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Wintertour mit dem VW-Bus Skandinavien 1996

Wintertour mit dem VW-Bus Skandinavien 1996


Vorbereitung und Tips


Der schon nicht mehr ganz so frische VW-Bus (Bj. 83) mußte winterfest gemacht werden.

Standheizung:
Eine Heizung (Gas) war bereits eingebaut, isoliert war er schon von einem der zahlreichen Vorgänger. Die Heizung auf kleiner Stufe schaffte einmal im hohen Atlas in Marokko bei -18° C angenehme Schlaftemperatur zu halten. Wegen der Heizung machte ich mir also keine Sorgen. Allerdings konnte ich den Gasverbrauch überhaupt nicht einschätzen. Ich meinte mal etwas von 11 kg pro Woche beim VW-Bus gelesen zu haben, wußte aber nicht mehr wo.

Wenn Strom z.V. stünde, würden wir sowieso unseren kleinen elektrischen Heizlüfter (2000 W, mit Thermostat!) benutzen. Er hat sich bestens bewährt.

Wir haben im Endeffekt nur ca. 15 kg Gas in den vier Wochen verbraucht, wovon wir ca. 20 Nächte mit Gas geheizt haben.


Technische Maßnahmen am Auto:
Nun mußte noch in den VW-Bus eine "Kraftstoffheizung" eingebaut werden, da sonst lt. diverser Literatur bei großer Kälte die Gefahr von Versulzung des Dieselkraftstoffs bestünde. Der Kraftstoffilter wurde so umgebaut, daß der überschüssige Kraftstoff aus der Einspritzpumpe (die ja warm ist) nicht zurück in den Tank, sondern direkt wieder in den Kraftstoffilter geleitet wird. Naja kostete auch mal eben 250.- DM.

Den elektrischen Motorvorwärmer wollten wir uns sparen, da wir sowieso nicht so gerne auf Campingplätzen übernachten, und hier im Raum Hamburg das gute Stück mit Einbau ca. 300.- DM kostet (Einbau ist nicht ganz einfach, da ein Stopfen aus dem Motor entfernt werden muß). Da ich den Vorwärmer zuhause (Laternenparker) sowieso nicht nutzen kann, fand ich das etwas teuer. Ich kaufte also für 90.- DM einen Gewerbe-Gasheizstrahler (4000 W) und hoffte damit von unten den Motor vorwärmen zu können. Leider erzielte dieses Teil schon bei minus 6 Grad in Deutschland keinen weiteren Effekt, schon garnicht, wenn auch nur ein wenig Wind wehte, so daß man dies en Heizstrahler völlig vergessen konnte. Ich ließ doch den Motorwärmer dann doch noch einbauen.

Beim letzten Ölwechsel verwendete ich 5er Öl (Viskosität 5W50) um ein auch bei sehr tiefen Temperaturen geeignetes Öl zu haben. Gebraucht hätten wir es bei den gemäßigten Temperaturen die wir erlebt haben allerdings nicht, aber das weiß ja vorher nicht keiner...

Die Zweitbatterie für die Stromversorgung im Campingteil machte mir Sorgen, sie war irgendwie immer recht schnell leer, obwohl sie erst gut ein Jahr alt war. Ich baute sie in den warmen Schrank in dem die Heizung ist um, da war die Kapazität der Batterie dann deutlich höher. Ich war nicht motiviert eine neue Batterie zu kaufen. Es war schon genug Geld ausgegeben. Wir hatten auch keine Probleme.

Fahrheizung:
Die Fahrheizung schien mir zuhause etwas schwächlich. Im Urlaub reichte sie dann aber während der Fahrt doch ganz gut. Ich kaufte mir noch einen 120 Watt Heizlüfter für den Zigarrenanzünder und zur Sicherheit noch einen langen Schlauch mit dem ich Warmluft von der Gasheizung an die Windschutzscheibe blasen konnte. Wir brauchten den Schlauch den ganzen Urlaub nicht. Der 120-Watt Heizlüfter war hervorragend dazu geeignet die von innen vereisten Scheiben vor dem Losfahren (aber erst nach dem Anlassen des Motors!) aufzutauen. Während der Fahrt konnte man mit ihm noch einen kleinen Zusatzheizeffekt erzielen, aber er verbraucht wiegesagt recht viel Strom. Man muß sich dann schon ausrechnen, welche Verbraucher (Licht, Lüfter...) noch angeschaltet sind, damit nicht plötzlich die Batterie leer ist.

Isolierung/Änderungen im Wohnteil:
Die Thermofolie die ich normalerweise an den Seitenscheiben in der Fahrerkabine mit Saugnäpfen befestige versah ich noch mit Klettband, den oberen Teil der Seitenscheibe, sowie das Dreiecksfenster auch. Saugnäpfe halten ja bei der Kälte nicht.

An der Windschutzscheibe ist die Folie recht problemlos zu befestigen, man kann sie nämlich mit den Sonnenblenden festklemmen. Allerdings löste sich das selbstklebende Klettband von der Scheibe wieder leicht ab, ich habe es dann mit Silikon wieder festgeklebt. Das Entfernen des Silikons von den Fenstern ist aber nicht ganz so einfach.

Der Fußboden des VW-Bus besteht aus Blech, darauf Holzbretter, darauf eine Korkschicht, darauf PVC, nicht so superwarm. Ich legte noch eine billige Camping-Isomatte auf dem Boden, hat sich bestens bewährt.

Die Wasser- und Abwasserleitungen umwickelte ich mit elektrischem Heizdraht, um sie ggf. auftauen zu können. Nach einigen Fehlversuchen und angeschmolzenen Wasserleitungen umwickelte ich die Leitungen erst mit Alufolie, dann mit dem Heizdraht, dann wieder mit Alufolie und dann mit Schaumstoffisolierung. Eine Kupferfolie als innerste Schicht wäre wohl schlauer gewesen. Der Wassertank stand in dem gleichen Schrank wie die Heizung, das dürfte wohl keine Probleme geben. Leider fror immer wieder ein ganz kurzer Teil des Wasserschlauches unten im Schrank der Heizung ein, den ich nicht mit Heizdraht umwickelt hatte. War nicht so toll.

Reifen:
Schon in Deutschland haben wir bei einer Werkstatt in Göteborg Spikereifen bestellt. Die Leihgebühr für 4 Wochen betrug 2200.- SKR (ca. DM 450.-) Adressen für schwedische Spikereifenverleiher erfährt man bei "Next Stop Schweden" in Hamburg, norwegische Adressen hat der ADAC.

Zwei Wochen bevor wir losfahren macht uns dann die Ostsee sorgen: Sie friert zu. Laut Aussagen der Fährgesellschaft kein Problem. Aber was ist, wenn der Frost nicht nachläßt? Warum wollen wir überhaupt in den arktischen Winter, wenn hier die Ostsee schon zufriert? Wenige Tage bevor wir losfahren setzt aber leichtes Tauwetter ein.



Tagebuch




16.2.1996
Ich fahre morgens mit und dem vollbepackten VW-Bus ins alte Land, und liefere meine Freundin Heike bei der Arbeit ab. Dann fahre ich wieder zurück in die Stadt und muß auch noch einen Arbeitstag hinter mich bringen. Pünktlich um 15 Uhr mache ich Schluß und fahre wieder ins alte Land um Heike abzuholen. Das Wetter ist schlecht, knapp über Null Grad, teilweise etwas Regen. Das erste Überaschungsfoto wird gemacht, als sie auf dem Parkplatz auftaucht. In Neu-Wulmstorf springen wir noch schnell bei Aldi rein, um noch ein paar Dinge zu kaufen, die uns noch eingefallen sind und die wir unbedingt noch für notwendig halten (z.B. einen Wischlappen zum Fußboden wischen, der immer noch originalverpackt im VW-Bus liegt). Dann geht es weiter über Harburg zur A1 Richtung Lübeck. Wir brauchen insgesamt 1,5 Stunden, bis wir Hamburg Richtung Stapelfeld über die A1 verlassen. Es ist sehr windig. In Lübeck müssen wir noch ca. 15 Minuten vor einer hochgeklappten Brücke (ja, die aus Wetten dass...) warten, kommen aber doch schon um kurz nach acht in Rostock Überseehafen an. Es stürmt ziemlich, und Heike ist etwas unwohl wegen der bevorstehenden Fährfahrt. Ich erzähle ihr, daß unsere Fähre zwar ein alter Kahn ist, aber keine gefährliche Bugklappe hat, und deshalb nichts passieren wird.

Wir fragen die Dame am Ticketschalter, ob wir mit unserem VW-Bus oben an Deck stehen könnten, diese meint, wir sollen unserem Wunsch dem Verlademann mitteilen, dann würde es schon gehen. Als wir dann auf die Fähre fahren und fragen, sagt der Verlademann erst "Nein, im Moment geht das leider nicht" schaut unseren VW-Bus an und meint grinsend: "Ihr wollt im Wagen schlafen, na dann fahrt mal von hinten auf den Fahrstuhl. Wir fahren hoch. Wir sind das einzige Wohnmobil um diese Jahreszeit und stehen jetzt fast allein unter freiem Himmel auf dem fußballfeldgroßen Oberdeck. Ganz hinten in einer Nische sind noch zwei LKWs. Sie sind gut verzurrt.

Bei dem Schiff mit dem wir fahren handelt es sich einen Combicarrier mit begrenzter Passagierkapazität, obwohl es ein riesiges Schiff ist nur 79 Passagiere (bei 21 Besatzungsmitgliedern). Es ist noch ein altes Schiff aus DDR-Beständen, eigentlich mehr für Lastwagen und LKW-Container gedacht, aber wenn man rechtzeitig (tw. 2-3 Monate vorher) bucht bekommt man auch einen Platz. Ich fühle mich auf diesem Schiff aus verschiedenen Gründen ziemlich sicher: Erstens hat es keine Bugklappe, ein großes plus für die Sicherheit, denn diese war eigentlich immer irgendwie für Fährunglücke mitverantwortlich. Zweitens kann und darf man üblicherweise mit seinem Auto oben auf Deck unter freiem Himmel stehen. Sollte das Schiff tatsächlich einmal sinken, so sind die Überlebenschancen dort um ein vielstfaches höher, als wenn man irgendwo tief im Bauch eines "modernen" Fährschiffes in einer Kabine gefangen ist. Und drittens glaube ich, daß die alte einfache robuste DDR-Technik vielleicht gar nicht so fehleranfällig ist, sonst wäre das Schiff ja schon längst untergegangen :-)

Wir gehen in die Cafeteria. Essen gibt es noch nicht. In unserer Ecke steht ein Fernseher und ein Korb mit Videofilmen. Der Zahlmeister fordert uns auf, uns zu bedienen. Wir schieben einen Asterixfilm rein, alle anderen Filme sind megaschwachsinnig (eben das was einige LKW-Fahrer gerne sehen). Etwas später gibt es Essen. Das hervorragende Menü mit Suppe, Salat und Nachspeise kostet 15 DM. Man kann sich aus verschiedenen Fleischsorten, Gemüsen und Beilagen ein Menü nach Wunsch zusammenstellen lassen. Alles läuft zwar etwas kantinenmäßig ab, aber das Essen ist gut und reichlich, eben Hausmannskost, so wie sie LKW-Fahrer lieben.

