Israel 1998
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Sonntag, 27.9.98:
In aller Frühe holt uns unser Freund Oppi zu Hause ab und bringt
uns zum Flughafen. Fast hätte ich meinen Führerschein vergessen,
doch als ich die Haustüre schon hinter mir zugeschlagen habe, fällt
er mir doch noch ein.
Am Flughafen klönen wir nach dem einchecken noch eine Weile, dann
ist es Zeit zum Boarding zu gehen. Wir decken uns noch mit kostenlosen
Zeitungen und Zeitschriften ein und fliegen dann nach Wien. Im Flugzeug
wird ein leckeres Frühstück serviert.
In Wien haben wir gut zwei Stunden Aufenthalt. Da uns der Hochzeitsstreß
und das heutige frühe Aufstehen noch in den Knochen steckt wollen
wir uns irgendwo ein Plätzchen suchen wo wir noch ein bischen schlummern
können. O Wunder, in Wien sind die Bänke nicht durch Armlehnen
getrennt, wir können uns wunderbar der Länge nach drauflegen
und schlafen zwei Stunden.
Rechtzeitig begeben wir uns zu dem Gate wo unser Flug losgeht, trotzdem
steht schon eine lange Schlange davor. Eine orthodoxe Judenfamilie steht
auch in der Schlange. Das Aussehen und Verhalten befremdet mich etwas.
Das Boarding beginnt. Alle Passagiere werden einer gründlichen Befragung
unterzogen, deshalb zieht sich die Sache ein wenig hin. Irgendwann sind
wir dann aber doch alle an Bord und fliegen los.
Heike und ich sind schon wieder sehr hungrig, deshalb stört es uns
besonders, daß der Service so lange auf sich warten läßt.
Dafür ist das Essen aber sehr gut.
Für das Bordprogramm sind die modernen flachen LCD-Bildschirme in
die Decke eingelassen, die zu gegebener Zeit einfach herunterklappen, sehr
praktisch.
Gegen 15 Uhr kommen wir in Tel Aviv an. Die Einreise gestaltet sich
wider Erwarten recht unproblematisch und geht schnell vonstatten. Wir hatten
aber auch Glück recht weit vorne in der Schlange zu stehen.
Dann gehen wir zu dem Schalter unserer Mietwagenfirma. Im Prinzip haben
wir in Deutschland schon alles gebucht und bezahlt. Allerdings müssen
wir 27 US$ "Flughafensteuer" bezahlen, dafür, daß
wir den Wagen direkt am Flughafen abholen. Das wußten wir aber. Leider
müssen wir nun auch noch 2 US$ pro Tag dafür zahlen, daß
Heike als zweiter Fahrer fahren darf, der Sinn dieses Aufschlags entzieht
sich meines Verstandes. Als Krönung muß Heike nun noch einen
Kreditkartenbeleg blanko unterzeichnen, den der Vermieter als Sicherheit
für das Auto haben will. Das sind ja ganz tolle Methoden. Wir diskutieren
noch eine Weile mit dem Typen rum, aber ihm ist das alles völlig egal,
wenn wir nicht unterschreiben bekommen wir eben kein Auto.
Zu guter Letzt unterschreiben wir mit einem sehr mulmigen Gefühl.
Später habe ich erfahren das diese (Verbrecher-)Methoden durchaus
international üblich sind.
Wir sollen nun irgendwo vor dem Flughafen von einem Van abgeholt werden.
Nach einigem Umherirren finden wir den Van dann auch, wir werden mit unserem
Gepäck eingeladen und dann ein paar hundert Meter zu dem Fuhrpark
gefahren. Wir bekommen einen weißen Fiat Punto mit Klimaanlage und
gut 8000 km auf der Uhr. Das schaut ja zumindest ganz gut aus.
Ich setze mich ans Steuer und fahre los. Erst habe ich ein wenig Schwierigkeiten
mit der israelischen Fahrmentalität, doch ich gewöhne mich bald
dran. Heike und ich geraten noch in einen überflüssigen und überaus
heftigen Streit, ob wir nun die rote oder die rosa Straße (auf der
Karte) gefahren sind. Die Müdigkeit steckt uns wohl noch in den Knochen.
Ein Soldat hält die Hand hoch, im ersten Moment denken wir, daß
wir anhalten müssen, tun das dann auch, und fragen ihn nach dem Weg,
den er uns dann auch zeigt. Hinterher wird uns klar, daß er nur per
Anhalter fahren wollte, was in Israel, vorallendingen unter den (zahlreichen)
Soldaten absolut üblich ist.
Es wird schon gegen 17 Uhr dunkel. Wir sind etwas irritiert, die Autouhr
zeigt die gleiche Zeit an wie Heikes Armbanduhr. Heike hat ihre Uhr
nicht gestellt, obwohl man für Israel eigentlich die Uhr eine Stunde
vorstellen muß. Wenn wir die Uhr allerdings eine Stunde vor
gestellt hätten, würde es ja schon um 16 Uhr dunkel werden, und
das kann hier im Süden ja nun auch wieder nicht angehen.
Wir fahren stundenlang durch die Dunkelheit Richtung Süden. Unser
Ziel ist Elat, ein Ort am Südzipfel von Israel, direkt am roten Meer.
Knapp vierhundert Kilometer müssen wir heute insgesamt fahren.
An einer Tankstelle versuchen wir mit unseren Dollars etwas am angrenzenden
Imbiss zu kaufen, man hätte die Dollars wohl auch genömmen, aber
die Mädels vom Grill scheinen so unmotiviert und betonen mehrmals,
daß der Umrechnungskurs ganz besonders schlecht ist, daß wir
am Ende auf das Essen verzichten. Es ist sowieso schon spät und wir
haben Befürchtungen daß wir vielleicht nicht mehr in den Kibbutz
reinkommen.
Kurz vor zehn Uhr erreichen wir dann Elifaz, wo unser Kibbutz sein soll.
Elifaz ist noch rund 20 Kilometer nördlich von Elat.
Eigentlich gibt es hier nur eine Abzweigung, und da steht auch ein Schild
"Qibbutz Elifaz". Wir biegen hinein, fahren ca. drei Kilometer
geradeaus und stehen dann vor dem verschlossenen Tor des Timna-Parks. Hier
sind wir falsch. Wir drehen um. Es gab auf dieser Nebenstraße nur
noch eine Abzweigung, in die fahren wir jetzt hinein. Schon nach ein paar
hundert Metern stehen wir wieder vor einem verschlossenen Tor. Es kommt
aber sogleich ein "Wächter". Wir zeigen ihm unseren Voucher
und fragen ob dies Kibbuzz-Elifaz sei. Wir sind anscheinend richtig, der
Torposten scheint zwar etwas planlos zu sein, führt uns dann aber
zu unserer Unterkunft. Wir fragen wo denn das Frühstück einzunehmen
sei. Er weiß es auch nicht, fragt dann mit seinem Funkgerät
irgendwo nach und deutet auf den Kühlschrank. Der Kühlschrank
ist gut gefüllt mit Obst, Gemüse, Frischkäse, vier Eiern
Butter Marmelade und mehr.
