dicht besiedelt, und wir würden wohl kaum ein ruhiges Fleckchen zum campen finden. Einziger Lichtblick: Wenn wir den See auf der Optimalroute überqueren kommen die Wellen ziemlich genau von vorne. Wir tun es also und arbeiten uns gegen die Wellen an. Ich habe, wie immer, am meisten Angst. Es schwappt ab und zu Wasser an Bord, aber insgesamt nicht viel.

Wir erreichen das andere Ufer. Wir sind nun schon kurz vor Fegen, finden aber dennoch eine Stelle zum campen. Diese Stelle scheint öfters benutzt zu werden, es gibt eine Feuerstelle und einen zur Sitzgelegenheit zurechtgehauenen Balken. Heike liest e in Buch, und Tim und ich verspeisen aus Langeweile das zweite Paket Ekelwürstchen, die wir uns am Stock grillen.


Ekelwürste


Tim geht dann noch spazieren und findet ein paar hundert Meter entfernt einen Parkplatz mit Papierkörben. Sehr praktisch, da können wir unseren inzwischen reichlich vorhandenen Müll entsorgen.

Heute kochen wir wieder Spaghetti mit Sahnesoße.

Wir gehen schlafen und wollen morgen eigentlich zeitig los, da wir noch vorhaben das Kanu in Hamburg abzugeben. Der Kanuverleih hat bis 18 Uhr geöffnet, es kann aber auch sein, daß bis 20 Uhr noch jemand anzutreffen ist.


Dienstag, 1. April 1997
Wir wachen erst gegen 9 Uhr auf. Eigentlich wollten wir ja etwas früher aufstehen, aber nun ist es auch nicht mehr zu ändern.

Wir packen zügig unsere Klamotten zusammen und beladen das Kanu. Dann paddeln wir den letzten guten Kilometer zu dem Steg, an dem wir unsere Tour begonnen haben.

Das Kanu wird entladen, das Auto beladen. Wir haben deutlich weniger Sachen dabei, als auf dem Hinweg, da wir das meiste aufgefuttert haben. Das Kanu wird auf den Dachgepäckträger gelegt und vorne sowie hinten mit Seilen an den Abschlepphaken de s Wagens befestigt. Fast hätte ich vergessen, daß wir das Kanu noch mit stabilen Spannriemen am Dachgepäckträger befestigen müssen. Zum Glück denkt Tim daran. Nach einer knappen Stunde ist alles gepackt, wir sind wieder star tklar.

Wir fahren los. Da wir noch nicht gefrühstückt haben, streicht Tim uns jetzt während der Fahrt Brote. Gegen 12 Uhr kommen wir in Helsingborg an. Wir tanken noch in Schweden, da wir kein dänisches Geld haben.

Dann setzen wir mit der Fähre über nach Helsingør. Wir hoffen in Rødbyhavn die Fähre um 15 Uhr zu erwischen.

Wir kommen dort fünf Minuten vor drei an, vor uns am Schalter befinden sich noch drei Autos, die relativ zügig abgefertigt werden. Wir sind dran und geben unser Ticket ab, welches in eine große Maschine gesteckt wird. Leider kommt es aber nicht wieder heraus. Der Ticketkontrolleur klappt die Maschine auf sucht nach unserem Ticket, findet es aber nicht. Die Autos hinter uns werden an einem anderen Schalter abgefertigt. Als der Ticketmensch nach ca. 15 Minuten mit Hilfe eines Kollegen unser völlig zerknülltes Ticket zutage fördert, ist die Fähre natürlich weg. Da es aber nun bereits 15:15 Uhr ist, müssen wir auch nicht mehr so lange auf die nächste Fähre warten (denken wir).

Wir stellen fest, daß sich die hintere Dachgepäckstrebe gelöst hat. Sie ist zwar noch fest mit dem Boot verbunden, aber nicht mehr mit dem Dach. Das ist aber auch nicht so tragisch, da wir das Boot ansonsten gut verzurrt haben. Trotzdem be festigen wir den Dachgepäckträger wieder. Die Fähre fährt mit 20 Minuten Verspätung Richtung Puttgarden ab. Wenn wir nicht die Angst hätten, das Boot nicht mehr loszuwerden, wäre das auch alles nicht so schlimm, aber mor gen haben wir eigentlich echt keine Zeit das Kanu abzugeben.

Nachdem das Schiff dann noch 10 Minuten irgendwo auf der Ostsee eine Pause einlegt, kommen wir dann mit 30 Minuten Verspätung in Puttgadren an. Dort geht dann aber alles recht schnell, wir fahren zügig nach Hamburg und - o Wunder, es ist noch je mand am Kanuverleih, der uns das Kanu problemlos abnimmt. Insgesamt war dieser fünfeinhalbtägige Urlaub mit Spritkosten, Kanuverleih und Lebensmitteln gar nicht so teuer, jeder von uns mußte ca. 250.- DM zahlen. Es hat sich gelohnt, und ic h kann nur jedem empfehlen auch kurze Urlaubszeiten für so einen Kanuurlaub zu nutzen.