Nach dem Essen gehen wir wieder zum Auto zurück um zu schlafen. Wir stellen die Gasheizung an, es ist schön warm. Das Schiff schaukelt kaum, wahrscheinlich hat der Sturm nachgelassen. Ab und zu hört man Eisschollen krachen. Noch vor einer Woche hatten wir Angst, daß die Woche bei anhaltendem Frost evtl. nicht fahren könnte, glücklicherweise hatte aber vor ein paar Tagen leichtes Tauwetter eingesetzt. Schon vor drei Wochen sind wir über die zugefrorene Lübecker Bucht marschiert.


17.2.1996
Morgens um 6 Uhr klopft jemand gegen das Auto, wir sind in Trelleborg angekommen und haben verschlafen. In Rekordgeschwindigkeit streife ich meinen Jogginganzug über, ziehe Schuhe an, und wir fahren von Bord. Das Öllämpchen auf dem Armaturenbrett glimmt etwas, wahrscheinlich ein Kriechstrom. Es geht aber wieder aus. Nach einigen Kilometern Fahrt beginnt es wieder zu glimmen, diesmal etwas heller. Ich halte an und kontrolliere das Öl Es ist etwas wenig! Ich fülle nach. Nach einigen Ölstandsberechnungen komme ich zu dem Schluß, daß ich beim Ölwechsel vor einer Woche wohl etwas geschlampt habe, verbraucht hatte der Motor jedenfalls kein, oder nur sehr wenig Öl. Hoffentlich hat der Motor nicht gelitten...

Gegen 11 Uhr kommen wir in Mölndal bei Göteborg an, wo wir unsere Spikereifen vorbestellt hatten (Nya däck fyndet, Göteborgsvägen). Schon nach 30 Minuten können wir die Werkstatt mit montierten Spikereifen wieder verlassen. 2200 skr kostete das Vergnügen für vier Wochen. Unsere alten Reifen und Felgen wurden in einer speziel len Reifenwaschmaschine (Made in Stuttgart) gewaschen und dann für uns aufbewahrt.

Wir kaufen noch in einem großen Supermarkt ein paar Kleinigkeiten und fahren dann Richtung Jönköping. Eigentlich in jedem Schwedenurlaub fahren wir an eine be stimmte Stelle zwischen Malexander und Kiså in der Gegend nördlich des Sommensees. Vor ca. 10 Jahren habe ich mit einem Freund von mir die Stelle entdeckt, als wir auf unserer ersten Schwedentour ohne Eltern mit dem Zelt Richtung Nordkap unter wegs waren. Es handelt sich um eine kleine Lichtung im Wald, nachdem man über einen schmalen Waldweg ein paar hundert Meter ins Gehölz gefahren ist. Es gibt dort eine Feuerstelle und einen kleinen Bach. Mit dem VW-Bus kann man den Weg gerade noch so befahren, wenn man akzeptiert, daß links und rechts ein paar Zweige über den Lack schrammen. Wenn man den kleinen Bach ca. 20 Meter entlang geht kommt man an einen größeren See mit einem wunderbaren Ausblick. Im Sommer kann man darin schwimmen und baden. Der See ist aber von der Lichtung aus überhaupt nicht zu erahnen, man muß wissen, daß es ihn gibt, oder ihn so wie wir seinerzeit durch Zufall beim "Waldgang" finden.

Nun gut, vorerst sind wir noch nicht da. Es ist -2° C und wird kälter. hinter Borås sind es nur noch -4° C, obwohl es 13 Uhr ist. Kurz vor Jönköping muß ich tanken. Ich halte an einer Automatentankstelle und habe Pech. Der Zapfhahn ist nicht richtig am Schlauch angeschlossen und der Diesel läuft am Schlauch entlang und zwar ziemlich doll. Ich will versuchen den Zapfhahn wieder festzudrehen und schließe zu diesem Zweck den Zapfhahn, was logischerweise dazu führt, daß auf dem Schlauch ein noch höherer Druck ist und ich nun mit Dieselkraftstoff bespritzt werde. Ich öffne das Ventil schnell wieder und versuche das Leck so gut ich kann mit meiner Hand zuzuhalten. Abgesehen davon, daß nun meine Hand fast abfriert und ich meinen Jackenärmel noch mehr mit Dieselkraftstoff beckleckere hilft das auch nicht. Ich steige in den VW- Bus und wasche meinen Arm und meine Jacke notdürftig.

Nun will ich ein Schild an die Zapfsäule hängen. Als ich Stift und Zettel zusammensuche, sehe ich, daß bei der Gasheizung des VW-Busses das Rote Alarmlämchen leuchtet. Sollte das Gas jetzt schon alle sein? O je, sollte ich evtl. den Schlauch nicht richtig befestigt haben und nun ist alles Gas davongezischt? Die Gasflasche ist aber noch voll und alle Schläuche sind fest. Ich mache die Heizung einmal aus und an und sie läuft wieder. Bei genauerer Köntrolle sehe ich, daß evtl. während der Fahrt das Verbandskissen auf die Luftansaugung der Heizung gefallen sein könnte und so einen Luftmangel und somit das Leuchten des Lämpchens verursacht haben könnte. Ich verstaue das Kissen nun ordentlich und der Fehler ist auch tatsächlich den ganzen Urlaub nicht mehr aufgetaucht.

Kurz vor Jönköping mißt unser Außenthermometer schon -13° C, in Jönköping steigt es wieder auf -9° C. Wir fahren die E4 Richtung Norden und verlassen sie dann Richtung Boxholm. Die Straße ist schneebedeckt. Gegen 22 Uhr kommen wir dann auch Nähe "unserer Stelle" am See an. Wir können wegen des vielen Schnees natürlich nicht auf die Lichtung selbst fahren, sondern halten ganz nahe an der Straße in einer "Parkbucht". Wir haben keinen Hunger mehr und gehen gleich schlafen. Das Thermometer zeigt -16° C.


18.2.1996
Die Plastikflasche, die ich am Vorabend spaßeshalber mit Wasser gefüllt und auf den Wagenboden (im Wohnteil) gelegt habe ist zu einem Block gefroren. Alle vollen Flaschen aus Glas hatten wir in guter Voraussicht im Heizungsschrank untergebracht. Die Temperaturverteilung im VW-Bus ist immer recht ungleichmäßig: Eiskalt am Boden, angenehm in der Mitte und viel zu warm oben direkt unterm Dach. Um Gas zu sparen hatten wir noch eine billige Alu-Isomatte vom Hochdach innen zum Fußende des Bettes baumeln lassen, so daß hauptsächlich das Bett hinten im VW-Bus beheizt wurde. Da der Thermostat aber im "kalten" Teil des Autos ist, war es am Anfang viel zu warm im Auto, ich habe den Thermostat in der Nacht immer weiter runterstellen müssen.

Hinten am Kopfende des Bettes hat sich an der Seitenwand an einigen Stellen dicker Rauhreif von innen gebildet, man sieht dort genau den Verlauf der Holme. Auch das Bettlaken ist an einigen Stellen an der Seitenwand festgefroren, das hat beim Schlafen aber nicht gestört.

Ich schaue auf das Thermometer. Es zeigt -29° C an. Dies stellt sich jedoch bald als Irrtum heraus, das eine Thermometer spinnt, das andere zeigt korrekt -14° C an.

Die Sonne scheint und unsere Wasserleitung vom Kanister zum Wasserhahn ist eingefroren. Auch der Heizdraht, den ich herumgewickelt habe hilft nicht, ich habe an einer Stelle aus Bequemlichkeit geschlampt und das rächt sich nun.

Ich hole Schnee in unserer Glasschüssel (Auflaufform) herein und beginne es auf dem Gasherd zu erhitzen. Nach einiger Zeit gibt es einen lauten Knall und die Schüssel ist kaputt. Wasser zu kochen war nie ein Problem, aber durch den Schnee in der Schüssel und die Hohlräume war die Temperaturverteilung zu ungleichmäßig, das mußte ja schief gehen. Nach dem Frühstück (mit Rührei und Speck ) ziehen wir uns ganz dick an und gehen zu "unserer" Lichtung wo wir sonst immer im Sommer campen. Nach kurzer Zeit merken wir, daß unsere warme Kleidung wohl doch etwas übertrieben ist. Es ist auch nur -7° C, bei solchen Temperaturen sind wir in Hamburg mit Jeans und Halbschuhen herumgelaufen.

Der Weg zur Lichtung ist tief verschneit, es ist anstrengend durch den 25 cm tiefen Schnee zu stapfen. Viel Gehölz ligt auf dem Waldweg, Zweige hängen herunter, von der Schneelast tief gebogen. Wir stapfen einmal über die Lichtung und gehen dann durch den Wald zum See. Er ist zugefroren und verschneit. Leider reagiert Heike sehr ängstlich, als ich den See betreten will, so lasse ich es. Es ist auch etwas unheimlich in dieser absoluten Einsamkeit, auch wenn es unwahrscheinlich ist, daß das Eis bricht, wo doch die 500 km weiter im Süden liegende Hamburger Alster schon seit Wochen zugefroren ist.

Wir machen noch einige Fotos, packen zusammen und fahren los. Der Motor startet auf Anhieb. Nach wenigen Metern Fahrt beginnt plötzlich das Kühlwasserlämpchen zu blinken und der dazugehörige Zeiger steigt rasend schnell. Ich mache sofort den Motor aus und schaue ob evtl. ein Kühlwasserschlauch abgefallen ist. Das ist aber nicht der Fall. Ich starte den Motor wieder, nun verhalten sich Zeiger und Lämpchen wieder ganz normal. Vielleicht ist ein Wassertröpfchen über den Kontakt des Gebers gelaufen.