Bei unserer Unterkunft handelt es sich um ein Appartment mit bescheidenem
Wohn-Schlafraum und Kochnische, sowie separatem Badezimmer. Die Ausstattung
entspricht ungefähr der einer einfachen schwedischen Blockhütte.
Allerdings sind Geschirr und Besteck schon ziemlich dezimiert. Nur ein
großer Löffel, zwei Gabeln und ein Streichmesser. Gut das wir
unser Taschenmesser dabeihaben.
Irgendwie sind wir ein klein wenig von unserer Unterkunft enttäuscht,
hatten wir doch gehört, daß die Kibbuzze meist schon wie Hotels
geführt werden. Andererseits gibt uns die Kochnische mit Kühlschrank
und Kochplatte auch eine gewisse Unabhängigkeit. Um die Wahrheit zu
sagen, ist dies eigentlich eher der Urlaub den wir vorziehen, aber wir
waren innerlich irgendwie nicht darauf eingestellt.
Auch wenn es schon 22 Uhr ist, wollen wir noch nach Elat fahren. Wir werfen
also unser Gepäck in die Ecke und gehen gleich zum Auto zurück.
Auf der einsamen Strecke nach Elat bemerke ich plötzlich ein Polizeiwagen
mit müde blinkendem Blaulicht hinter uns. Hmm, ich war etwas zu schnell,
ob´s jetzt Ärger gibt? Ich fahre jetzt nur noch die erlaubte
Geschwindigkeit, aber der Polizeiwagen bleibt hinter uns. Irgendwie irritiert
mich das, hat der es denn garnicht eilig wenn er mit Blaulicht fährt?
Ich fahre noch langsamer und betont rechts, dann überholt er uns endlich.
Erst scheint er davonzufahren, doch dann wird er plötzlich langsamer
und hält vor uns. Shit. Er steigt aus und fuchtelt irgendwie
mit den Armen rum. Ich weiß nicht was er will. Irgendwann kommt er
dann zu unserem Auto und erzählt irgendwas von "Light".
O je, als er uns überholt hat, habe ich in der Aufregung vergessen
das Fernlicht auszumachen. Das hole ich sofort nach, und dann verschwindet
der Polziewagen auch schon wieder.
Im Laufe des Urlaubs bemerke ich, daß Polizeiwagen hier anscheinend
immer mit Blaulicht fahren, auch wenn sie nicht im Einsatz sind.
Wir kommen in Elat an. Die Stadt ist voller (touristischem) Leben. Wir
gehen erst an der Strandpromenade entlang und treffen dann auf einen kleinen
Supermarkt. Wir kaufen etwas zu trinken und eine Melone und etwas Joghurt.
Leider fehlen die Preisschilder fast völlig, und wenn irgendwo welche
am Regal kleben ist die Beschriftung nur hebräisch. Beim bezahlen
merken wir daß die Waren sehr teuer sind. Pech gehabt.
Auf der Suche nach einer Wechselstube gelangen wir in einen großen
überdachten Supermarktkomplex, wo wir auch Geld wechseln. Außerdem
gibt es hier einen MC-Donald´s. Der ist allerdings recht teuer. Wir
bleiben hart und essen Falafel, was auch sehr lecker ist.
Der Tag ist jetzt auch schon recht weit fortgeschritten und wir sind sehr
müde. Wir begeben uns zu unserem Auto. Vorher kaufen wir noch ein
paar Kleinigkeiten in einem anderen Supermarkt, der schon etwas billiger
ist.
Heike will jetzt fahren, aber der Wagen springt nicht an. Na toll. Ich
schaffe es auch nicht die Karre zu starten. Abgesoffen! Dabei hat der Wagen
erst knapp 9000 Kilometer auf der Uhr. Fiat eben. Benziner eben. Das passiert
mit meinem 14 Jahre alten, über 200000 Kilometer gelaufenen VW-Bus
Diesel nicht. Und nun? Wir überlegen was wir nun tun sollen. Anschieben?
Ich probiere noch mal zu starten. Plötzlich springt er problemlos
an. Uff. Wir fahren ohne Komplikationen zurück zu unserer Unterkunft.
Da heute Bundestagswahl war, schalten wir den Fernseher ein und noch bevor
das Bild da ist hören wir Helmut Kohl der "die volle Verantwortung"
übernimmt und irgendwas daherlabert das darauf hindeutet daß
die CDU ziemlich schlecht abgeschnitten hat. Und das alles auf deutsch!
Allerdings haben wir wohl gerade im richtigen Moment eingeschaltet, denn
ab sofort wird nur noch israelisch gesprochen und wir verstehen kein Wort.
Wir finden noch CNN, aber auch dort werden nur ein jubelnder Schröder,
jubelnde Grüne und niedergeschlagene CDU-Leute gezeigt, die irgendwie
kommentieren warum das Wahlergebnis so und nicht anders war. Aber wie ist
das Ergebnis? Genaue Daten erfahren wir leider nicht. Also gehen wir zu
Bett ohne zu wissen wie unsere zukünftige Regierung wohl aussehen
wird.
Montag, 28.9.98:
Gegen zehn Uhr werden wir durch die Putzfrau geweckt. Wir denken daße
es die Putzfrau ist, aber es ist die Chefin vom touristischen Teil des
Kibbuzz. Da wir so spät zu Bett gekommen sind, steckt uns die Müdigkeit
noch in den Knochen. Wir bekommen unkompliziert weitere Lebensmittel für
das morgige Frühstück. Weitere zwei Frischkäsebecher, weitere
vier Eier und weiteres Obst, sowie ein neues halbes Brot. Wie sollen wir
das bloß alles essen?
Wir machen gemütlich Frühstück und freuen uns, daß
wir dies in unserem Zimmer ungestört zu zweit machen können und
nicht in irgendeinem anonymen Frühstücksraum essen müssen.
Danach fahren wir wieder nach Elat. Erst erkundigen wir uns ziemlich erfolglos
nach Möglichkeiten einer Fahrt in den Sinaï, dann fahren
wir zum Dolphin-Reef. Dort kann man tauchen (mit Flasche) und mit guter
Chance sogar Delphine sehen. Knapp hundert Mark kostet der Spaß ungefähr.
Wir bekommen unsere Tauchausrüstung, dann jeder einen eigenen Tauchlehrer,
dann gehen wir zu Wasser. Heike dampft mit Ihrem Tauchlehrer ziemlich schnell
weg, mich verläßt der Mut, als ich den Kopf unter Wasser nehmen
soll. Tja es geht einfach nicht, und so habe ich eben 100,- DM verschwendet.