Nun noch ein paar Tips zu Kanutouren (Kanadier) die ich auf zwei Kanutrips (davon ein vierwöchiger) in Skandinavien sammeln konnte:
Eigentlich sind Kanus aus einem Polyethylen-Material (z.B auch Olthylen oder Oltonar, oder wie auch immer die Hersteller "Ihre" Legierung nennen) immer GFK-oder Glasfaserbooten vorzuziehen. Dieses Material ist unempfindlich gegen Kratzer und Bruch.
Wer plant Wildwasser zu fahren muß auf jeden Fall so ein Boot nehmen. Spritzdecken sind nicht nur für Wildwasser erforderlich, auch auf Seen bieten sie bei höherem Wellengang ein größeres Maß an Sicherheit. Außerdem halten sie im Unterkörbperbereich den Wind ab und wärmen somit. Schwimmwesten oder Schwimmhilfen sollte man immer tragen. Nicht nur, daß sie im Falle des Kenterns das Schwimmen erleichtern, nein, sie sind auch ein guter Wind-und Kälte schutz für den Oberkörper. Ob man sich für richtige Schwimmwesten mit Kragen entscheidet, der bei einem bewußtlosen Schwimmer dafür sorgt, daß der Kopf nicht ins Wasser kippt, bleibt jedem selbst überlassen. Für das Gepäck eignen sich wasserdichte Tonnen und wasserdichte Kleidersäcke (zB. Ortlieb). Bei der Auswahl der Tonnen ist es reatsam darauf zu achten, daß man auf ihnen bequem sitzen kann, eine schöne Sache am Lagerfeuer.

In einem Kanu kann man übrigens deutlich mehr Gepäck mitnehmen, als man vermutet; man braucht sich auf seiner mehrwöchigen Tour eigentlich mit dem Gepäck in keiner Weise einschränken. Es empfiehlt sich innen im Kanu an der Außenwand lose eine Leine einzuspannen. Dort kann man dann mit Karabinerhaken alle Gepäckstücke einhaken. Die Kleidersäcke kann man auch direkt mit dem Verschluß an der Leine befestigen. Im Falle einer Kenterung schwimmen dann nicht alle Gepäckstücke einzeln herum. Plant man eine längere Tour mit Umtragung von Hindernissen, empfiehlt sich ein Kanuwagen. Bei bestimmten Modellen gibt es Schrauben, die dazu neigen lose zu werden. Man sollte also entsprechendes Werkzeug dabeihaben. (Inbusschlüssel).

Man sollte bei mehrtägigen Touren nicht vergessen Ersatzpaddel (knapp eines pro Boot) mitzunehmen. Ein Paddel kann immer mal verloren, oder kaputt gehen, und ohne Paddel sieht man alt aus. Beim Transport des Kanus auf einem Dachgepäckträger eines PKW lassen sie die Paddel (evtl. auch andere Dinge) wunderbar im Kanu festbinden und müssen nicht im Auto liegen. Außerdem ist wichtig, das Kanu nicht nur mit stabilen Zurrgurten (Ratschen) am Dachgepäckträger festzubinden, sondern auch vorne und hinten mit einem stabilen Strick unten am Auto festzuzurren. Hierfür eignen sich normalerweise die Abschleppösen des Autos. Vorne darf das Kanu nicht übers Auto hinausragen. Als Dachgepäckträger reicht eigentlich ein Grundsystem, also ein Querträger vorne, einer hinten.

Nun noch ein paar Erkenntnisse, die ich beim Wildwasserfahren gewinnen konnte. Ich habe keinerlei theoretisches Wissen und weiß nicht was "Fachleute" zu meinen Tips sagen würden, aber dies sind Erkenntnisse, die ich am eigenen Leibe in der Prax is in einem Zwei-Mann-Kanadier gewonnen habe.

Man sollte ersteinmal einen Kanuführer und eine gute Karte mit kleinem Maßstab haben. Dort wo Höhenlinien den Fluß kreuzen könnten Stromschnellen sein. Schlängellinien in der Karte markieren auch Stromschnellen. Da man im Kanu die Froschperspektive hat, sieht man Stromschnellen nicht immer von weitem so gut. Im Zweifelsfall sollte man immer vorher anlanden und die Stromschnellen vom Ufer aus betrachten. Schafft man das Anlanden nicht mehr rechtzeitig und ist schon zu stark in der Strömung drin, sollte man lieber gerade auf die Stromschnellen zu fahren (Augen zu und durch...), als zu versuchen ans Ufer zu kommen und dann quer oder schräge in die Stromschnellen hineinzugeraten.

Man sollte sich eines zur Regel machen: Immer mit der Strömung schwimmen, immer da wo das meiste Wasser fließt. Da das ist in Kurven bekanntlich das äußere Ufer ist, sollte man auch dort fahren. Wenn man versucht in der Mitte zu fahr en treibt man sowieso nach außen. Die Gefahr vom Wasser an das Ufer gedrückt zu werden, ist nicht so groß. Dumm ist nur, wenn Bäume oder Gestrüpp über dieser Stelle hängen, so daß man dort nicht fahren kann.

Was noch wichtig ist: Das Kanu immer gerade zur Strömung halten. Wenn man auf einen größeren Schwall zufährt, versucht man natürlich diesen zu umfahren. Unter dem Schwall befindet sich immer ein Hindernis, es ist nur sehr schlecht abzuschätzen, ob das Hindernis zwei Zentimeter oder einen Meter unter der Wasseroberfläche ist. Wenn man merkt, daß man es nicht mehr schafft einen Schwall zu umschiffen, ist es besser, gerade darüber weg zu fahren, als schräg. Fährt man gerade wird man normalerweise mit einem großen Rums drübergetragen. Erwicht man ihn schräg, bleibt die eine Seite hängen, das Kanu wird quergestellt und man kentert. Es hat sich als praktikabel erwiesen erst zu versuchen an dem Hindernis vorbeizukommen, und kurz bevor man aufläuft drückt der Hintermann das Kanu mit einem einzigen kräftigen Schlag gegen die Strömung gerade. Der Vordermann hat wenig Einfluß auf Richtungsänderungen. Entweder man ist dann an dem Hindernis vorbeigekommen, oder nicht.

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