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Skandinavien 1993 mit Auto und Fahrrad

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Ich hatte zwei Wochen Urlaub über Himmelfahrt und Pfingsten eingereicht, das bedeutet mit wenigen Urlaubstagen einen verhältnismäßig langen Urlaub erzielen zu können. Als alter Skandinavien- und Lapplandfan muß ich natürlich wieder hochfahren, auch wenn eigentlich noch keine Saison für Lapplandreisen ist.

Ich habe mir in den Kopf gesetzt dort eine Radtour zu machen. Der Anfahrtsweg von 2500 Kilometern ist zwar recht lang, aber da ich auch ganz gerne Auto fahre akzeptabel.

Ich baue also bei meinem Opel Corsa die Rückbank aus, und schon passt das Fahrrad hinein (Nachdem das Vorderrad ausgebaut ist...). Freitag gleich nach der Arbeit geht es los, ab auf die Autobahn Richtung Flensburg. In Flensburg wird noch mal schnell getankt, hier kann man sich den Sprit ja noch leisten. Es gießt die ganze Zeit in Strömen, aber ich mache mir keine Sorgen, meine Radtour beginnt ja erst in 2400 Kilometern.

In Ålborg verfahre ich mich noch einmal kurz. Ich gerate schon etwas in Panik, weil meine Zeit in der ich die Fähre erreichen muß nicht so superreichlich bemessen ist. Außerdem ist Feierabendstau und es regnet wiegesagt, das nervt. Irgendwann bin ich dann aber auch wieder aus diesem Getümmel raus und kurz vor Saeby hört es sogar auf zu regnen. Ich erreiche die Fähre in Frederikshavn noch reichlich pünktlich und habe sogar noch Zeit wieder vollzutanken, der Sprit ist hier immer noch billiger als in Schweden.

Ich fahre in die Fähre und verlasse mein Auto garnicht, sondern hänge meinen Kopf über das Lenkrad und schlafe eine Runde. Geweckt werde ich kurz vor Göteborg von anderen Personen auf dem Autodeck die Angst haben nicht loszukommen wenn ich Schlafmütze in meinem Auto ihnen den Weg versperre. Gerade rechtzeitig noch habe ich meine Schuhe angezogen um dann auch direkt loszufahren und die Fähre zu verlassen.

Es regnet wieder und zwar ziemlich doll. Ich verfahre mich natürlich noch in Göteborg und lande in einem VOLVO-Industriegebiet, finde aber doch irgendwann die richtige Straße. Es regnet und regnet und ich fahre durch die Nacht. Ich habe erst Hoffnung, daß der Schlaf auf der Fähre ausgereicht hat, doch morgens um 4 habe ich einen toten Punkt, fahre auf einen Parkplatz und schlafe wieder ein. Schon um kurz vor fünf wache ich zitternd wieder auf, es ist doch recht kalt, und ich war zu träge den Schlafsack rauszuholen. Das ist nun die Strafe.

Dafür kann ich nun gleich weiterfahren, ich bin mächtig heiß darauf möglichst bald nach Lappland zu kommen. Es regnet immer noch. Ich fahre den Inlandsvägen entlang, die Landschaft wird hügelig. Ich genieße die Fahrt, höre Radio und Cassetten, esse dabei und genieße die Landschaft, besonders als mittags der Regen endlich aufhört.

Ich fahre bis kurz hinter Älvsbyn, was eine ganz schön weite Strecke ist, aber ich bin ja auch seit 5 Uhr morgens unterwegs. Ein kleines Problem ist noch der Parkplatz: Da ich manchmal (selten) Probleme mit dem Anlassen meines Wagens habe will ich einen Parkplatz finden, der leicht schräge ist, so daß ich morgens notfalls losrollen kann. Ich finde einen solchen Parkplatz und zelte im Wald.

Am nächsten Morgen schlafe ich zwar bis kurz vor 12 fahre dann aber gleich weiter. Ich fahre in die Stadt Boden und verfranse mich weil ich keinen Wegweiser finde der zu meinem avisierten Ziel paßt. Plötzlich ein Schild Richtung "Älvsbyn". Ich habe leider ganz vergessen, daß ich dort schon war. Nach ungefähr fünf Kilometern sehe ich links so ein komisches Gatter mit blauen Autoreifen. Hatte ich nicht vorhin genau so eines rechts liegen lassen? Ich schaue lieber nochmal auf die Karte und bemerke meinen Irrtum. Naja, ich drehe wieder um, bin bald wieder in Boden. Ich weiß nun immer noch nicht, wo ich fahren muß, aber eigentlich gibt es nur noch eine Straße die ich nicht probiert habe. Diese erweist sich dann auch als richtig.