Wasser war noch nie mein Element.
Heike war vom Tauchen völlig begeistert, sie konnte sogar einen Delphin
streicheln. Mir ist der Tag etwas verdorben, da ich mich über mich
selbst ärgere.
Anschließend gehen wir noch zum Unterwasserobservatorium und erkundigen
uns nach den morgigen Öffnungszeiten. Da übermorgen der Feiertag
Yom Kippur ist, hat das Observatorium nur bis 12 Uhr mittags auf.
Wir tauschen noch etwas Geld und kaufen eine Telefonkarte für 65 NIS
(Schekel), das sind ca. 30,- DM.. Dann gehen wir in einem koscheren Restaurant
(Country Chicken) essen, wo es ein Tellergericht nach Wahl für 28
Schekel gibt. Dazu gehört neben Salat auch eine Nachspeise nach Wahl.
Vorweg empfiehlt man uns Humus (10 NIS). Wir wissen nicht was das ist,
wollen aber mal eine Portion für uns beide austesten. Es handelt sich
im Wesentlichen um eine braunbeige Masse (Kichererbsenmus) in die man Pitabrotstücke
eintaucht und dann ißt. Dazu werden noch Gürkchen, Oliven und
andere mehr oder weniger undefinierbare Crèmes gereicht, die aber
allesamt gut schmecken. Der Tisch ist so voll, daß wir vermuten doch
zwei Portionen bekommen zu haben, aber egal...
Das Hauptgericht ist auch sehr sehr reichlich, wir schaffen vielleicht
gerade die Hälfte. Zum Nachtisch nehme ich einen Kaffee. Ich trinke
den Kaffe normalerweise mit Milch, da ein Milchkaffee nach einem Fleischgericht
aber nicht koscher ist, gibt es keine Milch. Ich drehe und wende die Zuckerpäckchen
in der Hoffnung, daß (pflanzlicher) Kaffeweißer dabei ist und
Heike hat schon Angst daß ich gleich die peinliche Frage nach Milch
stelle. Die Bedienung sieht aber sofort was ich suche und bringt mir Kaffeeweißer.
Mit vollem Magen fahren wir wieder zurück nach Elifaz und fallen träge
ins Bett.
Dienstag, 29.9.98:
Heute wachen wir sehr früh auf. Das mag daran liegen, daß
die Sonne hier schon morgens um fünf Uhr aufgeht. Dafür geht
sie abends auch schon um fünf Uhr unter.
Wir machen ein gemütliches Frühstück und fahren dann gegen
9:30 Uhr los nach Elat zum Unterwasserobservatorium.
Das Observatorium liegt in einem Park, der die Unterwasserwelt thematisiert.
Wir bekommen einen "electronic guide". Es handelt sich um ein
Teil, das aussieht wie ein großes Handy. An bestimmten Ausstellungspunkten
des Parks sind Nummern angebracht. Wenn man diese Nummer in den "electronic
guide" eingibt, bekommt man eine ausführliche Erklärung.
Wir bekommen auch einen Handzettel, in dem alle hier lebenden Meerestiere
abgebildet und mit Nummern versehen sind. Man kann sich so zu jedem Meerestier
eine ausführliche Erklärung geben lassen, und das ganze noch
auf deutsch. Eigentlich ganz praktisch, man muß nicht irgendeiner
dämlichen Führung hinterherdaddeln, kann sich an den Stellen
die einen besonders interessieren länger aufhalten und bekommt doch
alles erklärt.
Als erstes besuchen wir eine Vorstellung von einer etwas lächerlichen
Cinema-Show. Das ganze ist auf Action gemacht und ein wenig peinlich. Die
Sitze sind in Gruppen beweglich angebracht und wackeln in die Richtung,
in der das "Raumschiff" auf der Riesenleinwand gerade fliegt,
und wenn es durch den Mittelpunkt der Erde fällt, wackelt es besonders
doll.
Danach gehts zum Unterwasserobservatorium. Man steigt sieben Meter unter
die Meeresoberfläche hinab und kann dann durch ein paar Dutzend Fenster
direkt in das Meer schauen. Die Farbenpracht der Fische ist überwältigend.
Außerdem ist deren Anzahl so hoch, daß man meint in ein überladenes
Meerwasseraquarium zu schauen. Es ist aber wirklich die echte See. Leider
ist es schon bald 12 Uhr, und das Unterwasserobservatorium will schließen.
Wir fahren mit dem Auto ein paar hundert Meter weiter nach Norden und erreichen
den Coral-Beach Reserve, ein Strand der eigentlich Eintritt kostet. Da
dieser Strand aber auch schon um 13 Uhr schließt, sitzt niemand mehr
an der Kasse.
So setzen wir uns noch für ein Stündchen an den Strand und baden
etwas. Dann kommt auch schon so ein Heiopei in seinem Strandbuggy angefahren
und verscheucht alle Besucher.
Wir fahren mit dem Auto wieder ein paar hundert Meter nach Süden und
gelangen an einen öffentlichen Strand. Dort stehen viele Liegestühle
rum, sind aber alle belegt. Es sind auch noch einige Liegestühle aufgestapelt,
aber die sind mit einer Kette zusammengezurrt.
Wir haben Glück und es werden bald zwei Liegestühle frei. Heike
leiht sich noch eine Schnorchelausrüstung. Sie möchte die Schnorchelausrüstung
zwei Tage behalten, das geht auch, aber da morgen der Feiertag Yom Kippur
ist, soll sie die Ausrüstung übermorgen früh abgeben. Das
paßt uns zwar nicht ganz so gut, weil wir übermorgen nach Be'er
Scheeva zum Beduinenmarkt fahren wollen, aber irgendwie werden wir das
schon geregelt bekommen.
Heike schnorchelt eine ganze Zeit, ich gammele im Liegestuhl und lese die
deutschen Zeitschriften die wir noch vom Flug übrig haben. Bei dieser
Hitze ist mit mir wenig anzufangen.
Gegen 16 Uhr machen wir uns auf den Heimweg, damit wir vor Sonnenuntergang
im Kibbuzz ankommen, denn nach den Juden beginnt der nächste Tag bereits
nach dem Sonnenuntergang des Vortages, und somit beginnt dann auch der
Feiertag Yom Kippur.
Wir haben Reis gekauft, und mit dem vielen Gemüse was in unserem Kühlschrank
lagert, kochen wir uns etwas schönes zum Essen.
Mittwoch, 30.9.98:
Heute ist Yom-Kippur. Nach unserem gemütlichen Frühstück
wollen wir nach Elat fahren und einen Tag am Meer verbringen. Wir wissen,
daß man eigentlich am Yom Kippur Fest nicht Auto fährt.