In Boxholm halten wir noch einmal kurz, dann geht es weiter nach Stockholm. Dort wollen wir auf einen Campingplatz übernachten, den wir aber trotz intensiver Suche und eines einzelnen Hinweisschildes nicht finden. Wir fahren nun zu einem anderen Camping platz. Die Rezeption ist schon zu. Wir suchen uns ein Plätzchen mit Stromanschluß und schließen unseren Elektroofen an. Wir duschen noch gemeinsam in der Damendusche, da die Herrendusche zu ist. Dann gehen wir schlafen.


19.2.1996
Gegen 9:30 Uhr stehen wir auf. Wir machen unseren Abwasch in der Küche des Campingplatzes. Dort laufen aus irgendwelchen Gründen alle Wasserhähne, vielleicht, damit sie nicht einfrieren. Wir fahren zur Rezeption. Diese ist immer noch zu. Wir suchen noch ein wenig, wo wir unser Geld loswerden können und finden niemanden. Pech für den Campingplatz, Glück für uns, wir fahren einfach ohne zu bezahlen. Wir kaufen Brötchen und machen Frühstück an einem Rastplatz an der E4 nahe Arlanda. Das schafft uns so sehr, daß wir ein mehrstündigen Mittagsschlaf machen müssen.

Danach fahren wir Richtung Öregrund. Die Ostsee ist zwar zugefroren, aber die Autofähre nach Gräsö (eine vorgelagerte Insel) fährt trotzdem. Die Fähre ist übrigens kostenlos. Sie fährt mitten durch Eisschollen und frisches Eis, das in der kurzen Zeit zwischen den Fährfahrten entsteht.

Auf Gräsö angekommen, fahren wir gleich zu einem schönen Stellplatz (mit Blick aufs zugefrorene Meer), den wir schon kennen. Er ist zwar 10-15 cm zugeschneit, aber wir wagen es trotzdem und fahren uns natürlich fest. Wir graben mit der Schaufel eine Spur, aber auch das hilft nicht weiter. Wir versuchen es mit Schilf und Brettern unter den Rädern und mit schieben, aber alles hilft nicht. Irgendwann ziehe ich dann noch die mitgebrachten Schneeketten auf. Wenn ich gewußt hätte, daß die Montage dermaßen einfach ist, hätte ich sie schon längst aufgezogen, wir kommen auf Anhieb frei. Wir lassen die Ketten die Nacht über auf den Rädern drauf. Dann kochen wir noch und gehen erschöpft schlafen.


20.2.1996
Morgens lacht die Sonne, doch etwas später schon ziehen dünne Wolken auf. Wir fahren zum ICA-Markt, kaufen Brötchen, und fahren dann nach Idön und frühstücken gemütlich. Von Idön aus kann man im Sommer mit dem Boot zu den Schären fahren, auf vielen stehen Ferienhäuser. Wir wollen die Tour zu Fuß machen und zur Insel Rävsten gehen, wo ich vor über 10 Jahren mit meinen Eltern den Sommerurlaub verbracht habe. Anfängliche Befürchtungen, daß Eis sei in der Ostsee vielleicht durch das Salz und irgendwelche Strömungen doch nicht so zuverlässig, werden zerstreut, als wir einen Bagger von einer Insel zur anderen fahren sehen. Außerdem sind auch überall Motorschlittenspuren auf der Ostsee zu erkennen.

Wir gehen los. Nach einer halben Stunde kommen wir auf Rävsten an. Wir gehen noch zu dem Ferienhaus, wo ich seinerzeit mit meinen Eltern gewohnt habe, laufen noch ein wenig hin und her und gehen dann zurück zum Auto. Die Fähre setzt uns wieder zum Festland über. Wir fahren weiter Richtung Gävle und dann weiter nach Morå. Es zieht uns jetzt intensiv nach Norden. Wir wollen die richtige Kälte erleben.

Gegen 17 Uhr beginnt es dunkel zu werden. Wir kaufen noch etwas Fleisch, welches in Schweden inzwischen ziemlich günstig geworden ist und stellen uns auf einen Parkplatz hinter Orså. Wir braten unser Fleisch mit Reis und Gemüse, und fallen dann voll und zufrieden ins Bett.


21.2.1996
Die Sonne weckt uns, und nach einiger Zeit stehen wir auch auf. Das Außenthermometer zeigt -15° C. Der VW-Bus läßt sich problemlos starten, nur das Auftauen der von innen zugefrorenen Scheiben ist nicht ganz einfach, der 12 Volt Heizlüfter von Conrad leistet uns aber gute Dienste. Der erste Laden ist in Sveg, über 100 km von unserem Übernachtungsplatz entfernt. Dort kaufen wir Brötchen und machen dann schon um 13:30 Uhr Frühstück. Das Frühstücken schafft uns wieder so, daß wir dann noch bis 17 Uhr schlafen.

Dann fahren wir aber noch ein gutes Stück. In Östersund wollen wir tanken, haben aber etwas Schwierigkeiten in die Stadt zu kommen, da wohl eine Umgehungsstraße fertiggestellt worden ist, die beim letzten mal noch nicht da war. Ich habe allmählich Befürchtungen was den Dieselkraftstoff betrifft, er soll laut Literatur in Lappland ja bis -27° C frostfest sein. Da ich allmählich tiefere Temperaturen für möglich halte, frage ich in Östersund einen Tankwart. Der lacht mich fast aus, und meint der Dieselkraftstoff sei bis -36° oder -39° C frostfest, so genau wisse er das auch nicht, auf jedenfall sei das kein Problem. Ob das stimmt weiß ich auch nicht. Wir hatten jedenfalls im ganzen Urlaub keine Temperaturen unter -20° C, deshalb hatten wir sowieso keinerlei Probleme.

Leider haben wir hinter Östersund extreme Schwierigkeiten einen Platz für die Übernachtung zu finden, die Parkplätze hier sind nicht geräumt. Irgendwann halten wir dann einfach an den Resten eines ungeräumten Parkplatzes an einer Seitenstraße. Nachdem wir noch Cornflakes gegessen und etwas gelesen haben, gehen wir schlafen.


22.2.1996
Nach dem Aufwachen wollen wir zügig losfahren, was uns aber mißlingt. Es ist ca. -16° C. Als ich den Anlasser das erste mal starte, dreht dieser ca. eine Sekunde den Motor normal durch, dann beginnt er so komisch summen. Ich lasse den Zündschlüssel schnell los. Beim nächsten Versuch startet der Motor einwandfrei, doch nach ca. 15 Sekunden beginnt wieder das Kühlwasserlämpchen zu blinken, und der dazugehörige Zeiger rasend schnell zu steigen. Ich mache noch ca. 4-5 mal den Motor aus und wieder an, doch jedes mal das gleiche! Wir räumen hinten das Bett weg, unter dem sich der Motor befindet. Ich fasse nun mit meinem Finger auf den Wärmefühler, Heike startet den Motor. Ich will so feststellen, ob tatsächlich irgendwo eine Hitzeentwicklung ist, oder ob nur die Anzeige spinnt. Naja, diesmal verhält sich die Anzeige ganz normal.

Im Nachhinein glaube ich kaum, daß ein auf -16° C abgekülter Motor innerhalb von ca. 10 Sekunden eine Hitze von ca. 100° C erzeugen kann, so daß die Anzeige zu blinken beginnt. War wohl doch ein Anzeigefehler.

Bei der Bettausräumaktion haben wir festgestellt, daß sich zwischen der Matratze und dem darunter befindlichen Holzbrett eine ganze Menge Schwitzwasser gebildet hat. So fahren wir ein Stück mit hochgeklappter Matratze. Ab sofort wollen wir nachts nicht mehr auf einen Motorwärmer verzichten, was jedoch bedeutet, daß wir nachts Campingplätze oder Tankstellen wegen eines Stromanschlusses aufsuchen müssen.

In Hammerdal kaufen wir Brötchen und Äpfel, kurz später frühstücken wir. Dann setzt sich Heike ans Steuer. In Strömsund machen wir nocheinmal Halt, um von der großen Brücke den Strömsvattudal zu fotografieren.

Die Straßen werden immer vereister, teilweise sind sie schon komplett mit einer Eisschicht überzogen, Bodenhaftung ist trotz Spikes kaum noch vorhanden. Heike sieht eine Maus, oder ein Lemming über die Straße flitzen. Heike legt sich hinten schlafen, während ich fahre. Irgendwie treten am rechten Vorderrad leise, dann etwas lautere schabende Geräusche auf, es könnte Eis sein, daß irgendwie am Rad schabt, aber komisch ist es doch irgendwie. Es sind noch ca. 100 km bis zum angepeilten Campingplatz in Arvidsjaur und es ist schon 18 Uhr. Am nächsten Tag will ich mir den Wagen mal bei Helligkeit genauer ansehen. Wir wechseln die Plätze. Kaum daß Heike fährt verschwinden die Geräusche wieder. Um 19:30 Uhr kommen wir auf dem Camp Gielas in Arvidsjaur an. Die Rezeption hat noch auf, nach den Erfahrungen in Stockholm ja nicht unbedingt selbstverständlich. Wir bekommen einen Stellplatz und einen Schlüssel für den Stromanschluß (obwohl dieser garnicht abgeschlossen war). Heike erkundigt sich noch nach der Möglichkeit Langlaufski zu leihen. Die Frau an der Rezeption vertröstet uns auf den nächsten Morgen, dann könne sie bei der zuständigen Person nocheinmal nachfragen.

Am Stellplatz benutzen wir unseren elektrischen Heizlüfter. Es wird schnell warm. Heike kocht noch Spaghetti.