Ich fahre weiter durch die Wälder Richtung Övertorneå. Dort überquere ich den Torneälven und bin in Finnland. Nun fahre ich kleine Straßen quer durch die Pampa um die Eismeerstraße, die Rovaniemi mit Ivalo am Inarisee verbindet zu erreichen. Irgendwo dort übernachte ich dann auch noch ein weiteres mal.

Nächsten Morgen schlafe ich wieder aus, die Autofahrerei fängt doch irgendwann ann zu nerven, aber nun ist es ja nicht mehr so weit bis zu meinem geplanten Fahrradstartpunkt bei Kamaanen. Ich möchte dann die kleine Straße westlich des Inarisees, die über Sevettijärvi nach Neiden, führt, und dort auf die E6 trifft befahren. Ich hatte vor zwei Jahren diese Straße im Sommer mal mit dem Motorrad befahren und die Landschaft absolut positiv in Erinnerung. Bis Sevettijärvi war die Straße asphaltiert, danach bestand sie aus gut befahrbarem Ölkies. Nachmittags erreiche ich Kamaanen fahre aber noch ein paar Kilometer weiter bis ich einen Parkplatz finde, der auf einem Hügel ist. Ich fürchte wieder um das Anspringen des Wagens. Auch wenn ich das Problem bislang nur zwei- oder dreimal hatte, so war ich doch ängstlich, daß ich nun gerade hier wieder Probleme bekommen würde wo ich es garnicht gebrauchen könnte. Zu 95 Prozent springt der Wagen nämlich problemlos an.

Ich baue das Zelt im Gebüsch auf. Die Vegetation ist hier noch im Winterschlaf: Kein Grün. Die Gewässer sind noch größtenteils zugefroren, überall noch Schneereste. Der Boden ist morastig und matschig, das Wasser kann nicht versickern, da er weiter unten noch gefroren ist. Ich kann mir gut vorstellen daß hier in wenigen Wochen Schwärme von Mücken unterwegs sein werden. Hier sind viele Rentiere, di aus sicherer Entfernung mein Zelt irritiert beäugen. So, dann muß ich das Fahrrad noch zusammenbauen und beladen. Ich koche mir noch eine Konservendose auf meinem Spirituskocher und gehe dann schlafen.

Am nächsten Morgen muß ich nur noch mein Zelt zusammenpacken, mich von meinem Auto verabschieden. Ich steige auf, stelle meinen Tacho zurück und los gehts. Das Wetter ist nicht so ersprießlich: dunkle Wolken mit ein paar blauen Löchern. Nach 40 Kilometern beginnt es dann auch zu regnen, so daß ich erstmal unter einem Baum Schutz suche. Es gibt hier noch relativ viele Bäume, neben Birken sogar noch Kiefern obwohl ich nur noch ungefähr 100 Kilometer von der Nordmeerküste entfernt bin.

Nach ungefähr einer halben Stunde hört es aber auch wieder auf zu regnen. Ich fahre weiter und das Wetter wird immer besser. Kaum noch Wolken, die Sonne scheint. Kurz vor Sevettijärvi mache ich noch einmal Rast und esse ein paar Kekse.

Kurz hinter Sevettijärvi muß ich schon wieder Rast machen. Allmählich werde ich etwas müde und ich vermisse einen Reisepartner, mit dem ich meine Erlebnisse teilen könnte. Aber wer außer mir ist schon so verrückt, im Mai ein nach Lappland zu fahren um da eine Radtour zu machen, obwohl nur zwei Wochen Zeit zur Verfügung stehen?

Ich komme wohl nicht mehr weit aber ich will zumindest noch so weit kommen bis der Asphalt aufhört und das kann nicht mehr weit sein.

Die Stelle kommt dann auch plötzlich, aber anders als erwartet: Ein Schild daß eine Baustelle über die nächsten 23 Kilometer ankündigt. Große Steinbrocken liegen überall auf der Straße. Sie sollen als Bett für die zukünftige Asphaltdecke dienen. Der Traum eines jeden Radfahrers! Und das über 23 Kilometer. Faustgroße Brocken! Ich kämpfe mich, müde wie ich bin, weiter und erstaunlicherweise setzt diese miese Piste wieder neue Energien in mir frei, so daß ich noch über 10 Kilometer dahinzockele, bis ich dann abseits der Straße mein Lager direkt neben einem großen Schneefleck aufschlage. Ich habe über 120 Kilometer geschafft.