Wir haben aber auch keine Lust hier den ganzen Tag hier rumzugammeln. Außerdem
sind wir keine Juden.
Trotzdem ist es ein komisches Gefühl so einsam und allein durch die
Landschaft zu fahren. Ein Auto begegnet uns immerhin.
An der Barriere vor Elat werden wir tatsächlich angehalten und
gefragt wohin wir fahren wollen, aber als der Soldat merkt, daß wir
Touristen sind, winkt er uns freundlich durch.
In Elat sind auch absolut keine Autos unterwegs, dafür umso mehr Kinder
mit Fahrrädern und Inline-Skates, die die autofreien Straßen
zum Spielen benutzen. Einige davon sind ziemlich frech und blockieren die
Straße, so daß wir nicht weiterfahren können. Hmm, wie
groß ist die Sünde nun, daß wir am Yom-Kippur-Feiertag
Auto fahren nun? Etwas mulmig fühlen wir uns schon. Plötzlich
hängen sich zwei der Kinder mit Inline-Skates hinten an unser Auto
ran. Ich fahre vorsichtig weiter aber die beiden lassen nicht los. um sie
abzuschütteln fahre ich vorsichtig rechts neben der Straße in
den Sand, aber die Irren lassen immer noch nicht los. Dafür fliegen
sie fast auf die Schnauze! Das will ich ja nun auch nicht, zumal die Kids
keinerlei Protektoren tragen, also fahre ich nun mit mäßiger
Geschwindigkeit und zwei Kindern im Schlepp die Straße entlang. Nach
ungefähr zwei Kilometern lassen die beiden uns dann los und winken
uns noch freundlich zu, das war´s.
Wir fahren zum Strand und verbringen den Tag mit faulenzen und schnorcheln.
Sehr lustig ist es, wenn wir etwas Brot ins Wasser werfen: Das Meer beginnt
an der Stelle geradezu zu kochen; so viele Fische schnappen danach!
Kurz vor Sonnenuntergang fahren wir mal kurz 20 Kilometer nach Elifaz (unserer
Unterkunft) um das Salz abzuduschen, dann geht es wieder 20 Kilometer zurück
nach Eilat. Da die Sonne untergegangen ist und somit Yom-Kippur vorbei
ist beginnt das Leben wieder. Die Supermärkte öffnen (in Deutschland
schließen sie um diese Zeit), die Restaurants auch. Wir gehen in
ein Shopping-Center in dem oben viele verschiedene Selbstbedienungsstände
sind, an denen man Essen kaufen kann. Erst holen wir uns eine Portion Humus,
dann wollen wir uns ein chinesisches Gericht holen. Es herrscht aber inzwischen
das absolute Gedrängel und Chaos, und der chinesische Stand scheint
noch mit Abstand der beliebteste zu sein.
Ich will eigentlich in Anbetracht der Schlange auf das chinesische Essen
verzichten, aber Heike will unbedingt. Wenn sie sich sowieso anstellen
will, kann sie mir ja auch etwas mitbringen, ich besetze einen Platz.
Es dauert dann auch wirklich ewig bis sie mit dem Essen kommt. Das Problem
ist, daß man erst bezahlt, und dann aufgerufen wird wenn das Essen
fertig ist. Natürlich wird man nur auf israelisch aufgerufen, was
die Sache natürlich deutlich schwierig macht. Da die nun auch noch
ausgerechnet bei uns ein Essen vergessen wurde und Heike sich für
ein einzelnes Gericht (das von niemandem abgeholt wird) nicht zuständig
fühlt, verkompliziert die Sache dann noch zusätzlich. Außerdem
sind Israelis in der überwiegenden Zahl wüste Vordrängler
und lassen keine Gelegenheit aus sich einen persönlichen Vorteil zu
verschaffen (wie man ja auch oft in der Politik merkt).
Als wir das Essen dann endlich haben, ist es viel und lecker und wir sind
hinterher pappsatt.
Donnerstag, 1.10.98:
Heute wollen wir zum Beduinenmarkt nach Be´er Sheva fahren. Wir
stehen um sieben Uhr auf und fahren um acht Uhr los. Wir wählen die
"Wüstenroute", eine Straße die mitten durch die zentrale
Negev-Wüste führt. Die Landschaft ist wirklich sehr karg. Wir
kommen an einem Gefängnis vorbei. An anderer Stelle können wir
beobachten, wie irgendwelche Explosivgeschosse in den Himmel gejagt werden.
Gegen 11 Uhr kommen wir in Be´er Sheva an und finden den Markt auch
ziemlich schnell. Allerdings ist er absolut enttäuschend: Nur etwas
Touristenplunder wird dort verkauft. Der interessanteste Stand ist der,
der aus Thailand importierte Kleidung in thailändischem Stil verkauft,
aber deshalb muß man nicht über 200 Kilometer nach Be´er
Sheva fahren. Vielleicht hätten wir doch etwas früher aufstehen
sollen, aber es sieht eigentlich nicht so aus, alsob hier in der Frühe
deutlich mehr los war.
So halten wir uns hier nur eine halbe Stunde auf und wenden uns dem nächsten
Ziel des Tages zu, dem toten Meer. Der Wasserspiegel des toten Meeres liegt
400 Meter unter dem (normalen) Meeresspiegel, das tote Meer selbst ist
auch teilweise nochmal fast 400 Meter tief. Hier ist der tiefste Punkt
unserer Erde. Bald haben wir die Stelle erreicht in der wir uns auf Meereshöhe
befinden, und es geht noch tief hinunter.
Wir fahren nach En Boqueq und parken dort unser Auto. Es ist eine brütende
Hitze. Wir ziehen uns schnell um und dann geht es in das eklige Naß.
Ich stippe vorher meinen finger in das Wasser und lecke vorsichtig daran,
es ist wirklich supereklig.
Vorsichtig legen wir uns ins Wasser, man schwimmt tatsächlich oben.
Auf dem Rücken kann man sogar etwas vorankommen, doch Brustschwimmen
ist absolut unmöglich, weil man die Füße nicht unter die
Wasseroberfläche gedrückt bekommt. Das Wasser fühlt sich
nicht richtig naß, sondern so komisch ölig an. Das Wasser ist
hier so salzig, daß auf dem Meeresboden überall kristallisierte
Salzklumpen liegen, die sich nicht mehr auflösen.
Man sieht ziemlich weit draußen einige Leute im Meer, und es sieht
so aus als ob sie stehen. In Wirklichkeit haben die aber so einen Auftrieb,
daß sie fast bis zur Brust aus dem Wasser schauen und wie ein Korken
oben schwimmen.