23.2.1996
An der Rezeption sagt man uns heute morgen, daß am Campingplatz nur Alpin-Ski verliehen werden, aber im Intersport-Laden in der Stadt gäbe es Langlaufskier. Wir versu chen zu Fuß in die Stadt zu gehen, um Brötchen fürs Frühstück zu kaufen, da wir aber überhaupt nicht auf den Weg achten verlaufen wir uns ziemlich blöde in einer Wohngegend. Dann fahren wir doch mit dem Auto in die Stadt (ca. 1-2 km), kaufen Brötchen und leihen uns beim Intersport zwei Paar Langlaufskier mit Schuhen und Stöcken für 240 skr (2 Tage). Heike freut sich riesig, mir ist etwas komisch zumute. Langlauferfahrung haben wir beide nicht, ich bin aber früher oft Alpin-Ski gefahren. Nach den ersten kurzen Laufversuchen auf dem Campingplatz suchen wir die nahegelegene Loipe auf. Wir sind beide in Langlauf ungefähr gleich "gut", d.h. wir wirken beide gleich tolpatschig. Mich irritiert, daß man nach hinten überhaupt keinen Halt hat, wie ich es von Alpin-Skiern gewohnt bin, so krache ich am Anfang ein paarmal übel hin. Da wir die richtige Loipe irgendwie nicht finden (wir laufen in die falsche Richtung) geht der Weg nicht, wie geplant um einen Berg herum, sondern recht bald rauf und runter und dann querfeldein. Die Loipe taucht auch nicht mehr auf, und so bleibt uns nichts anderes übrig, als mit unseren Skiern quer über einen Berg zurück zum Ausgangspunkt zu stacksen. Hinterher merken wir noch, daß wir gerade ein militärisches Sperrgebiet durchstreift haben ("Livsfärlig..."). Ich prelle mir meinen Mittelfinger an der rechten Hand, Heike hat ein dickes blaues Knie. Heike hat es trotzdem Spaß gemacht, mir weniger. Heikes Vorschlag morgen die richtige Loipe zu suchen begeistert mich wenig. Alleine will ich sie jedoch auch nicht ziehen lassen, sonst liegt sie morgen irgendwo mit gebrochenen Knochen im Wald. Ich kann Heike aber auch nicht von Ihrem Plan abbringen, und träume nachts von verletzten Körperteilen.

Es liegt übrigens sehr wenig Schnee, ca. 20 cm. Laut Einheimischen lag seit 20 Jahren nicht mehr so wenig Schnee um diese Jahreszeit.


24.2.1996
Das Aufstehen fällt mir ziemlich schwer, schon alleine um das Ski laufen noch mög lichst lange herauszuzögern. Wir frühstücken, und "schon" um 13:30 geht es wieder los. Diesmal finden wir die richtige Loipe, auch einige Schweden sind unterwegs. Es ist ja auch Sonntag.

Wir laufen - ohne zunächst genau zu wissen, ob wir uns auf der 5- oder der 10-km-Loipe befinden - der Spur nach, bis wir aufgrund des regen Gegenverkehrs merken, daß wir uns wohl entgegen der allgemeinen Laufrichtung bewegen. Unser Lauf verhalten hat sich im Vergleich zu gestern jedoch stark verbessert, dazu trägt natürlich auch die vorgegebene Spur enorm bei. Sogar kleine Hügel meistern wir ohne Probleme. Dann laufen wir die 5 km-Spur noch einmal in die richtige Richtung bevor wir wieder zum Campingplatz zurückkehren. Abends duschen wir, doch da Heike, wie Frauen ja im allgemeinen, viel länger als ich dazu braucht, koche ich noch. Sie kommt so spät, daß ich schon Angst bekomme, daß das Essen fertig ist, bevor sie auftaucht. Hinterher erzählt sie mir, daß sie noch die Sauna (kostenlos) benutzt hat.


25.2.1996
Morgens stehen wir rechtzeitig auf, nehmen noch einmal die Duschen des Campingplatzes in Anspruch und brechen auf. An der Rezeption erkundigen wir uns noch nach der Telefonnummer vom Eishotel in Jukkasjärvi. Wir haben schon vor Monaten eine Nacht dort gebucht, und sind uns nun nicht mehr ganz sicher, an welchem Datum wir gebucht haben.

Man sucht uns die Nummer heraus, läßt uns umsonst von der Rezeption telefonieren und bietet uns Kaffee an. Wir plaudern noch eine Zeit lang mit den Damen (eine junge, eine ältere) von der Rezeption. Den Campingplatz in Arvidsjaur werden wir in positiver Erinnerung behalten.

Wir fahren los, und wollen im Ort noch frische Brötchen kaufen, aber selbst in Schweden gibt es die Sonntags nicht. Also kaufen wir Aufbackbrötchen, die wir in unserem Blechschachtelofen von Coleman aufbacken. Dieser Ofen hat uns schon auf einigen Reisen treue Dienste geleistet. Es ist eigentlich nur eine faltbare Blechkiste mit Backrost, die man auf den Herd stellt. Meistens backen wir nur Brötchen auf, aber wir haben auch schon Aufläufe und anderer Dinge darin zubereitet.

Wir fahren nach dem Frühstück weiter, doch kurz vor Älvsbyn tauchen vorne am rechten Vorderrad wieder diese komischen schabenden Geräusche auf. Heike tippt auf das Radlager ich noch eher auf die Bremsscheiben o.ä. In Älvsbyn bocke ich den Wagen auf und montiere das entsprechende Rad ab. Es scheint tatsächlich das Radlager zu sein. Wir beschließen nach Luleå zu fahren, da dies eine große Stadt ist, wo der ortsansässige VW-Händler das entsprechende Ersatzteil wohl am ehesten auf Lager haben könntte. Das Geräusch wird immer schlimmer, wir haben Angst, die 40 km nach Luleå nicht mehr zu schaffen. Aufeinmal kracht es ganz laut, und dann ist das Geräusch plötzlich wieder weg.

In Luleå wollen wir im Hotel übernachten, da dieses ja der ADAC-Schutzbrief zahlt. Wir suchen die Touristeninformation auf und gehen hinein. Man sagt uns, das schon zu wäre, man hätte nur vergessen die Tür abzuschließen. Trotzdem nennt man uns ein günstiges Hotel.

Wir wollen aber erst noch den VW-Händler suchen, damit wir ihn am nächsten Morgen gleich finden (heute ist Sonntag). Nach einigem Umherirren fragen wir an einer Tankstelle nach dem Weg, und finden das Autohaus auch. Es heißt Müller, und wir beschließen, daß man bei so einem deutschen Namen bestimmt ein Ersatzradlager für unser deutsches Auto vorrätig hat. Er öffnet Montag morgen um 7 Uhr. Direkt gegenüber befindet sich ein großes SCANDIC-Hotel. Die Übernachtung ist zwar etwas teurer als die erstattungsfähigen 100.- DM pro Person, aber da es für uns so günstig liegt, quartieren wir uns ein. Wir zahlen für die Nacht gleich im voraus, entweder ist das hier so üblich, oder es liegt an unserem Aussehen. Wir sehen zwar eigentlich nicht besonders abgerissen aus, aber eben auch nicht wie Geschäftsreisende, die hier sonst üblicherweise absteigen. Das Zimmer ist mit WC und großer Dusche, Fernseher und Telefonausgestattet, aber die Heizung läßt sich nicht ausstellen. Wir beschweren uns nicht, sondern sperren einfach das Fenster auf, ist ja nur für eine Nacht. Was wir nicht bedenken, ist daß uns nun die ganze Nacht der Straßenlärm nerven wird. Wir fahren noch nach Luleå hinein und essen ein paar Hamburger, die nicht so doll sind. In einem Kiosk kaufen wir uns noch eine BILD und eine Frankfurter Rundschau und fahren dann wieder zurück ins Hotel.

Wir schlafen sehr unruhig, einmal wegen des besagten Straßenlärms, außerdem sind die Betten schlecht und nicht zuletzt machen wir uns Sorgen um den VW-Bus. Was, wenn die Ersatzteile erst bestellt werden müssen? Was wenn nun doch ein ernsterer Defekt vorliegt?


26.2.1996
Der Wecker klingelt um 6:30 Uhr, aber wir sind schon lange wach. Trotz programmierter Standheizung ist die Scheibe des VW-Bus mit einer Eiskruste überzogen. Wir kratzen die Scheibe vorsichtig frei. Ich malträtiere die Scheibe nur sehr ungerne mit einem Eiskratzer, mit der Zeit entstehen sonst immer mehr kleine Kratzer und nachts entstehen dann gefährliche Lichtreflexe. Normalerweise taue ich die Scheibe immer mit warmem (nicht heißem!) Wasser vorsichtig ab, das hat den Vorteil, daß die Scheibe nach dem Losfahren nicht gleich wieder friert. Einige Schlauköpfe meinen zwar, daß die Gefahr eines Sprungs in der Scheibe besteht, aber das kann ich nicht glau ben, ich mache das schon seit fünf Jahren und nie ist was passiert. Außerdem erhitzt das Gebläse die kalte Scheibe ja auch und auch da passiert nichts.

Wir fahren nun hinüber zum VW-Händler und tragen dort unser Problem vor. Man fragt uns, ob sich evtl. ein Stein in der Bremse verfangen haben könne, ich verneine und sage, daß ich das Rad schon abmontiert hatte und nachgeschaut habe. Ich sage, daß ich aufs Radlager tippe. Er verschwindet hinten im Lager und kommt kurz später mit einem kleinen Päckchen zurück, in dem sich ein Radlager befindet. Wir erkundigen uns nach der Möglichkeit den Einbau vornehmen zu lassen. Er sagt, daß im Moment nur die Leute in der LKW-Werkstatt Zeit hätten, aber die können das auch.

Wir fahren in die LKW-Halle stehen dort mit unserem kleinen VW-Bus zwischen großen Omnibussen und Zugmaschinen, ein mürrischer wortkarger Mechaniker macht sich an die Arbeit. Da niemand etwas sagt, bleiben wir in der Werkstatt stehen und schauen ihm zu. Er dreht das Vorderrad hin und her, es scheint leicht zu gehen. Er baut das Radlager aus, beäugt es, legt es zur Seite, kein Wort zu uns. Er baut das neue Radlager ein. Wir hoffen, daß er bald fertig ist, denn wir haben im Hotel ja noch ein Frühstücksbuffet, das nur bis 9:30 Uhr geöffnet ist. Aber das Auto ist ersteinmal wichtiger. Um ca. 8:40 Uhr ist der Mechaniker fertig, der Mann, der uns in der Annahme bedient hat kommt und zeigt uns, daß das Radlager tatsächlich defekt ist. Wir sind beruhigt, daß der Fehler tatsächlich gefunden worden ist. Wir bezahlen 1300.- skr. Man macht uns darauf aufmerksam, daß wir die Steuern an der Grenze zurückbekämen. Das stimmt aber nicht, das Schweden mittlerweile auch in der EU ist.

Wir kommen um kurz nach neun wieder im Hotel an, gerade noch rechtzeitig für das Frühstücksbuffet. Wir laden uns noch schnell die Teller voll. Es dauert auch nicht sehr lange, da kommt schon die Putzfrau und saugt mit ihrem Staubsauger zwischen unseren Füßen herum.