Dunkel wird es nachts nicht, deshalb wird nachts offensichtlich auch gearbeitet. Ein Trecker der eine Walze hinter sich herzieht fährt die ganze Nacht auf und ab. Ich höre das Klötern der Walze schon Kilometer vorher. Es wird langsam immer lauter und lauter, bis der Trecker an mir vorbeifährt, dann wird es ganz allmählich immer leiser, bis es in der Ferne verklingt.

Am nächsten Morgen packe ich meine Sachen zusammen und stelle mich auf weitere 10 Kilometer der groben Schotterpiste vor. O Wunder, nach zwei Kilometern ist die Schotterpiste zuende und es geht auf der alten Ölkiesstraße weiter ich habe fast das Gefühl zu fliegen. Allerdings fahren hier Massen von Lastwagen herum, die weiteren Schotter antransportieren, aber die Stelle wo sie ihn abladen habe ich zum Glück schon hinter mir gelassen.

Ich komme an dem Steinbruch vorbei, wo das Material gefördert wird. Riesige Felsbrocken werden von einer noch riesigeren Maschine zu handlichen Brocken zermalmt.

Die Landschaft wird immer kärger. Schon bald bin ich an der norwegischen Grenze angekommen. Hier ist die Straße wieder asphaltiert. Die Straße führt nun vom Fjäll hinab in Richtung Nordmeer. Ich erreiche Spitzengeschwindigkeiten von über 60 km/h und das obwohl ich garnicht trete. Dann mündet die Straße plötzlich auf die E6, gerade als ich meinen schönsten Schwung habe. Na toll, nachdem ich fast 150 km geradeaus gefahren bin muß die Straße nun gerade hier zuende sein. Ich biege links auf die E6 und überquere den Skoltefossen, eine große Stromschnelle.

Dann fahre ich die E6 weiter Richtung Westen. Die Meeresküste ist selten zu sehen, meißt sind noch ein paar Berge dazwischen. Es geht auf und ab. Irgendwie bin ich heute auch nicht gut drauf, nachdem ein langer Berg zu bewältigen ist, den ich nur hochschieben konnte, schlage ich abseits der Straße mein Lager auf, obwohl ich erst 40 Kilometer vorangekommen bin. Ich habe ein schönes Buch dabei, welches ich lese und entspanne mich. Ich stelle mal wieder fest, daß so eine Tour zu zweit vielleicht doch etwas abwechslungsreicher gewesen wäre.

Am nächsten Morgen bin ich jedoch wieder frisch und Fahre über Gandvik, Rustefjelbma und Varangerbotn an der Küste entlang. Das Wetter ist immer noch gut. Die Landschaft ist grandios, aber die kleinen Kaffs an der Straße sind an Tristesse kaum zu überbieten, schon sowieso zu dieser Jahreszeit.

Insofern ist die Esso-Tankstelle bei Tana-bru schon eine kleine Sensation, da sie auch eine "butik" einen kleiner Supermarkt beheimatet. Ich kaufe Milch und Kekse die zwar überteuert sind, aber irgendetwas muß ich unbedingt kaufen.

Ich biege nun links ab und fahre am Tana-Fluß linken Ufers entlang. Erst fahre ich an einem großen E-Werk vorbei, dann wieder durch die Fjell-Landschaft mit ihren kleinen Bäumen. Links geht es hoch, rechts unten ist der Fluß. Von links fließen viele Bäche in Richtung Fluß. An einem fülle ich meine Wasservorräte wieder auf. Es ist ein gutes Fahren, die Sonne scheint, es gibt keine übermäßigen Steigungen. An einem Prallufer des Flusses sind noch riesige Eisbrocken, die noch nicht weggeschmolzen sind.

Ich überquere nun in Polmak die Grenze nach Finnland, das andere Ufer ist noch norwegisch, der Fluß ist hier die Grenze.

Nachdem ich heute auch wieder 120 Kilometer gefahren bin, suche ich mir einen Platz zwischen Straße und Fluß in einem kleinen Wäldchen. Mitten in der Nacht schrecke ich auf. Was sind denn das für Geräusche auf dem Zeltdach? Regen!!!. Naja, die Nacht (die aber nicht dunkel ist) ist noch lang, vielleicht hört es ja bis zum nächsten Morgen wieder auf.