Nach dem Bad begeben wir uns gleich zu den aufgestellten Duschen und spülen
uns das Salz vom Körper. Noch ein kurzer Aufenthalt im Touri-Nepp-Laden
wo ein Beutelchen Salz aus dem toten Meer für 5 DM verkauft wird,
dann machen wir uns wieder auf den Heimweg.
Der Weg führt uns jetzt knapp 200 Kilometer durch trostlose Wüste.
Im Kibbutz in Elifaz machen wir einen kurzen Zwischenstopp, dann fahren
wir Nach Elat. Heike muß noch ihre Schnorchelsachen abgeben. Leider
müssen wir für die vollen drei Tage zahlen, obwohl der Laden
gestern nicht auf hatte und wir nun wirklich nicht heute Morgen um Punkt
neun Uhr den Kram abgeben konnten. Die Frau läßt sich nicht
erweichen und trägt dazu bei unsere Vorurteile über die Mentalität
der Israelis zu verfestigen.
Wir gehen wieder zum "Country-Chicken Restaurant" wo wir vorgestern
schon so gut gegessen haben. Die Bedienung ist noch freundlicher als die
von vorgestern, unsere Portion Humus ist nochmal doppelt so groß
wie die reichliche Portion vorgestern und wir bekommen noch einen Hefezopf
geschenkt. Leider kommt die Hauptspeise so schnell, daß wir keine
Chance hatten unsere Vorspeise zu genießen.
Freitag, 2.10.1998:
Heute verlassen wir den Süden Israels. Die Fahrt geht nach Norden.Wir
fahren wieder am toten Meer vorbei. Wir besuchen die Festung Massada die
auf einem Berg liegt. Wir fahren mit der Seilbahn hoch. Der Berggipfel
befindet sich aber immer noch ungefähr 300 Meter unter dem Meeresspiegel.
Die unerträgliche Hitze verleidet mir den Besuch. Ich stapfe durch
den heißen trockenen Sand, habe meinen "electronic guide"
am Ohr und hoffe, daß bald alles vorbei ist.
Dann wollen wir den Wasserfall von En Gedi besichtigen. Wir landen aber
irgendwie im Kibbutz von En Gedi. Das satte Grün hier ist nach der
trockenen staubigen Hitze der letzten Tage die reinste Augenweide. Den
Wasserfall finden wir nicht, und wir haben auch keine Zeit zum suchen,
denn mit Sonnenuntergang beginnt der Shabat, und dann sollten wir lieber
in unserer neuen Unterkunft in Degania am See Genezareth angekommen sein.
Gegen fünf Uhr kommen wir auch an, aber an der Rezeption ist niemand.
Allerdings ist da ein Telefon mit einer Nummer dran. Wir rufen an und hören
wie hinter der verschlossenen Tür das Telefon klingelt. Toll, das
hat uns ja nun richtig weitergeholfen! Wir rufen noch eine zweite Nummer
an, aber da ist nur ein Anrufbeantworter. Unvermittelt taucht dann aber
plötzlich jemand auf.
Die Unterkunft hier ist etwas schöner, wir haben auch eine kleine
Küchenzeile. Im Gegensatz zu Elifaz haben wir aber keine Kochplatte,
kein Obst und kein Gemüse. Außerdem riecht es nach Klodesinfektionsmittel.
Am Abend fahren wir noch ca. 15 Kilometer nach Tiberias, der größten
Stadt am See Genezareth. Obwohl Shabat begonnen hat sind sehr viele Restaurants
auf. Wir haben beide Bock auf MC Donald´s, finden aber keinen und
gehen zum Imitat "Burger Ranch". Als wir speisen sehen wir aber
jemanden mit MC-Donalds Tüte an uns vorbeispazieren. Also muß
es hier doch einen geben.
Der MC-Donalds ist dann auch keine 200 Meter entfernt, ungefähr zehn
Meter weiter als die Stelle, wo wir vorhin die Suche aufgegeben haben.
Wir kaufen uns dort dann wenigstens zwei Eis und setzen uns dann an die
"Hafenmauer" vom See Genezareth. Unten schwimmen viele aufgeweichte
Donuts. Dazwischen wimmelt es von Fischen, die sich an dem Gebäck
sättigen.Wir beobachten eine Katze die auf der steilen glitschigen
Flanke der Mauer entlanggeht und versucht einen Fisch zu fangen ohne naß
zu werden. Es klappt aber irgendwie nicht, da sie überhaupt keinen Halt
hat. Wir beobachten sie bestimmt eine knappe halbe Stunde, aber sie schafft
es einfach nicht einen Fisch zu fangen. Ab und zu beißt sie frustriert
in einen aufgeweichten Donut.
Samstag, 3.10.1998:
Wir fühstücken in einem riesigen lauten Speisesaal, der mich
sehr an meine Bundeswehrzeit erinnert. Das Essen ist ganz gut, aber da
es koscher ist, fehlt mir natürlich der Aufschnitt. Auch sonst gefiel
mir unser bescheidenes Frühstück in den eigenen vier Wänden
in Elifaz deutlich besser.
Nach dem Frühstück setzen wir uns ins Auto und erkundigen die
Gegend. In Tiberias verfransen wir uns ziemlich gründlich, dann folgen
wir im Prinzip dem Ufer des Sees. Wir passieren viele Stätten des
Wohnens/Wirkens/Lebens Jesu, die mich aber allesamt wenig interessieren,
da ich ein Kulturbanause bin.
Viel schöner ist da schon das Dörfchen Metulla. daß
im Norden von Israel liegt und von drei Seiten vom Libanon eingeschlossen
ist. Das schöne an dem Dorf: Es liegt ungefähr 400 Meter über
dem Meer und die Hitze ist nicht mehr ganz so unerträglich!
Dann biegen wir nach Osten ab in Richtung Golan-Höhen. Die Mienenschilder
am Straßenrand stimmen uns auf dieses Gebiet ein. Es geht immer höher
ins Gebirge, die Temperaturen werden stetig angenehmer. Wir peilen den
Mount Herbron an, den höchsten Berg Israels (seit das Gebiet einverleibt
wurde), auf dem im Winter sogar Ski gefahren wird. Wir passieren Apfel-Plantagen
und gelangen dann schließlich in das Dorf Majdal Shams wo wir uns
wieder verfransen.
Auf dem Rückweg können wir es nicht lassen einen Kurzstop bei
MC Donald´s einzulegen. Es gibt hier riesenhafte Burger die aber
auch recht teuer sind.
Danach fahren wir noch in das Städtchen Safed mit seinen kleinen Gäßchen
das 800 Meter hoch auf einem Berg gelegen ist. Hier gibt es ziemlich viele
orthodoxe Juden, fast so viele wie in Jerusalem. Wir erleben einen wunderschönen
Sonnenuntergang.