Nach dem Frühstück gehen wir wieder auf unser Zimmer um Toilette und Dusche noch einmal zu benutzen. Dann fahren wir los. Es ist nur knapp unter null Grad und es schneit immer mehr. Es wird allmählich dunkel. Der Schneesturm wird immer schlimmer. Man sieht die Straße kaum noch. Mit dem Fernlicht beleuchtet man aber nur noch das Schneegestöber. Wir wollen Richtung Övertorneå, und dann auf der finnischen Seite des Torneelven (Tenojoki) bis zum Polarkreis fahren. Lästig ist auch, daß das Gaspedal, wenn man den Fuß herunter nimmt, nicht mehr richtig in die Leerlaufposition zurückspringt. Nicht nur, daß der Wagen dann im Lerlauf ziemlich heult, auch wenn man langsamer werden will und den Fuß vom Gas nimmt, fährt er schön weiter. So muß man immer gegen den Motor bremsen, und das ist bei der Glätte und der schlechten Sicht nicht so toll.

Wir halten auf einem Parkplatz direkt am Polarkreis. Auf den Motorwärmer können wir verzichten, da es kaum unter Null Grad ist (und das am Polarkreis im Februar...)

Ich spritze noch etwas Kriechöl in das Loch unterm Gaspedal - und siehe da, ich habe die richtige Stelle erwischt, der Leerlauf ist wieder ganz normal.


27.2.1996
Morgens um 6 Uhr fängt der Schneepflug an, den Parkplatz auf dem wir stehen zu räumen. Dafür benötigt er dann eine Stunde. Wir können nicht mehr einschlafen. Um 10 Uhr fahren wir dann los, nachdem wir noch durch den Polarkreis-Touristen-Souvenir-Shop gegangen sind. Wir kaufen noch Brötchen, östlich von Pello auf einer kleinen Straße machen wir Rast. Mein Versuch mich nach dem Frühstück in die Büsche zu schlagen mißlingt, der Schnee ist einfach zu hoch. Inzwischen ist die Temperatur knapp über 0° C angelangt, der Schnee der noch fällt ist graupelig. Ich bin etwas enttäuscht über derart hohe Temperaturen in Zentrallappland um diese Jahreszeit.

Wir fahren weiter. Auf der schmalen Straße kommt mir ein Lastwagen entgegen. Da er nicht besonders weit rechts fährt, tue ich es. Unser rechtes Vorderrad kommt in den Schnee rechts der Straße, dadurch wird die rechte Seite des VW-Busses abgebremst. Das hat zur Folge, daß wir noch weiter nach rechts getrieben werden immer weiter in den Straßengraben hinein. Der Wagen gerät immer mehr in Schieflage, Schnee spritzt über die Windschutzscheibe. Auf einmal stehen wir, zwar schief, aber wir sind nicht umgekippt. Ich krieche gleich nach hinten, hole ein Seil, steige dann aus und gehe zu dem LKW-Fahrer, der zum Glück angehalten hat. Er soll uns herausziehen. Er fragt noch ob wir verletzt seien, was ich verneine. Der recht pappige Schnee hat uns verhältnismäßig sanft abgebremst. Wir binden nun den VW-Bus mit dem Seil an dem LKW fest. Es handelt sich um einen recht großen LKW mit Auflieger. Ich setze mich in den VW-Bus, der Laster zieht uns ein Stück heraus, die Schieflage des VW-Bus verschlimmert sich noch, dann reißt das Seil! Wir versuchen es noch zweimal, das Seil reißt immer wieder, obwohl wir den Schnee hinterm Bus weggeschaufelt haben. Der LKW-Fahrer versucht über Autotelefon/Funk Hilfe zu bekommen, bekommt aber keine Verbindung. Ein PKW kommt vorbei und ein junger Mann steigt aus. Er hat ein stabileres Seil. LKW und der VW-Bus werden wieder zusammengebunden. Neuer Versuch! Der VW-Bus bewegt sich nach wie vor nicht, dafür schliddert der LKW jetzt auf der Straße. Nach einigen Fehlversuchen zieht der LKW-Fahrer Schneeketten auf. Der junge Mann aus dem PKW setzt sich nun in den VW-Bus, legt den Rückwärts gang ein, gibt Gas, der LKW zieht - hurra, wir kommen frei.

Heike bemerkt, daß das rechte Vorderrad (das sich am tiefsten in den Schnee gebohrt hatte) blockiert ist. Außerdem sind einige Dieselflecken, nein, Heizölflecken im Schnee. In Finnland genießen Ausländer das Privileg das günstige Heizöl (Poltölji) für Dieselfahrzeuge benutzen zu dürfen.

Da wir aber gerade erst getankt hatten, führen wir das Gekleckere auch auf die Schräglage des Busses zurück.

Der PKW-Fahrer bedeutet mir, ein Stück mit blockiertem Reifen an eine breitere Stelle zu schliddern, was ich tue. Der LKW-Fahrer verschwindet währenddessen. Ich montiere das Rad ab. Tatsächlich, Schnee hatte das Rad blockiert. Überall ist Schnee, in den Federn, in den Trägern in den Radkästen, in den Achsen, überall. Wir befreien den Wagen vom Schnee so gut es geht. Als ich das Rad wieder anmontiere fehlt eine Schraube. Na toll! ich habe sie in den Straßengraben geschaufelt. Nach einiger Zeit finden wir sie sogar wieder. Der VW-Bus ist wieder fahrbereit, ich will unserem Helfer etwas Trinkgeld geben, was er aber strikt ablehnt. Ich gebe ihm dann noch zwei Flaschen deutsches Bier, die nimmt er an, aber nicht ohne uns im Gegenzug eine Flasche lappländisches Bier zurückzugeben. Er fährt zur Sicherheit noch ein paar hundert Meter neben uns her, aber der VW-Bus scheint in Ordnung zu sein.

Wir verabschieden uns und fahren etwas planlos über Meltaus nach Rovaniemi. Ich will nicht mehr auf diesen kleinen Straßen fahren irgedwie sitzt der Schreck noch in den Knochen. Dann fahren wir über die Eismeerstraße ca. 10 km nördlich von Rovaniemi wieder zum Polarkreis um dort auf dem großen Touristenparkplatz zu über nachten. Dort gäbe es auch einen Stromanschluß, aber wir verzichten, da es nicht besonders kalt ist, und wir laut einem anderen Reisebericht ca. 20.- DM dafür bezahlen müßten. Ich versuche den inzwischen hart gewordenen Schnee unter dem Auto mit einem Gasheizstrahler abzutauen, das mißlingt aber, da es zu windig ist. Ich kann aber noch mit der Hand einige Brocken lösen.

Santa-Claus-Village, die angebliche Heimat des Weihnachtsmannes die hier für Touristen aufgebaut wurde, hat schon geschlossen.

Wir trinken in dem Tankstellenrestaurant einen Kakao, essen dann noch im VW-Bus und gehen dann schlafen.


28.2.1996
Nachdem wir morgens in Santa Claus Village einen weiteren Kakao getrunken haben, und noch ein paar Postkarten geschrieben haben, beschließen wir nun doch Richtung Inarisee zu fahren. Morgens ist es ca. -8° C, die Temperatur steigt im Laufe des Tages aber wieder auf -2° C. Der Schneepflug hat unsere Nachtruhe mal wieder leicht gestört, als er um uns herumpflügte. Außerdem hat er uns leicht zugepflügt.

Ich versuche nocheinmal mit dem Gasheizstrahler den inzwischen verhärteten Schnee unter der Karosserie aufzutauen, aber wieder mit wenig Erfolg.

Beim Losfahren läßt sich wegen der Schneeklumpen erst der Rückwärtsgang nicht einlegen, mit Gewalt geht es dann aber doch.

Nachdem wir ca. 100 km Richtung Norden gefahren sind frühstücken wir Heikes leckere Pfannkuchen. Ds schafft uns wieder so, daß wir ein zweistündiges Verdau ungsschläfchen einlegen müssen.

Danach fahren wir noch ein fleißiges Stückchen. Kurz hinter Ivalo stehen Rentiere an der Fahrbahn, machen aber zum Glück keine falschen Bewegungen, so daß wir ohne Kollision an ihnen vorbeizischen. Bremsen wäre auf dieser glatten, vereisten Fahrbahn ein Ding der Unmöglichkeit, auch mit Spikes.

Bei Kamaanen biegen wir rechts ab Richtung Neiden und übernachten nach einigen Kilometern in einer Parkbucht am Straßenrand.


29.2.1996
Wir fahren weiter Richtung Norwegen. Der Skoltefossen-Wasserfall (Stromschnelle) ist eindrucksvoll: Aus dem zugefrorenen Fluß bricht er heraus, um ein paar zehn Meter weiter wieder unter dem Eis zu verschwinden.

Die nordnorwegische Fjell- und Fjordlandschaft ist schön, wir haben aber allmählich etwas Eile, da wir in wenigen Tagen eine Übernachtung im Eishotel in Jukkasjärvi gebucht haben.

Es gibt den ganzen Tag immer wieder Schneeschauer, die Temperatur liegt bei -3° C. Bei Utsjoki machen wir noch einen kleinen Abstecher über die neue Brücke auf die finnische Seite, um dort noch einmal günstig zu tanken. Wir fahren bis kurz hinter Karasjok und nächtigen am Straßenrand.


1.3.1996
Morgens hat sich innen im VW-Bus kein Rauhreif gebildet, und das obwohl die erste Gasflasche leer geworden ist. Die Temperatur sank nachts kaum unter -5° C, morgens scheint die Sonne, wir haben nicht gefroren. Wo ist bloß der lappländische Winter??? Wir bleiben aber ruhig, in einer guten Woche fliegen wir ja nach Spitzbergen, dort wird es schon richtig kalt sein.

Nachdem ich eine neue Gasflasche installiert habe (wir haben keine Wechselanlage) fahren wir los. Wir wollen in der nächsten Ortschaft Brötchen kaufen und dann frühstücken. Leider müssen wir 130 km auf teilweise schlechten Straßen durch das ansonsten sehr reizvolle Fjällgebiet bis Kautokeino fahren, vorher gibt es keinen Ort mit Laden.

Dort kaufen wir überteuerte norwegische Brötchen (ca. 1.10 DM für Einfachbrötchen) und überteuerte Erdbeermarmelade für 5.- DM, die sich dann auch noch als wenig wohlschmeckende Diät-Marmelade entpuppt.

Wir wollen heute bis Kiruna fahren und dort auf dem Campingplatz endlich mal wieder eine Dusche genießen. Eine weite Tour. Bei Kaaresuando tanken wir noch einmal günstig in Finnland. Gegen 20:15 Uhr kommen wir in Kiruna am Campingplatz an, es ist alles verrammelt, die Rezeption hat schon um 16 Uhr zu gemacht. Wir fahren frustriert aus Kiruna heraus und finden nur eine Seitenbucht an einer recht stark befahrenen Straße, wo wir dann übernachten.