Tut es aber nicht. Es gießt in Strömen. Ich bin absolut nicht motiviert weiterzufahren und bleibe im Zelt liegen. Es regnet ohne Unterlaß. Zweimal verlasse ich das Zelt zum pinkeln, ansonsten lese ich und verbrauche meine Vorräte. Ca. 120 Kilometer muß ich noch bis zum Auto fahren, zu viel, als daß ich das bei solchem Wetter tun möchte.

Abends hört es immer noch nicht auf, nachts allerdings hört es kurz auf, um dann eine Stunde später wieder loszuregnen.

Am nächsten Morgen jedoch ist es einigermaßen trocken. Das Wetter sieht zwar nicht übermäßig stabil aus, aber ich nutze die Gelegenheit loszufahren. Schon nach einer halben Stunde beginnt es wieder ganz fein zu nieseln aber es ist erträglich.

In Utsjoki sehe ich, daß eine Brücke über den Fluß gebaut wird, die hier die beiden Ufer verbindet. Sie ist aber noch nicht fertig. Ich biege nun links ab und bin nun schon völlig auf mein Ziel, das Auto fixiert. Es sind noch fast 100 Kilometer. Der Regen wird stärker aber was merke ich da? Es ist gar kein Regen, es ist Schnee. Die Flocken werden immer dicker und sind klatschnaß. Bei all diesem schlechten Wetter habe ich jedoch auch Glück: Der Wind bläst von hinten und zwar nicht zu knapp.

Meine Brille ist so voller Tropfen, daß ich durch sie hindurch garnichts mehr sehen kann, ich schiebe sie so auf die Nasenspitze, daß ich gut drüberweg gucken kann. Dann sehe ich bei -4.25 Dioptrien zwar auch nicht so viel, aber für diese einsame Gegend reicht es noch.

Ich fliege geradezu dahin. Als es dann auch noch stetig leicht bergab geht stört mich das schlechte Wetter kaum noch. Ein Einheimischer im Pick-Up überholt mich und fragt ob er mich mitnehmen solle. Da ich aber nur noch 15 Kilometer bis zu meinem Auto habe lehne ich dankend ab, freue mich aber über dieses freundliche Angebot.

So, nun erwarte ich hinter jeder Biegung mein Auto. Es läßt auch nicht lange auf sich warten. Glücklich komme ich an. Ich bin erst vor viereinhalb Stunden aufgebrochen und habe wieder knapp 120 Kilometer abgespult. Dem Wind sei Dank.

Ich nehme mein Fahrrad noch schnell auseinander und verstaue es im Wagen, das Gepäck auch. Dann steige ich ein, trockne mich ab und ziehe frische (und trockene) Klamotten an.

Ich hoffe, daß der Wagen nun problemlos anspringt, eine Panne kann ich jetzt nun überhaupt nicht gebrauchen. Das tut der Wagen auch, allerdings läuft er nur auf drei Zylindern. Ich weiß schon, daß ich nun ein bestimmtes Kabel trocknen müßte, bin aber nicht motiviert auszusteigen um dies zu tun. Also fahre ich auf drei Pötten los und hoffe, daß die Motorwärme irgendwann die Feuchtigkeit beseitigt. Tut sie aber nicht, jedenfalls nicht bis Utsjoki. Dort gibt es aber eine überdachte Tankstelle und dort wage ich mich auch aus dem Auto heraus und trockne das Kabel ab. Danach läuft der Wagen wieder perfekt.

Ich will nun noch nach Gamvik fahren, eine Stadt (Dorf?) in der Nähe des Kap Nordkinn, der nördlichsten Festlandsspitze Europas. Das Nordkap liegt ja auf einer Insel. Ich fahre nun mehr oder weniger meine Radtour rückwärts bis nach Tana-Bru, überquere dort dann aber den Tana-Fluß.
BHR> Weiter fahre ich Richtung Ifjord. Wenn ich über ein Fjell fahre schneit es pulvrig, direkt unten amm Meer regnet es, aber nur einige zehn Meter höher schneit es. Ich fahre über ein Fjell Richtung Hoppseidet. Die Straße ist durch den Schnee gefräst, Schnewände ragen meterweit neben der Straße hoch. Die Straße ist voller Schlaglöcher durch die ich hindurchrumpele. Plötzlich blockiert mein rechtes Hinterrad. O je, in dieser Einsamkeit im Schneegestöber auf dem Fjell nun das Auto kaputt? So ein Mist! Warum muß ich auch mit meiner alten Karre noch so weite Reisen unternehmen... Ich steige aus, bocke den Wagen auf, das Hinterrad dreht sich nicht. Ich nehme die Bremstrommel ab um zu schauen ob ich eine Fehlerursache erkennen kann. Kann ich aber nicht. Ich baue die Bremstrommel wieder an, nun dreht sie sich.