Der Weg zurück Richtung Tiberias gestaltet sich wieder recht schwierig,
da wir ungefahr dreißig Minuten durch Safed irren. In Tiberias wollen
wir dann noch einkaufen, der Shabat ist ja vorbei. Leider hat der große
Supermarkt noch zu, da aber schon einige Leute davor warten, gesellen wir
uns hinzu. Leider zieht sich die Warterei immer länger hin, es gibt
auch kein Schild mit Öffnungszeiten. Nach einer knappen halben Stunde
öffnet der Laden dann endlich. Wir kaufen ein paar Dinge ein, dann
geht es zurück zu unserer Unterkunft.
Sonntag, 4.10.1998:
Ich habe dermaßen keine Lust auf Frühstück, daß
ich Heike allein in den Speisesaal gehen lasse und lieber ein wenig
im Bett gammele.
Heute wollen wir irgendwo im See Genezareth baden, wissen aber nicht so
recht wo. Wir fahren erst ans östliche Seeufer wo Heike vor ein paar
Jahren mal in einem Kibbutz gewohnt hat, dort gibt es aber keine vernünftige
Badestelle. Dann fahren wir wieder Richtung Tiberias, eiern ein wenig umher
und finden dann ein "Resort", wo wir zusammen 30 Schekel
(ca 15,- DM) löhnen müssen und dann an einem sehr mäßigen
Strand landen.
Erst baden wir etwas, das Ufer fällt sehr flach ab. Nachdem man 100
Meter vom Ufer entfernt ist, reicht es vielleicht gerade bis zu den Oberschenkeln.
Das Wasser ist auch nicht besonders sauber aber dafür warm. Wenn man
den Fuß in den Boden bohrt, steigen Faulblasen auf.
Nach dem Bad ziehe ich mich zurück in den Schatten und lese ein Buch.
An dem Strand wird man die ganze Zeit mit lauter Musik beschallt.
Abends widerstehen wir dem Drang zu MC-Donalds zu gehen und besuchen ein
Restaurant am Ufer des Sees in Tiberias. Das Essen ist ganz gut aber nicht
doll, allerdings ist der Kellner ziemlich lahm. Als es ans bezahlen geht
taucht er garnicht mehr auf, sein Kollege will angeblich bescheid sagen,
es klappt nicht und ich habe bestimmt schon fünf mal um die Rechnung
gebettelt. Eigentlich will ich jetzt einfach gehen, entweder er kommt hinterher,
dann krigt er sein Geld oder nicht, dann hat er Pech gehabt. Das verbietet
mir Heike aber. Als er dann wieder rauskommt und gerade eine (deutsche)
Reisegruppe mit Speisekarten eindeckt platzt mir der Kragen, ich gehe hin
und schnauze ihn an daß ich jetzt endlich zahlen will und ihm noch
genau zwei Minuten Zeit für die Rechnung gebe. Er hat sie sogar schon
in der Hemdtasche und ich bezahle im Stehen natürlich ohne einen Pfennig
(oder Schekel) Trinkgeld zu geben.
Montag, 5.10.1998:
Heute fahren wir nach Haifa, zum Berg Carmel. Dort wird es sicherlich
den guten Carmel-Wein geben. Wir sehen allerdings nur Häuser eiern
etwas durch die Stadt um dann erfolglos umzukehren. Unser nächstes
Ziel ist Akko, dort soll es einen ziemlich ursprünglichen arabischen
Souk geben.
In Akko herrscht das totale Verkehrschaos, trotzdem verschmähen
wir den gebührenpflichtigen Parkplatz vor dem Souk, fahren noch ein
Stückchen durch das Chaos und finden dann ziemlich schnell einen kostenlosen
Parkplatz am Straßenrand.
Der Souk ist wirklich ganz nett. Wir schlendern eine ganze Weile durch
den Souk, Heike kauft sogar ein wenig Schmuck. Dann kaufen wir noch leckeres
und günstiges Obst und dann geht die Sonne auch schon unter.
Heute widerstehen wir unserem Drang nicht, auf dem Nachhauseweg machen
wir kurz Stop in Tiberias und kaufen uns eine riesige MC Donald´s-Tüte,
die wir in unserer Unterkunft aufmampfen.
Leider ist dieser MC-Donalds koscher und es gibt keinen Käse auf den
Burgern.
Dienstag, 6.10.1998:
Heute sind wir faul. Ich bin sogar so faul, daß ich wieder nicht
zum Frühstück gehe. Dann gehen wir zum Swimming-Pool, doch ich
halte es nicht lange aus, da es mir nicht so richtig gut geht. Ich gehe
zurück in unser Zimmer und verschlafe den Rest des Tages.
Abends fahren wir noch nach Tiberias. Heike zieht sich an einem Imbis Giros
Pita rein, ich habe keinen rechten Appetit. Wir gehen nun noch in einen
Supermarkt in dem wir Carmel-Wein einkaufen. Beim Einpacken der Ware platzt
die Einkaufstüte und eine Weinflasche zerbricht. Ich bin nun etwas
unsicher was zu tun ist, aber die Kassiererin ist sehr nett und holt sogleich
selbstverständlich eine neue Flasche und Papier zum Aufwischen. Mein
ansonsten nicht so tolles Bild von der Mentalität der Israelis wird
dadurch wieder deutlich aufgewertet.
Aus irgendeinem Grund findet noch ein Feuerwerk in Tiberias statt, das
wir anschauen. Dann spielt noch eine Gruppe Musik wo ich im Gegensatz zu
Heike heute überhaupt keinen Bock drauf habe und so fahren wir nach
Hause.
Mittwoch, 7.10.1998:
Unsere Reise führt uns heute nach Jerusalem. Die Suche nach dem
Kibbuz Ramat-Rachel gestaltet sich schwierig. Wir durchqueren Jerusalem
von Norden nach Süden. Wir durchqueren das ultraorthodoxe Stadtviertel
Mea Shearim, was uns aber nicht bewußt ist. Allerdings sehen wir
die behuteten und pelzbemützten orthodoxen Juden, was bei der Hitze
doch ein wenig befremdlich ist.
Nachdem wir Jerusalem allmählich wieder verlassen ohne einen Zeiger
nach Ramat-Rachel zu finden fragen wir eine Polzistin nach dem Weg. Sie
sagt ihn uns, aber die beschriebene Straße ist zur Zeit gesperrt.
So eiere ich uns nach Gefühl zu der Stelle wo die gesperrte Straße
wohl hinführen müßte und es klappt auch tatsächlich,
wir finden das Kibbuz.
Als wir das Auto verlassen merken wir, daß die Temperatur hier doch
deutlich angenehmer ist als am See Genezareth, vielleicht haben wir 24-26°C.
Da die einfache Kategorie von Zimmern die wir eigentlich gebucht hatten
bereits voll belegt ist, bekommen wir ohne Aufpreis ein Zimmer im Hotel,
was normalerweise 159 US$ pro Nacht kostet. Wir haben nur 79 DM bezahlt.