2.3.1996
Sehr spät morgens machen wir uns auf nach Jukkasjärvi, welches noch ca. 10 km entfernt ist. Auf dem Parkplatz vor dem Eishotel steht ein getarnter Erlkönig (ein neuentwickeltes Auto dessen Aussehen vom Werk noch geheimgehalten wird) mit Freiburger Kennzeichen. Ich vermute, daß es die Mercedes A-Klasse ist. Vorne über die Motorhaube ist eine Tarnplane gespannt, die Rücklichter sind mit Spachtelmasse verändert worden. Viele technische Gerätschaften sind an Bord. Ich bin jedoch leider zu träge den Wagen zu fotografieren obwohl ich gehört habe, daß Autozeitschriften einige hundert Mark för solche Fotos zahlen. Ich habe aber auch gehört, daß die Autotester die hier im Winter öfters unterwegs sind Leuten die die Erlkönige fotografieren gelegentlich eine aufs Maul hauen.

Da wir das Eishotel erst morgen gebucht haben, nehmen wir uns vorerst eine Hütte (600 skr).

Da Samstag ist, hat der Kaufmann in Jukkasjärvi schon zu. Also fahren wir nach Kiruna und kaufen dort ein. Zurück in der Hütte wird ersteinmal groß gekocht. Es gibt gebackenes Hähnchen mit Gemüse und Reis. Vorweg haben wir uns eine schwedische Fleischsuppe aus der Konserve gegönnt. Nudeldick satt gegessen fallen wir bald nach unserem Festmahl ins Bett.


3.3.1996
So, heute ist Sonntag, heute abend werden wir im Eishotel übernachten. Wir müssen bis 14 Uhr die Hütte räumen. Wir stehen um 8 Uhr auf um bis 9:30 Uhr das Frühstück einzunehmen, welches ca. 40 skr kostet. Das Frühstück ist einigermaßen gut, aber nicht so gut wie im SCANDIC-Hotel in Luleå. Es gibt zwar keine knusprigen Brötchen (nur Labberbrötchen) und auch kein Rührei oder Würstchen, stattdessen aber eine Auswahl verschiedener Sorten schwedischen Brotes, Eier, warme und kalte Getränke, Marmelade, Aufschnitt, Käse und Obst.

Nach dem Frühstück räumen wir unsere Sachen aus der Hütte. Normalerweise kann man, wenn man im Eishotel übernachtet seine Sachen in einer Hütte lassen, wenn sie frei ist, aber das ist diesmal leider nicht der Fall. Wir nehmen unseren Fotoapparat und gehen nun erstmal zum Eishotel um es uns genauer anzusehen.

Wir besichtigen die Eiskirche und zwei kleinere Iglos. Die aus Eis und Schnee #gefertigten Figuren glitzern in der Sonne. An der einen Außenwand des Eishotels steht ein lebensgroßer Elch aus Eis. Sein Hinterteil steht draußen im Freien, sein Rumpf ist in der Wand, und wenn man in das Eishotel hineingeht, in den "Elch-Raum", dann kann man seine Vorderbeine sowie Kopf mit Geweih bewundern.

Außerhalb des Hotels gibt es noch einen ca. 10 m hohen Eisturm, der so aussieht wie eine große, blaugrüne Tropfkerze. An diesem Gebilde kann man eisklettern üben. Wir machen viele Fotos.

Heute Nacht schlafen wir im Eishotel. Um 17:30 Uhr nehmen wir an einer Führung durch das Hotel teil, und bekommen eine Einweisung in unser Zimmer. Wir erhalten den "Afrika-Raum" als Schlafquartier. In diesem Zimmer befinden sich Eisfiguren, die im afrikanischen Stil geschnitzt sind, was ja ansich ein Widerspruch ist, aber trotzdem nicht schlecht aussieht.

Jeder Schlafraum hat ein Motto. So wie unser Raum der Afrika-Raum ist, so ist der Raum mit dem Elchvorderteil der Elch-Raum, es gibt noch eine Hochzeitssuite mit einem extragroßen Hochbett aus Eis, nebst dazugehöriger Hochzeitstreppe, einen Raum mit einem Eiskronleuchter einen Golf-Raum mit Golfbahn und mehr.

Auch in unserem Raum befindet sich ein Eisbett, welches mit Rentierfellen und Wolldecken bedeckt ist. Von unten wird das Eis angeleuchtet. Im Hauptraum des Hotels steht jedoch die Eisbar, ca. 3m lang und man genießt seine Getränke üblicherweise aus Bechern, die aus Eis geschnitzt sind (funktioniert nicht mit heißem Kaffee...). Diese Bar gehört laut einem amerikanischen Magazin zu den 15 besten Bars der Welt und wird für uns am späten Abend auch noch eröffnet, wo wir in den Genuß von heißem Preiselbeersaft kommen (allerdings aus Plastikbechern). Alles in allem ist dieses Eishotel ein Erlebnis, und zwischen allen diesen glitzernden Eisfiguren kommt man sich vor wie in einem Wintermärchen. Der Preis für die Übernachtung incl. Frühstück und nach Bedarf Sauna ist mit 500 skr (ca. 100.- DM) akzeptabel.

Nach dem Rundgang im Eishotel macht sich Hunger bei uns breit. Es ist Sonntag, und die Läden haben zu. Da es ein Wirtshaus mit Restaurant im Dorf gibt, beschließen wir dort zu essen. Leider gibt es in Schweden nicht, wie in Deutschland, die Vorschrift, daß draußen eine Speisekarte (mit Preisen) zu hängen hat. Ein normales Gericht kostet 200 skr (ca. 40.- DM), und da es nun auch egal war, haben wir nun das Super sonderangebot bestellt: Ein Menü für 250.- skr (pro Person).

Die Vorsuppe schmeckt noch sehr gut, das Hauptgericht (Pasta mit Rentiersteak) hat uns doch sehr enttäuscht. Das Fleisch ist gut, doch die Nudeln haben etwas zu lange im Wasser gelegen.

Die Nacht bricht an, und wir machen unser Lager fertig. Auf dem Eisbett Rentierfelle, ein paar Wolldecken, dann ein bis -30° C reichender Doppelschlafsack. Nachteil des Doppelschlafsacks: Man kann Ihn nicht bis obenhin zuziehen, dann rauschen die Köpfe zusammen. Man bekommt ein etwas kaltes Gesicht. In dem Doppelschlafsack steckt jeder von uns beiden in einem einzelnen weißen Leinenschlafsack. Dann haben wir noch unsere Polartec-Kleidung an, doch im Nachhinein war das etwas übertrieben, ich schälte mich nachts wieder heraus.

Wir schlafen schnell ein. Es ist herrlich ruhig, und die Luft ist frisch und glasklar. Wie ein Baby schläft man, hatte man uns gesagt. Wir schlafen fest, bis wir am nächsten Morgen mit einem heißen Preißelbeersaft geweckt werden.


4.3.1996
Nach dem Wecken ist Aufräumen angesagt, d.h. wir bringen unsere Schlafutensilien wieder zur Rezeption. Dann gehen wir zum Frühstück. Wir hatten an der Rezeption bereits unsere Schlüssel für die zweite Hütte bekommen, denn eine Nacht wollen wir noch hierbleiben. Gleich nach dem Frühstück ziehen wir ein. Wir sind trotz des guten Schlafs im Eishotel doch so k.o., daß wir um 10 Uhr ins Bett fallen und bis 14:30 schlafen. Den ganzen Tag faulenzen wir, lesen und schreiben Postkarten. Mittags gibt es Blaubeerkuchen mit Schlagsahne und abends kochen wir Spaghetti Bolognaise. Am Abend wollen wir noch ein paar Sonnenuntergangsfotos machen, weil der am Vorabend so schön war. Leider ist er heute nicht ganz so heldenhaft. Wir machen einen Spaziergang über den zugefrorenen Torneälv und fotografieren trotzdem den Sonnenuntergang.


5.3.1996
Mit dem Aufstehen tun wir uns (wie immer) schwer, doch gegen 12:15 Uhr brechen wir endlich auf Richtung Tromsø. Wir haben den geringfügig längeren Weg über Kaaresuando gewählt, da wir dann in Finnland noch einmal günstig volltanken können. Allerdings kommen wir nur bis kurz vor Kilpisjärvi. Es wird diese Nacht endlich mal wieder etwas kälter, ca. -12° C. Das liegt wohl daran, daß wir uns in etwas höherer Höhe befinden.


6.3.1996
Morgens scheint die Sonne, es ist ca. -6° C. Wir kaufen im Supermarkt von Kilpisjärvi Aufbackbrötchen, die sich aber später als leicht schimmelig und völlig ungenießbar herausstellen. Wir tanken noch ein letztes mal in Finnland, und fahren hinüber nach Norwegen. Wir fahren nun auf der norwegischen Seite ein tiefes V-förmiges Trogtal entlang. Es liegt hier sehr viel Schnee. Wir frühstücken am Rande der Straße.

Weiter in Richtung Tromsø wird es immer wärmer. Die Straße ist spiegelglatt, da nützen auch die Spikes nur wenig. Die Temperatur liegt jetzt bei ca. 0° C. Tromsø liegt auf einer Insel, die über eine große, lange, hohe Brücke mit dem Festland verbunden ist. In Tromsø fahren wir erst einmal zum Flughafen, um dort die Lage zu checken. Unser Flug nach Longyearbyen/Svalbard (Spitzbergen) geht übermorgen um 1 Uhr früh.

Dann fahren wir wieder zurück nach Tromsø. Um dorthin zu gelangen, fahren wir durch einen Tunnel, der erstaunlicherweise nichts kostet. Wir stellen fest, daß es ein ganzes Tunnelsystem unter Tromsö gibt, mit Kreuzungen und Kreisverkehren.

Es ist bereits wieder dunkel geworden (ca. 18 Uhr). In der Innenstadt ist auch nicht mehr viel los. Wir kaufen ein paar Lebensmittel ein. Es gibt sogar einen Burger-King, allerdings scheinen uns umgerechnet ca. 6.- DM für einen normalen Cheeseburger doch etwas zu teuer.

Nun wollen wir uns mit unserem Auto einen ruhigen Platz für die Nacht suchen und fahren zu diesem Zweck die Straszlig;e 862 aus Tromsö heraus. Wir fahren wieder durch das Tunnelsystem, allerdings versperrt uns diesmal eine Schranke den Ausgang, wir müssen erst NOK 10 bezahlen, damit sie aufgeht.