Ein Bus kommt kaum an meinem Wagen vorbei, da ich recht dusselig weit in der Straßenmitte stehe. Er schafft es aber gerade eben. Ich baue das Hinterrad ein, es dreht sich ganz normal. Ich bocke den Wagen ab Er fährt wieder. Eigentlich habe ich nun das Bedürfnis umzudrehen und schnellstmöglich mit meinem Auto nach Hause zu fahren. Allerdings gewinnt dann doch der Verstand, der mir sagt, daß es nun auf die letzten 50 Kilometer auch nicht mehr ankommt. Die Fehlerursache habe ich jedenfalls nicht gefunden, vielleicht hatte sich irgendwo ein Steinchen verklemmt.

Ich fahre nun das Fjell hinunter nach Hoppseidet. Unten regnet es wieder. In Hopseidet fährt man über eine nur wenige zehn Meter breite Landverbindung auf eine Halbinsel. Dort geht es gleich wieder aufs Fjell hoch. Immer öfters sind Schneeverwehungen auf der Straße. Ich fahre mit meinem Wagen einfach hindurch. Die Sommerreifen sind bestimmt die richtige Ausrüstung für diese alpinen Verhältnisse! Ich komme in Mehamn an. Ein Schiff der Hurtigroute legt gerade an. Es hört auf zu schneien, die Sicht wird besser.

Hinter Mehamn geht es wieder hoch aufs Fjell, hier weht der Schnee wieder über die Straße. Es ist mittlerweile 23:30 Uhr Die Berge sind grandios anzublicken und ich mache viele Fotos. Was ich allerdings noch nicht weiß, ist, daß ich beim Filmwechsel während der Autopanne den Film nicht richtig eingelegt habe, so daß leider keine Fotos mehr aufgenommen werden. Deshalb kommen hier auch keine Bilder mehr.

Gamvik ist eigentlich eine recht uninteressante Stadt. Es gibt hier keine Bäume mehr. Ich gehe noch die Hafenmole entlang, wo aber nichts los ist und lasse mir den frischen Seewind um die Nase wehen. Dann setze ich mich wieder in mein Auto und fahre zurück.

Es ist zwar mitten in der Nacht aber noch taghell. Die Schneeverwehungen sind jetzt auf dem Rückweg natürlich noch viel stärker geworden, außerdem ist nun außer mir auch niemand mehr unterwegs. Wenn wieder eine Schneeverwehung auf der Straße ist gebe ich einfach Gas und hoffe, daß mein Schwung ausreicht um hindurchzukommen. Es klappt auch ganz gut, trotz der Sommerreifen. Ich bin jedoch froh, als ich in Ifjord wieder auf die E6 fahre und die einsamen Gebiete wieder verlasse.

Irgendwo hinter Kunes übermannt mich die Müdigkeit und ich schlafe im Auto, da ich keine Lust habe das Zelt im Schneegestöber aufzustellen. Trotz des recht warmen Schlafsacks wache ich nach ein paar Stunden vor Kälte wieder auf. Ich fahre weiter bis Lakselv, dann werde ich wieder müde und schlafe noch eine Weile.

Als ich nun aufwache, bin ich wirklich ausgeschlafen, diesmal hatte ich den Motor zwecks Heizung angelassen, was mir zwar widerstrebt, aber wahrscheinlich weniger Sprit verbraucht, als wenn ich nachts meine Wohnung heize.

Weiter geht's Richtung Karasjok. Ich verspüre das dringende Bedürfnis mich zu waschen und zu rasieren, was ich trotz des Schnees auf einem Parkplatz unter Zurhilfenahme eines Wasserkanisters mache. War zwar etwas ätzend, aber als ich es hinter mir habe fühle ich mich saugut.

So, nun möchte ich eigentlich möglichst schnell wieder nach Süden. Ich fahre den Inlandsvägen durch Schweden, die Straße 45. Als ich einmal raste riecht es so komisch. Ich schaue in den Straßengraben, wo ein Ren verwest. Ich fahre schnell weiter. An genau dieser Stelle fällt mir auf, daß bei den Birken die Knospen schon ein ganz wenig grün sehen lassen. Ab nun beobachte ich die Vegetation mit wachen Augen und stelle mit Wonne fest, wie ich langsam aber sicher mit jedem Kilometer weiter in den Frühling hineinfahre.