Das Zimmer ist auch wirklich schön. Nachdem wir uns kurz entspannt
haben, wollen wir nun nach Jerusalem-City fahren. Die Buslinie 7 hat Ihre
Endstation direkt vor dem Hotel.
Wir steigen in den Bus und fahren immer weiter in die Stadt hinein. Wir
wollen am Jaffa-Tor aussteigen, aber irgendwie scheinen wir die Innenstadt
allmählich durchquert zu haben. Immer mehr orthodoxe Juden steigen
in den Bus. Wir sind wohl falsch und steigen die nächstbeste Station
aus. Wir sind offensichtlich mitten in einem orthodoxen Wohnviertel der
Juden gelandet. Wir wollen den nächsten Bus zurück nehmen, das
ist aber die Linie 2 und der Busfahrer sagt uns daß wir lieber die
Linie zwei in die andere Richtung nehmen sollen, die auch gerade ankommt.
Wir flitzen wieder ganz schnell auf die andere Straßenseite und steigen
ein. In diesem Bus sind ausschließlich orthodoxe Juden, gruselig.
Der einzige normal bekleidete junger Mann der noch außer uns im Bus
sitzt steigt an der nächsten Station aus. Jetzt ist außer uns
nur noch der Busfahrer weltlich gekleidet. Es steigen immer mehr ortodoxe
Juden ein, die Männer entweder mit Filzhut oder mit Pelzmütze;
die Frauen mit Wollstrumpfhosen und oft mit Perücke. Meistens haben
sie eine ganze Kinderschar dabei, die im Alter höchstens ein Jahr
auseinander sind. Die Frauen haben sich um die Kinder zu kümmern,
die Männer lesen in der Bibel (oder sonstwo).
Durch die Fenster sehen wir die Männer immer schnellen Schrittes durch
die Straßen eilen, denn Gott liebt keinen Müßiggang.
Irgendwann haben wir endlich wieder die Innenstadt erreicht und können
den Bus verlassen. Wir finden das Jaffa-Tor und wollen eigentlich einen Spaziergang
auf der Altstadtmauer machen. Leider ist es dafür aber schon zu spät.
Wir schlendern durch den wirklich sehr interessanten Souk. Es gibt ein
jüdisches Viertel, ein armenisch-christliches und ein moslemisches.
Als wir den Souk verlassen, ist es bereits dunkel. Wir irren in Richtung
Neustadt und wollen bei KFC (Kentucky fried Chicken) etwas essen. Allerdings
sind da wieder so viele orthodoxe Juden drin und irgendwie irritieren die
mich, ich habe immer das Gefühl daß einer gleich die Knarre
zieht und einen Ungläubigen über den Haufen schießt. (Sonst
habe ich ja nur wenig Vorurteile...) Da dieser Laden auch noch Koscher
ist - sprich kein Käse - gehen wir zum schräg gegenüber
liegenden MC Donald´s. Der ist nicht koscher und hier gibt es auch
Käse auf den Burgern.
Etwas schwierig gestaltet es sich dann wieder den richtigen Bus nach Hause
zu finden. Nach einigen Kilometern Wanderung durch die Altstadt steigen
wir dann endlich in den Bus der uns zurück zum Hotel bringt.
Donnerstag, 8.10.1998:
Nach dem Super-Frühstücksbuffet fahren wir mit dem Bus zur
Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Wir müssen einmal umsteigen.
Beide Busfahrer sind Chaoten und fahren wie die Henker.
Wir besichtigen die Ausstellung. Ein wenig peinlich ist es uns, daß
wir nicht die israelischen oder englischen Tafeln lesen, sondern die Originalexponate
(zB. Zeitungsartikel, Schilder, usw.).
Obwohl ich die Ausstellung sehr gründlich studiere und die Ausstellung
auch wirklich interessant ist, muß ich am Schluß noch fast
eine Stunde auf Heike warten.
Als wir zur Rückfahrt in den Bus einsteigen will der Fahrer kein Geld
haben, von niemandem. Bald wissen wir auch warum. Die Innenstadt ist wegen
eines Umzuges aus Anlaß des letzten Tages des Laubhüttenfestes
gesperrt. Der Bus endet hier vorzeitig und alle müssen aussteigen.
Günstig für uns, wir wollten hier sowieso raus.
Ich bin so hungrig, daß ich mir zweimal Gyros Pita reinziehe, dann
gehen wir zur Klagemauer, die mich aber auch nicht vom Hocker reißt
(jaja, ich bin ein Kulturbanause).
Dann setzen wir uns in ein Café und verspeisen eine Portion Humus,
die hier extrem klein ausgefallen ist.
Wir schlendern wieder zurück zur Neustadt wo der Bus zu unserem Hotel
fährt. Zwischendurch gelangen wir noch an ein paar deutsche Zeitschriften
wo wir endlich ein wenig mehr über die Bundestagswahl erfahren. Leider
sind die Ergebnisse aber nicht mehr abgedruckt, dazu ist das Ereignis schon
zu lange her. Den groben Überblick über die neue Konstellation
erlangen wir aber doch.
Freitag, 9.10.1998:
Morgens fahre ich zu dem kleinen Supermarkt, den wir vom Bus aus gesehen
hatten. Ich kaufe vier kleine Pakete Humus und eine große Schale
Weintrauben. Leider sind keine Preise ausgezeichnet, aber ich werde es
schon zahlen können. Als ich dann aber über 40 NIS zahlen soll
haut es mich doch fast um. Der Humus kostet hier 7.50 NIS (woanders
3) und die zwei Kilo Weintrauben kosten fast 9,- DM! Außerdem stellt
sich später noch heraus, daß es nur die einfachen Weintrauben
mit Kernen sind. Naja, Pech gehabt.
Zum Frühstück esse ich wieder ganz wenig, nicht weil es schlecht
ist, sondern weil ich einfach keinen Hunger habe. Dann fahren wir wieder
mit der Buslinie 7 nach Jerusalem. Heute wollen wir den "Rambats walk"
machen. Man kann rund vier Kilometer auf der Stadtmauer der Altstadt entlangspazieren.
Eintritt kostet das Vergnügen natürlich auch: 10 NIS pro Person.
Wir zahlen und machen in der größten Mittagshitze die Tour.
Heike läuft vorweg, und ich daddele wie eine alte Oma hinterher.
Es gibt einige sehr schöne und fotogene Ausblicke von der Mauer. Was
weniger schön ist, das alle Augenblick Scheißhaufen den Weg
zieren, die offensichtlich menschlichen Ursprungs sind. Es gibt aber auch
die ganzen vier Kilometer nur zweimal Gelegenheit die Mauer zu verlassen,
und dann auch unwiederbringlich, weil einem ein Drehkreuz den Rückweg
versperren würde.