Wir fahren und fahren, überall sind Häuser, meistens auch Straßenlaternen, die vereinzelten Parkbuchten sind nicht vom Schnee geräumt. Nach ca. 15 km Fahrt geben wir auf, drehen um und übernachten auf einem größen Supermarktparkplatz in Tromsø. Nachts stürmt und regnet es, die Temperatur steigt deutlich über den Gefrierpunkt.


7.3.1996
Kurz bevor der Supermarkt wieder öffnet, verlassen wir den Parkplatz. Wir fahren noch kurz am Flughafen vorbei, weil es dort öffentliche Toiletten gibt, dann fahren wir in die Stadt und kaufen Brötchen. Wir stellen uns auf einen gebührenpflichtigen Parkplatz (Parkautomat) und machen ersteinmal gemütlich im Wohnteil des VW-Bus Frühstück. Da wir natürlich keinen Schein gezogen haben, schauen wir uns immer mal wieder nach etwaigen Polizisten um. Kurz bevor wir mit dem Frühstück fertig sind kommt dann auch einer. Während er noch in der Unordnung hinter unserer Wind schutzscheibe nach einem Parkschein sucht mache ich mit einem deutlichen Geräusch die Tür auf und fange an wichtig im Auto die Sachen von rechts nach links und dann wieder woandershin zu packen. Der Polizist sieht mich, lächelt und geht weiter. Bis er außer Sichtweite ist, krame ich mit offener Tür noch etwas im Auto herum.

Nach dem Frühstück fahren wir wieder mit dem Auto über die große Brücke aufs Festland, um dort einen gebührenfreien Parkplatz zu suchen, den wir auch sogleich finden. Unser Fußweg führt an der berühmten Tromsøkathedrale vorbei. Als wir hineingehen wollen, ist gerade ein Beerdigungsgottesdienst zuende. Der Küster bedeutet uns aber die Treppe nach oben auf die Empore zu nehmen, von dort haben wir den besten Ausblick.

Dann gehen wir über die große hohe Brücke nach Tromsø-City zurück. Auch dies ist ein Erlebnis, wenn man bei starkem Wind von der Brücke ins weit, weit unten liegende Wasser schauen kann.

In Tromsø besuchen wir das Polarmuseum. Heike und ich haben beide auf unserer Reise das Buch von Roald Amundsen "Die Eroberung des Südpols" sowie die beiden Reiseberichte von Arved Fuchs und Reinhold Messner gelesen. Wir sind also auf den Museumsbesuch bestens eingestimmt.

Das Museum ist auch wirklich interessant. Obwohl es nicht riesengroß ist (aber auch nicht ganz klein) und wir eigentlich keine großen Museumsgänger sind verbringen wir mehrere Stunden in ihm.



Danach wandern wir wieder über die große Brücke zurück zum Auto, machen noch den Abwasch, dann eine Ausruhpause und fahren zum Flughafen. Inzwischen hat richtiges Tauwetter (+6° C) eingesetzt. Überall ist Dreckwasser und Dreckschnee, wie man es auch von zuhause kennt.

Am Flughafen stellen wir uns auf den Langzeitparkplatz, wo wir für vier Tage 100 NOK zahlen (Parkautomat). Wir packen unsere Sachen, die wir mit nach Spitzbergen nehmen wollen und richten uns darauf ein, daß wir nun endlich ein paar wirklich kalte Tage erleben werden. Bisher ist uns der polare Winter ja noch nicht begegnet. In Spitzbergen ist die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur im März -15,8° C. Die niedrigste jemals gemessene Tageshöchsttemperatur im März betrug -42° C. Wir hatten also gute Chancen auf knackige Kälte!


8.3.1996
Morgens um 1:20 Uhr geht unser Flug. Wir fliegen mit einer zweistrahligen MD80, die für einen Flug in das 1100 Seelen zählende Longyearbyen erstaunlich groß ist. Da es auf Spitzbergen (korrekt Svalbard) keine Straßen außer in Longyearbyen selbst gibt, können auch kaum Leute aus der Umgebung von Lonyearbyen dazwischen sein. Die meisten sehen ohnehin aus wie Touristen. Auf dem 95 Minuten dauernden Flug (mit SAS) wird sogar eine Mahlzeit serviert.

Um kurz vor drei landen wir recht rumpelig auf der mit Schnee bedeckten Landebahn in Longyearbyen. Drußen ist es deutlich kälter als in Tromsø und es liegt etwas Neuschnee. Unser Gepäck kommt recht schnell auf dem Laufband. Dazwischen liegen immer wieder Gewehre. Was auf anderen Flughäfen ein absoluter Skandal wäre, ist hier normal. Wenn man den Ort Longyearbyen verläßt, ist man verpflichtet, ein Gewehr dabeizuhaben, damit man sich im Notfall gegen Eisbären verteidigen kann. Wir haben dies auf unserem 3-Tage Trip nicht vor, jedenfalls nicht ohne Begleitung.

Vor dem Flughafen steht schon ein Bus, der uns für 30 NOK zum Hotel bringt. Dort checken wir ein. Im Hotel ist es üblich, die Schuhe vorne im Empfang auszuziehen und auf Socken oder in Hausschuhen umherzulaufen.

Das Hotel kommt übrigens aus Lillehammer. Es diente dort als Unterkunft für die amerikanischen Sportler. Nach der Olympiade wurde es abgebaut und nach Longyearbyen verschifft. Nur der Empfangsbereich wurde neu gebaut. Das ist Recycling! Schon um 4:30 Uhr kommen wir endlich ins Bett.

Um 9 Uhr klingelt der Wecker, wir wollen das Frühstück nicht verpassen. Wir schauen aus dem Fenster, die Wolken hängen tief, es schneit etwas, viel von der Landschaft können wir nicht sehen. Wir sehen, daß der Adventsfjord nicht zugefroren ist, nach wenigen Metern Eis kommt schon das offene Wasser. Wor wenigen Wochen sind wir ungefähr 4500 km weiter südlich bei Timmendorfer Strand auf der Ostsee umher spaziert und hier, nur 2000 km vom Nordpol entfernt, offenes Wasser, na sowas! Treibeis oder gar Eisberge sind auch nicht zu erkennen.

Nach dem Frühstück erkundigen wir uns nach der Möglichkeit eine Hundeschlittenfahrt zu machen. Nur sofort, in einer Stunde um 11 Uhr ginge es. Wir willigen ein. Die Fahrt dauert 2-3 Stunden kostet 1200 NOK für zwei Personen also ca 300.- DM. Saftige Preise hier! Der Eintritt für eine Bergwerksbesichtigung kostet übrigens umgerechnet 50.- DM wie ich auf einem Prospekt sehe. Der Tagesausflug mit dem Schneescooter für 2000 NOK (pro Person) liegt außerhalb unserer Möglichkeiten, obwohl dies sicherlich eine Riesengaudi wäre.

Um 11 Uhr werden wir von unserer Hundeschlittenführerin mit dem Auto abgeholt und fahren zu dem Hundecamp, was am Rande von Longyearbyen liegt. Longyearbyen zählt zwar nur 1100 Einwohner, ist aber doch recht groß (3-5 km im Durchmesser) weil es sehr verstreut gebaut ist.

Unsere Kleidung wird daraufhin überprüft, ob sie auch warm genug ist. Los geht

Los geht es nun mit dem Hundeschlitten, quer durch das Adventstal. Die Hunde sind etwas lahm, da es mit -5° C recht warm ist. Auch sonst hat es sich ziemlich zugezogen, aber ein paar Fotos können wir machen.

Nachdem wir das Adventstal durchquert haben, machen wir Pause und trinken Kakao aus der Thermoskanne. Es zieht sich immer mehr zu, starker Wind weht und es schneit. Vielleicht ist es auch nur der vom Wind aufgewirbelte Schnee, jedenfalls sind unsere Körper von einer Seite schnell über und über mit Schnee bedeckt. Merkwürdigerweise ist das die dem Wind abgewandte Seite, welches physikalische Gesetz auch immer dahinter stecken mag. Trotz der vergleichsweise hohen Temperatur sind wir froh, daß wir so dick eingepackt sind. Als ich einmal um mich zu kratzen kurz einen Handschuh ausziehe, ist die Hand hinterher fast abgefroren.

Die Hunde wollen unserer Schlittenführerin nicht mehr so recht gehorchen, sie ziehen immer zu weit nach rechts. Die Schlittenführerin muß mehrmals absteigen und die Hunde neu ausrichten. Ich darf mich dann immer hinten auf die Bremse stellen, damit sie nicht plötzlich davonsausen. Teilweise darf ich auch während der Fahrt hinten stehen, doch als bei tieferem Schnee der Schlitten hinten soweit einsackt, daß die Hunde den Schlitten nicht mehr ziehen können, muß ich wieder nach vorne zu Heike auf den "Touristensitz". Da wir durch das Wetter etwas früher als geplant wieder zurück sind, fährt uns die Hundeführerin mit dem Auto durch Longyearbyen und zeigt uns, was wir wo finden. Dann bringen wir noch unsere dicke Kleidung in das Hotel und bummeln dann durch die "City" von Longyearbyen. Longyearbyen hat sich schon etwas auf Touristen eingerichtet, es gibt einige Souvenirshops, einen großen Laden und 2-3 Cafés. Es sind auch, selbst zu dieser Jahreszeit, einige Touristen dort. Die haben wohl wie wir das Supersonderangebot im Winter ausgenutzt.

Inzwischen ist die Temperatur deutlich über Null gestiegen, der Schnee ist schwer und pappig, und es regnet! Die höchste jemals im März gemessene Temperatur war laut Reiseführer +3 C. Wir haben bestimmt +2° C. Na toll. Der Winter flüchtet vor uns. Es ist uns selbst hier, in allernördlichsten Breiten nicht vergönnt den polaren Winter zu erleben. Ich bin echt enttäuscht und frustriert. Man kann hier ja auch nicht so viel machen, weil man wegen der Eisbären keine Chance hat, die Ortschaft auf eigene Faust zu verlassen.

Am Nachmittag holen wir den verpaßten Schlaf vom Vortag nach.


9.3.1996
Schon im Frühstücksraum sehen wir, daß es stürmt und regnet. Wir gehen aber trotzdem los, aber es ist sauglatt und der Regen ist lästig. Heike kauft sich ein T-Shirt. Außerdem kaufen wir eine kleine Handtasche für sie. Immerhin können wir sagen, daß wir diese Dinge im nördlichsten Laden der Welt gekauft haben. Ansonsten ist dies ein vertaner Tag. Abends frischt der Sturm wieder stärker auf.