Abends schon kann ich mein Lager auf einer saftigen Waldlichtung aufschlagen. Mein Auto lasse ich auf dem Weg stehen, ich gehe nicht davon aus, daß hier jemand vorbeifährt.

Denkste, am Morgen werde ich durch das Rangieren eines Treckers aufgeweckt. Gerade als ich meinen Kopf aus dem Zelt stecke hat er sich an meinem Auto vorbeigekämpft. Naja, so kann's passieren.

Ich fahre nun weiter nach Gräsö, einer Insel im Schärengebiet nördlich vor Stockholm. Vor einigen Jahren habe ich dort auf einer noch kleineren Insel mit meinen Eltern die ersten Schwedenerfahrungen gesammelt. Die Insel wird von einer kostenlosen kurzen Fähre angefahren, die natürlich gerade weg ist. Ich hatte mir Würstchen gekauft, die ich mir nun auf meinem Kocher im Beifahrerfußraum warm mache. Der Wagen beschlägt von innen völlig, Passanten schauen etwas irritiert auf mein Auto. Die Würstchen schmecken übrigens nicht, was eigentlich bei allen schwedischen Würstchen der Fall ist.

Irgendwann kommt die Fähre, ich fahre zu einem Platz wo ich schon auf meiner ersten Nordkaptour 1989 mit Tim gelagert habe. Dort übernachte ich.

Am nächsten Morgen stehe ich für meine Verhältnisse früh auf. Ich möchte noch nach Stockholm. Ich kenne Stockholm zwar schon ein wenig, aber ich möchte es mir nocheinmal ansehen. Die Sonne scheint. Ich eiere mit meinem Auto durch Stockholm, bis ich endlich in einem Wohngebiet einen kostenlosen Parkplatz finde. Dann steige ich in die U-Bahn und fahre in die Innenstadt. Dort schlendere ich herum, weiß aber eigentlich garnicht so recht was ich hier will.

In einem Kaufhaus kaufe ich mir noch eine CD, dann fahre ich nach Skansen, ein Park der die schwedische Kultur sowie die schwedische Fauna zeigt. Ich amüsiere mich darüber wie hier die samische Kultur und Landschaft wie in einem Museum ausgestellt wird, wo ich doch vor ein paar Tagen noch mittendrin war.

Ein Ziel habe ich noch bevor ich nach Hause fahre: "Unseren See", eine Lichtung im Wald, die mal ein Freund von mir entdeckt hat und wo ich eigentlich in jedem Schwedenburlaub mindestens einmal übernachte. Diesen See kann ich heute abend noch gut erreichen. An der Lichtung wo man campen kann fließt ein Bach vorbei, wenige 10 Meter weiter mündet er in den See, der aber von der Lichtung aus nicht einsehbar ist.

Als ich jedoch an der Abzweigung Richtung Boxholm vorbeikomme entschließe ich mich spontan doch nicht mehr am See vorbeizufahren, sondern mich lieber nach Hause zu begeben. Außerdem röhrt mein Auspuff so komisch. So fahre ich weiter und erreiche am späten Abend die Fähre in Göteborg. Mein Auspuff ist noch lauter geworden, es ist schon richtig peinlich damit im Hafen umherzufahren. Ich fahre an Bord und schlafe gleich im Auto ein.

Wieder werde ich durch andere Passagiere geweckt und komme gerade noch rechtzeitig von der Fähre. Dänemark begrüßt mich mit klarem Himmel und Sonnenschein. Nach wenigen Kilometern Fahrt fällt der Auspuff entgültig ab. Ich steige aus, und verfrachte den abgebrochenen Auspufftopf im Kofferraum. Mit Getöse fahre ich nun durch Dänemark. An der deutschen Grenze habe ich Angst, daß es Ärger gibt. Ich fahre so leise wie moglich an die Grenze heran, als ich durchgewunken werde gebe ich Gas, so daß dem Zöllner fast die Ohren abfallen. Weiter gehts mit Vollgas nach Hause.


Diesen Reisebericht habe ich am 3. Juni 1997 aus dem Kopf verfaßt. Ich bin erstaunt wie genau ich mich noch an diesen vier Jahre zurückliegenden Urlaub erinnern kann.

Du bist Leser Nummer seit dem 15.12.1997

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