Plötzlich ist der begehbare Teil der Mauer zu Ende. Eigentlich dachte
ich, daß man die ganze Mauer abwandern kann, aber das ist offensichtlich
nicht der Fall.
Wir schlendern nun wieder durch die Altstadt zurück zu unserem Ausgangspunkt,
dem Jaffa-Tor. In einem Laden kaufen wir noch ein paar Döschen Humus,
die nur 3 NIS kosten...
Es ist schon kurz vor drei Uhr, der sich anbahnende Shabat wird bemerkbar,
ein Laden nach dem anderen schließt. So bleibt uns nichts anderes
übrig als zu dem guten alten MC Donalds zu fahren und uns die schönen
großen Burger reinzupfeifen, hier ja sogar mit Käse.
Nach der Rückfahrt zum Hotel entspannen wir uns ein Weilchen, dann,
nach Einbruch der Dunkelheit fahren wir mit dem Auto noch zu einer Stelle
mit Blick auf Jerusalem und fotografieren. Da ich keine Ahnung habe wie
lange man in der Dunkelheit belichten muß mache ich ca 8 Fotos die
ich zwischen 2 und 20 Sekunden belichte.
Komischerweise sehen später alle diese Fotos fast völlig gleich
aus...
Samstag, 10.10.1998:
Wir packen unsere Sachen beladen unser Auto und fahren nach dem Frühstück
ganz gemütlich los. Falsch, wir versuchen es! Das Auto springt natürlich
mal wieder nicht an. Wir bleiben cool, nach ein paar Minuten klappt es
dann auch. Wir fahren in die Innenstadt und folgen dem erstbesten Zeiger
Nach Tel Aviv. Dann entdecken wir aus dem Augenwinkel einen Zeiger wo wir
links hätten abbiegen müssen. Also wieder zurück. Drei weitere
male verfahren wir uns noch und verdaddeln fast eine Stunde. Da aber Shabat
ist und die Straßen sehr leer sind und wir auch noch viel Zeit haben
ist das kein Problem. Gegen 11 Uhr erreichen wir mit den Flughafen. Die
Posten winken uns durch, wir fragen nach einer Tankstelle. Diese erreichen
wir auch sogleich und lassen den Wagen ein letztes mal volltanken. Dann
wollen wir zum Abgabepunkt für Mietwagen, ein Schild hatten wir eben
schon gesehen.
Leider verfehlen wir dieses Schild und finden uns plötzlich auf der
Autobahn wieder. Nach einem kleinen Umweg von 18 Kilometern stehen wir
wieder vor den Posten am Flughafen, die uns irritiert durchwinken. Wir
finden die Abgabestelle jetzt sofort und geben das Auto ohne Probleme ab.
Mit uns gibt ein etwas älteres deutsches Ehepaar auch ihren Leihwagen
ab.
Dann werden wir mit unserem Gepäck zum Flughafengebäude gefahren.
Der Flughafen ist unheimlich leer. Auf der Abflugtafel sind für den
ganzen Tag nur acht Flüge ausgewiesen. Es ist eben Shabat.
Heike und ich gehen nochmal zu dem Schalter an dem wir am Ankunftstag diesen
ominöse Blankobeleg für die Kreditkarte unterschreiben mußten.
Obwohl die ganze Halle gähnend leer ist, sitzt ausgerechnet an unserem
Schalter eine junge Frau, die sofort die Unterlagen herausholt, und den
richtigen Betrag in den Beleg einsetzt. Wir sind erleichtert, daß
der Beleg jetzt so ist wie er gehört.
Wir haben noch viel Zeit. Wir schnacken noch einige Zeit mit dem deutschen
Ehepaar, nach einer guten Stunde können wir einchecken. Allerdings
müssen wir vorher noch die Sicherheitsüberprüfung über
uns ergehen lassen. Wir haben zwar das Glück, daß wir unser
Gepäck nicht auspacken müssen, aber wir werden zwanzig Minuten
von einer jungen Beamtin zu unserer Reise befragt. Irgendwie ist die Athmosphäre
dabei aber nett, wir klönen eben über unsere Reise, wie wir es
zu Hause auch tun werden.
Sie will aber gerne irgendwelche Beweise haben die unsere Erzählungen
untermauern. Sie fragt ob wir Tagebuch geführt haben, ich sage auch
noch ja. Dann fragt sie noch ob wir Belege über unsere Unterkünfte
haben. Eigentlich haben wir alle Belege abgegeben, aber ich hatte alle
Belege zu Hause noch einmal durch mein Faxgerät gezogen und kopiert.
Eines dieser beiden Dinge will sie unbedingt sehen, aber wir wissen nicht
so recht wo in unserem Gepäck die sind. Zum Glück finden wir
die Faxkopien dann doch ganz schnell, und nachdem sie diese gründlich
studiert hat, dürfen wir dann auch passieren.
Wir haben immer noch fast zwei Stunden bis unser Flug geht. Das "Boarding"
beginnt erst mit fast einer halben Stunde Verspätung, aber wir fliegen
dann doch noch fast pünktlich ab.
Bald schon wird Essen gereicht. Der Sitzabstand in diesen Austrian-Air
Flugzeug ist wirklich komfortabel, wenn ich da noch an den KLM-Flug nach
Thailand vor knapp zwei Jahren denke...
Das Essen ist ganz hervorragend. Trotzdem kommt bald eine Durchsage, daß
sich die Fluglinie mit einem Glas Champagner für das schlechte
Essen entschuldigen möchte. Wir sind etwas erstaunt und fragen die Stewardess
was denn nicht in Ordnung war.
Sie sagt uns, daß sich vorne im Flugzeug Leute beschwert hätten,
daß das Essen "nicht gut" sei. Allerdings hätten sich
schon auch sehr viele Leute verwundert geäußert, was denn an
dem Essen nicht gestimmt haben sollte. Naja, Spinner gibt es immer überall
ein paar. (Das hat sie jetzt nicht gesagt, aber so ungefähr sah ihr
Gesichtsausdruck aus.)
Durch unsere leichte Verspätung klappt das Umsteigen in Wien recht
zügig, so daß wir schon bald im Lufthansa-Flieger Richtung Hamburg
sitzen. Hier wird noch leckeres Abendessen serviert und da die Beilagen
so reichlich sind, haue ich mir den Bauch mit vier Brötchen voll. Es
waren aber zugegebenermassen recht kleine Brötchen.
Wir landen pünktlich in Hamburg und werden von unseren ganzen Freunden
empfangen. Das ist schön, wir fahren noch zu uns nach Hause und klönen
eine Weile.
Das Wetter in Hamburg ist kalt und es regnet. Die Kälte kann ich genießen,
aber auf den Regen hätte ich auch verzichten können.
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seit dem 12.03.1999
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