10.3.1996
Der Regen ist wieder in Schnee übergegangen. Es ist ca. -7° C. Nachmittags gehen wir ins Café Busen (benannt nach der Kleidung der Bergarbeiter) und essen ein Stück Erdbeersahnetorte. Für norwegische Verhältnisse und wenn man bedenkt, daß alles eingeflogen wird, ist das Café Busen superbillig.

Danach gehen wir ins Svalbardmuseum. Das Museum ist nicht so interessant, schon gar nicht im Vergleich zu dem Amundsen-Museum in Tromsø.

Heike hat die Erdbeertorte wohl nicht so gut vertragen, jedenfalls muß sie sich drei mal übergeben. Trotzdem gehen wir nochmal ins Caf´ Busen und essen "Mittag". Den täglich wechselnden Mittagstisch gibt es von 12-18 Uhr und er kostet 60 NKR was für norwegische Verhältnisse superbillig ist, und für spitzbergische schon sowieso. Allerdings müssen auf Svalbard keine Steuern abgeführt werden, das wirkt den hohen Preisen sicher ein wenig entgegen.

Danach gehen wir wieder zum Hotel zurück. Der Schnee geht wieder in Regen über, alles ist klatschnaß.

Alles in allem sind wir ziemlich enttäuscht über unseren Spitzbergentrip, wir hatten zwar in Betracht gezogen, daß das Wetter eventuell schlecht ist, und wir vor lauter Schneesturm nichts sehen können, aber daß es dort im März ständig regnet, damit konnten wir nun wirklich nicht rechnen!!! Immerhin, wir sind mal dagewesen. Vielleicht will ich Svalbard später im Sommer mal erleben, dann aber richtig Touren ins Landesinnere machen. Aber wer soll das bezahlen???


11.3.1996
Um 3:30 klingelt der Wecker. Der Bus, der uns zum Flughafen bringt, ist proppevoll. Nach einiger Warterei im Flughafen fliegen wir mit ca. einer halben Stunde Verspätung los. An Bord der SAS-Maschine wird leckeres Frühstück serviert, wir beobachten einen wunderschönen Sonnenaufgang. Vor der Landung in Tromsö genießen wir bei bestem Morgenwetter einen Superausblick, auf die vielen kleinen norwegischen Inseln mit ihren Bergen, Häusern und Straßen.

Unten angekommen beladen wir unseren VW-Bus, der friedlich auf uns gewartet hat und fahren los. Die Sonne scheint, und die Straßen sind eisfrei. Es ist eine schönes Fahren nach wochenlanger Fahrt auf Eispisten. Nach einer guten Stunde holt uns dann doch die Müdigkeit ein. Wir schlafen ein paar Stunden.

Dann geht es weiter Richtung Süden. Die norwegische Landschaft ist grandios, aber vorankommen tut man nicht so recht, da sich die Straße schlängelt, eine Kurve nach der anderen, es geht über Berg und Tal. An einer Stelle ist die E6 durch eine Fähre unterbrochen. Wir müssen fast eine Stunde auf die Fähre warten. Ich nutze die Zeit um unseren 20l-Reseverkanister mit günstigem finnischen Kraftstoff in den Tank zu befördern.

Die Fähre soll 72 NOK kosten. Wir haben aber nur noch 36 NOK. Wenn wir die Fähre nicht nehmen, bedeutet das einen Umweg von 500 km. Die Kreditkarte wird nicht akzeptiert, aber man verkauft uns dann netterweise ein paar Fahrscheine deren Wert wohl bei 36 NOK liegt (wahrscheinlich ein Fahrrad und ein Hund) und läßt uns mitfahren.

Abends, wir haben gerade 350 km geschafft, übernachten wir auf einem Parkplatz am Straßenrand. Die Nacht bleibt frostfrei.


12.3.1996
Ungefähr 200 km müssen wir noch durch Norwegen bis Storjord fahren, dann biegen wir links nach Schweden ab. Wir fahren die Paßstraße hoch, es wird wieder merklich kälter. Von wenigen kleinen Stücken abgesehen, ist aber auch hier die Straße eisfrei. Kurz vor Arjeplog biegen wir in eine kleine Straße, um ein paar Kilometer abzukürzen. Wir fahren 60 km auf diesen kleinen schneebedeckten und vereisten Straßen, ohne daß uns auch nur ein einziges Auto begegnet. Dreimal müssen wir abbiegen. Da die Wegweiser aber immer erst direkt an den Einmündungen stehen, können wir auf der spiegelglatten Fahrbahn nicht mehr bremsen, müssen vorbeifahren, langsamer werden, wenden, zurückfahren und dann abbiegen.

Ein paarmal bedecken spiegelglatte Eisflächen die Straße, wohl zugefrorene Tauwasserpfützen. Wenn wir drüber hinwegrauschen, habe ich immer Angst, daß sie hohl sind, und das Eis so dünn ist, daß wir einkrachen und steckenbleiben oder das Auto beschädigen, aber es passiert nichts.

Als wir nach dieser Fahrt dann endlich am Inlandsvägen ankommen ist dieser weitestgehend eisfrei, es läßt sich hervorragend fahren. Wir fressen ordentlich Kilometer in Richtung nach Hause. Draußen sinkt das Thermometer teilweise bis -11° C ab.

Wir übernachten kurz hinter Östersund.


13.3.1996
Diese Nacht war das Auto wohl das letzte mal von innen gefroren. Zum Glück müssen wir die Frontscheibe nicht mehr auftauen, das hat die Sonne schon weitestgehend für uns getan.

Wir fahren weiter auf dem Inlandsvägen Richtung Süden. In der Gegend von Storuman ist ein Brücke gesperrt. Eine Umleitung ist ausgeschildert. Die Umleitung führt direkt über den zugefrorenen See. Sie ist für Fahrzeuge bis 20 Tonnen zugelassen. Es ist witzig über das Eis zu fahren.

Ein Klappern in der Gegend des rechten Vorderrades, welches ich schon ca. sieben Fahrtage höre, wird immer lauter. Ich entdecke aber keinen Fahler. Vielleicht sind es die Traggelenke, oder die Stoßdämpfer oder sonstwas. (Anmerkung vom April 1997: Das Klappern ist immer noch manchmal zu hören, der Wagen fährt noch...)

Als wir in der Gegend um Morå unsere Nachmittagspause machen, verspüre ich aufeinmal die unbändige Lust zu MC Donalds zu gehen. Wir hoffen, daß es in Karlstad einen gibt, das bedeutet nur knapp 20 km Umweg.

Wir kommen abends nach Karlstad und finden besagtes Restaurant auf Anhieb. Wir kaufen eine ganz große Tüte mit Pommes und Burgern und verspeisen diese auf einem Rastplatz im Auto.

MC Donalds ist in Schweden inzwischen richtig günstig geworden. Hier kostet der Cheeseburger nicht wie bei Burger King in Tromsö 6,50 DM, sondern nur 1,80 DM.

Wir fahren noch ein ganz kleines Stück und übernachten dann an einem großen Rastplatz.


14.3.1996
Heute wollen wir bis Trelleborg fahren. Wir starten und kommen gegen Mittag in Mölndal bei Göteborg an, wo wir unsere Spikereifen zurückgeben wollen. Ein ganz wenig habe ich ein mulmiges Gefühl, weil die Spikes doch schon ziemlich abgefahren sind, aber wir haben ja auch genug Geld bezahlt. Leider müssen wir heute 1,5 Stunden warten, bis unsere Räder endlich gewechselt werden, aber es gibt sonst keine Probleme. Als wir die Sommerreifen wieder haben, bemerke ich Ölspritzer am Heck des Wagens. Der Ölpegel ist auch plötzlich knapp unter Minimum. Na toll! Der Motor ist von unten verölt, Ich kaufe an einer Tankstelle Öl, wir füllen nach, und fahren nun nicht mehr ständig Vollgas. Bei Vollgas läuft der VW-Bus gerade die oft auf schwedischen Straßen erlaubten 110 km. Der Ölverbrauch ist dann doch nicht so dramatisch, aber er ist nicht zu leugnen. Ich befürchte, daß die Zylinderkopfdichtung kaputt ist. (Zuhause stellt sich später alles als noch unangenehmer heraus: Der Zylinderkopf selbst ist defekt. Kostenpunkt bei einer kleinen Werkstatt: 2000.- DM. Ich habe die Summe noch einmal in mein geliebtes Wägelchen investiert!)

Abends kommen wir in Trelleborg an. Wir freuen uns schon tagelang auf das Captain's Dinner, das skandinavische Buffet, welches man auf den Schiffen der TT-Line bekommt. Zurück fahren wir nämlich nicht nach Rostock sondern nach Travemünde, was tagsüber nur 20.- DM teurer ist. Unsere verdrängten Befürchtungen bestätigen sich aber, das Buffet wird auf der morgigen Fahrt nicht stattfinden, weil zu wenig Leute die Überfahrt gebucht haben. Etwas frustriert sitzen wir im Auto. Wir wollen im Hafen gelände übernachten die Fähre geht morgen um 11 Uhr.

Ich verspüre aufeinmal die unbändige Lust zu duschen. Wir haben auch eine Primitivdusche zum Aufbauen im VW-Bus dabei. Sie sieht aus wie ein Riesenkondom. Das Wasser erwärme ich auf dem Herd. Wir parken direkt über einem Gully und ich dusche im Hafengelände. Etwas komisch komme ich mir schon vor, aber hinterher fühle ich mich sauwohl.


15.3.1996
Morgens schauen wir auf die Ostsee. Sie ist völlig eisfrei. Um kurz vor 11 fahren wir auf das Schiff. Es beginnt eine mäßig interessante Fährfahrt. Wenigstens werden an Bord deutsche Zeitschriften verkauft. Wir lesen und schauen aus dem Fenster.

Eine halbe Stunde vor Travemünde, unglaublich, Treibeis soweit das Auge reicht. Wir machen noch unsere letzten Fotos. In Spitzbergen ist das Meer eisfrei, und hier Treibeis! Verkehrte Welt. Wir haben uns das falsche Jahr für unseren Nordlandtrip ausgesucht. Trotzdem war es ein schöner Urlaub, und bestimmt nicht der letzte im winterlichen Norden.

Das Alltagsleben hat uns wieder.
Du bist Leser Nummer seit dem 15.12.1997

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